Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)
sagt womöglich: „Was ist los? Hast du nicht gesehen, dass ich angerufen habe?“ Das Mobiltelefon beschleunigt ohne Zweifel unser Alltagsleben und ist ein Säbelzahntiger, der uns durch den Großstadtdschungel hetzt. Obwohl die Idee und die Möglichkeit, allerorts in dringlichen Fällen kommunizieren zu können, durchaus gut sind, ist dieses Vorhaben – so wie viele andere gute Ideen von klugen Leuten – nach hinten losgegangen.
Wir müssen dabei an die Strahlung noch gar nicht denken, über die Experten nach wie vor streiten und deren Auswirkungen auf die Gesundheit noch immer nicht geklärt sind.
Clemens G. Arvay: Die Österreichische Ärztekammer und andere Institutionen des Gesundheitswesens, natürlich auch in Deutschland, haben sich allerdings ganz klar positioniert und warnen vor gesundheitsschädigenden Auswirkungen des Mobiltelefons. Handystrahlung führe zu einem statistisch signifikanten Anstieg von Tumorerkrankungen – zu diesem Ergebnis kommen einige Studien.
Roland Düringer: Es gibt natürlich auch Studien, die sagen, es passiert nichts. Es ist aber im Grunde egal, denn selbst falls die Strahlungen keinen Krebs erzeugen und die Gesundheit nicht beeinträchtigen sollten, kann das Mobiltelefon meiner Meinung nach dennoch Krebs hervorbringen, weil du damit ständig unter Stress stehst, und dieser dein Immunsystem langfristig schwächt. Diese Technologie würde uns auch dann nicht wohltun, wenn sie nicht mit Strahlung verbunden wäre. Der kritische Punkt ist, zu erkennen, bis zu welchem Punkt das Gerät uns noch dient und ab wann wir dem Gerät dienen, das uns zu bestimmten Verhaltensweisen zwingt. Wenn es erst so weit ist, dass du aus dem Haus gehst und auf dem Weg zum Auto merkst: „Verdammt, ich habe das Handy vergessen“, und dann zurückläufst, um es zu holen, dann weißt du, dass das Handy gewonnen hat. Die meisten Menschen haben ihr Mobiltelefon einfach immer dabei und werden nervös, wenn sie es vergessen haben. Dabei haben wir früher sehr gut ohne dieses Ding gelebt, haben aber im Nachhinein das Gefühl, als würde ohne solche technischen Errungenschaften nichts mehr gehen.
Diese Entwicklung wird natürlich weitergehen und wir werden immer mehr Technologien anhäufen, nach denen heute niemand verlangt, die uns aber später als unverzichtbar erscheinen werden.
Hier in diesem Raum, in dem wir sitzen, sind zum Beispiel alle Radiosender und alle Fernsehsender vorhanden. Was uns im Moment fehlt, ist lediglich der Kasten, der sie empfangen kann.Hier spielt gerade Radiomusik und es laufen die Nachrichten. Ich bräuchte nur den nötigen Kasten dazu, an dem ich Sender und Frequenz wähle, und dann könnte ich das alles hören. Wenn ich das Gerät aber nicht besitze, nehme ich nichts von alledem wahr. Vielleicht geht die Entwicklung unserer Kommunikation so weiter, dass wir eines Tages auch ohne Telefon miteinander kommunizieren können, weil wir den Empfänger bereits implantiert haben, oder dass wir überhaupt kein Gerät mehr benötigen, um die Frequenzen zu empfangen.
Clemens G. Arvay: Denkst du dabei an so etwas wie Telepathie?
Roland Düringer: Ich nenne es einmal vorsichtig „eine andere Art der Kommunikation“. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es den Menschen in einer vergangenen Zeit möglich war, auf Ebenen miteinander zu kommunizieren, die uns heute verborgen sind. Genauso kommunizieren Tiere auf einer Ebene, die wir nicht verstehen. Sie sind miteinander verbunden, auch die Pflanzen, nicht wahr? Wenn der Löwenzahn hier im April auf der Wiese zu blühen anfängt, dann ist das nicht so, dass ein Löwenzahn herauskommt und einen Weckruf startet: „Freunde, auf geht’s, wir müssen zu blühen anfangen!“, sondern alle entfalten etwa zur selben Zeit ihre Blüten. Das geschieht aber nicht bloß auf einer Wiese, sondern überall. Der Löwenzahn kommt überall zur selben Zeit hervor. Wie kann ich das deuten? Offenbar stehen diese Pflanzen miteinander in Verbindung. Sie kommunizieren auf einer Ebene miteinander, die wir nicht verstehen. Vielleicht sind sie über den Kosmos miteinander verbunden.
Clemens G. Arvay: Es spricht nun der Biologe aus mir, wenn ich sage: Ich wäre mit solchen Interpretationen etwas vorsichtiger.Die Bedingungen, die für den Löwenzahn zu einem bestimmten Zeitpunkt günstig sind, um Blüten zu bilden, treten nun einmal in der jeweiligen Region überall etwa zum selben Zeitpunkt ein.
Löwenzahn in Norddeutschland blüht nicht unbedingt zur
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