Leaving Paradise (German Edition)
mustert Maggie und mich. »Ist es heiß draußen?«, fragt sie.
Maggie schüttelt den Kopf, gleichzeitig sage ich: »Nicht besonders.«
»Warum habt ihr dann beide knallrote Wangen?«, fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
Mist. Während Maggie mit den Achseln zuckt und in die Küche marschiert, informiere ich die alte Dame: »Ich bin ein Kerl. Wir bekommen grundsätzlich keine knallroten Wangen.«
»Aha«, sagt sie.
Nachdem wir die Plätzchen gegessen haben, die sie nach ihrem persönlichen Butterplätzchengeheimrezept gebacken hat, wie sie betont, gehe ich raus in den Garten. Bei meiner Arbeit werfe ich Maggie immer wieder heimliche Blicke zu. Sie kniet auf der Erde und pflanzt Blumenzwiebeln, während Mrs Reynolds sie alle naselang wortreich instruiert.
Als die alte Dame ihr Nickerchen macht, lausche ich bei der Arbeit am Pavillon Maggies Summen. Es ist beruhigend. Ihre Stimme schwebt durch die Luft zu mir, während ich arbeite. Aber als das Summen aufhört und ich hochblicke, ist Maggie nicht mehr da. Ich gehe ins Haus.
Ich finde sie in der Küche, wo sie Zitronen aus dem Kühlschrank nimmt. Ich sehe ihr zu, während sie sie schneidet und in einen Krug auspresst.
»Verfolgst du mich etwa?«, fragt sie, sieht mir dabei aber nicht in die Augen.
»Ja«, erwidere ich.
»Wieso?«
»Ehrlich?«
Sie sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Ich gebe ihr die einzige offene und ehrliche Antwort, die ich habe: »Ich möchte da sein, wo du bist.«
30 Maggie
»Maggie!« Mrs Reynolds Stimme schallt durch das Haus.
Caleb weicht zurück und wirft mir einen hilflosen Blick zu. Dann sagt er: »Ich schätze, das ist mein Stichwort, zurück an die Arbeit zu gehen«, und verlässt die Küche.
Ich stehe da mit einer halben Zitrone in der Hand. Ich bin sprachlos. Ich bin aufgewühlt … ich bin ein Wrack. Caleb möchte da sein, wo ich bin.
Hier handelt es sich nicht um irgendeinen unwichtigen Typen. Wir reden von CALEB BECKER , dem Jungen, von dem ich, wie mir scheint, schon mein ganzes Leben lang träume. Der Junge, den ich früher von meinem Fenster aus beobachtete, nur um mich über die Zeit hinwegzutrösten, bis ich das nächste Mal im selben Raum wie er sein würde.
Wir reden von dem Jungen, der mich mit dem Auto angefahren und auf der Straße hat liegen lassen.
Aber wenn ich in seine Augen blicke, sehe ich, dass er nicht der Caleb Becker ist, den ich einst kannte. Der alte Caleb interessierte sich nur für sich selbst. Ich hatte nie das Gefühl, dass er sich der Welt um sich herum bewusst war oder dass sie ihm etwas bedeutete. Hat mein Herz begonnen, ihm zu vergeben?
Ich bin gestern Abend weggerannt, weil unser Kuss perfekt war. Er war so, wie ich mir unseren ersten Kuss immer erträumt hatte. Ich ließ ihn allein, weil ich Angst hatte, dass er mich nie wieder würde küssen wollen. Ich hatte Angst, dass er lachen würde oder … der perfekte Moment durch etwas ruiniert würde.
Als der Bus uns an der Ecke vor unseren Häusern absetzt, frage ich Caleb, ob er mit zu mir kommen möchte.
»Ist deine Mom zu Hause?«, fragt er.
»Sie kommt erst in einer Stunde.«
Er zuckt mit den Achseln und sagt: »Klar.«
Ich führe ihn in unser Haus und hinauf in mein Zimmer. »Mom würde ausflippen, wenn sie wüsste, dass du hier bist, in meinem Zimmer … allein mit mir.«
»Ja, meine auch«, sagt er. »Soll ich lieber gehen?«
Ich lächle. »Nein.« Es geht darum, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, und nicht darum, diejenigen zu befolgen, die unsere Eltern für uns getroffen haben.
Er betrachtet das in Gelb und Rosa gehaltene Zimmer, macht sich damit vertraut. Er nimmt ein Paar rot-weiße Boxhandschuhe, die über meinem Bett hängen in die Hand. »Deine?«
»Ich habe sie bekommen, als ich im Krankenhaus lag«, erzähle ich ihm. »Du weißt schon, sie sollten mich daran erinnern zu kämpfen.«
Er betrachtet die Boxhandschuhe mit einem wehmütigen Lächeln. »Ich bin das Kämpfen leid. Ich bin es leid, den Abend des Unfalls immer wieder zu durchleben.« Er sagt es fast zu sich selbst, als würde er einen persönlichen Gedanken mit mir teilen.
Ich nehme ihm die Boxhandschuhe aus der Hand. »Ich auch.« Und zum ersten Mal seit jener schicksalhaften Nacht meine ich es auch so. Als sein Blick sich in meinen bohrt, frage ich: »Warum willst du in meiner Nähe sein? Ehrlich.«
Er schüttelt ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Er fährt sich frustriert mit der Hand über den Kopf. »Und, Mensch, ich
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