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Lebe lieber innovativ

Lebe lieber innovativ

Titel: Lebe lieber innovativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Seelig
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Woche voller spannender Herausforderung: Sie durchforsteten Zeitungen auf der Suche nach
Aufgabenstellungen und machten anschließend ein Brainstorming, um kreative Lösungen zu finden. Sie fertigten Entwürfe für neue Unternehmensgründungen an, trafen potenzielle Kunden, drehten Werbespots und präsentierten ihre Ideen am Ende vor einer Kommission aus erfolgreichen Führungskräften. Nach diesem Projekt waren sie bereit, sich nahezu jeder Herausforderung zu stellen.
    Eine Gruppe habe ich besonders in Erinnerung behalten: Es handelte sich um drei junge Frauen, für die das Projekt ein voller Erfolg war. Als sie die erste Aufgabenstellung erhielten, bekamen sie es mit der Angst zu tun. Doch am Ende der Woche hatten sie eine fabelhafte Idee entwickelt, die ihnen nicht nur großes Lob von der Bewertungskommission einbrachte, sondern sogar auch Startkapital von Investoren. Sie hatten einen mobilen Heimservice für die Anprobe von BHs entwickelt. Grundlage dafür war ihre Beobachtung, dass diese Prozedur den meisten Frauen peinlich ist und viele deshalb letztendlich mit schlecht sitzenden BHs das Geschäft verlassen. Sie hatten ein ansprechendes Werbevideo dazu gedreht, das alle von der interessanten Geschäftsidee überzeugte.
    Am letzten Tag des Workshops sagte eine der jungen Frauen zu mir: »Jetzt weiß ich, dass es keine Aufgabe gibt, der ich nicht gewachsen bin.« Wie auch all die anderen Studenten verfügte sie bereits über die nötigen Fähigkeiten, um Erstaunliches zu vollbringen. Das Einzige, was wir ihr geboten hatten, war ein greifbarer Beweis und – die wirksamste Bescheinigung dafür, Probleme einfach umzukehren und Chancen aus ihnen zu machen.

3
BIKINI ODER TOD
    Der bekannte Psychologe B. F. Skinner hat einmal geschrieben, dass alles menschliche Verhalten als Anpassung an einen einzelnen Menschen, an das menschliche Erbgut oder an die Gesellschaft insgesamt verstanden werden kann. 1 Diese drei Kräfte stehen jedoch häufig in Konflikt zueinander, wodurch erhebliche Spannungen entstehen. Die gesellschaftlichen Regeln, die vom Gesetzgeber, religiösen Gruppen, unseren Vorgesetzten, Bildungseinrichtungen sowie von unserem persönlichen Umfeld aufgestellt werden, spielen in unserem Leben eine ganz wichtige Rolle. Da uns die Grundsätze, die diese Institutionen formulieren, von allen Seiten umgeben, geraten wir immer wieder in Situationen, in denen wir uns gezwungen sehen, Regeln zu brechen. Denn nur so können wir unsere persönlichen Wünsche und Bedürfnisse befriedigen. Zweck der gesellschaftlichen Regeln und Normen ist es, unsere Welt besser zu organisieren, sie vorhersehbarer zu gestalten und zu verhindern, dass wir einander verletzen.

    Wann aber ist eine Regel tatsächlich nichts weiter als ein Vorschlag? Und wann werden Empfehlungen zu Regeln? Tagtäglich geben uns allgegenwärtige Hinweisschilder vor, was wir zu tun und zu lassen haben. Schriftliche Anweisungen schreiben vor, wie wir uns verhalten sollen, und soziale Grundsätze drängen uns dazu, innerhalb eines bestimmten Rahmens zu handeln. Viele Regeln stellen wir in der Tat auch selbst auf – und werden dazu größtenteils von anderen Menschen noch ermutigt. Diese Regeln werden Teil unseres Wesens, während wir durchs Leben gehen. Das, was wir für unsere Handlungsmöglichkeiten halten, umreißen wir mit imaginären Linien – mit Linien, die uns oft noch viel stärker einschränken als die von der Gesellschaft vorgegebenen Regeln. Wir definieren uns über unseren Beruf, unser Einkommen, unseren Wohnort, unser Auto, unsere Ausbildung oder sogar über unser Horoskop. Jede Definition legt uns auf bestimmte Annahmen darüber fest, wer wir sind und was wir können. Das erinnert mich an ein berühmtes Zitat aus dem Film My Dinner with André , zu deutsch: Mein Abendessen mit André , das besagt, dass New Yorker »Gefangene und Gefängniswärter zugleich sind und deshalb nicht länger (…) fähig sind, das Gefängnis, das sie sich selbst geschaffen haben, zu verlassen oder es auch nur als Gefängnis zu erkennen.« Mit unseren selbst auferlegten Regeln schaffen wir uns unser eigenes Gefängnis – wir sperren uns in dem Korsett einer bestimmten Rolle ein und damit eine unendliche Vielfalt an Möglichkeiten aus. Doch was geschieht, wenn wir die gängigen Überzeugungen, die dem zugrunde liegen, anzweifeln? Welche Folgen – gute und schlechte – hat es, wenn man von dem vorgeschriebenen Pfad abweicht? Was passiert mit denjenigen, die die Regeln

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