Lebe lieber innovativ
gesamten Universität ihre unterschiedlichen
Begabungen auf der Bühne präsentieren sollten. Die Gruppe hoffte, damit viele Zuschauer anzulocken, die ansonsten keine Tanz-, Theater- oder Konzertveranstaltungen besuchten, und ihnen damit auch das reguläre Programm schmackhaft zu machen.
Als dann die Aufgabenstellung lautete, eine ausnehmend schlechte Geschäftsidee zu entwickeln, gab es im Kurs fast kein Halten mehr: Eine Gruppe schlug vor, in der Antarktis Bikinis zu verkaufen, eine andere wollte ein Restaurant eröffnen, das Kakerlaken-Sushi anbietet, und wieder eine andere schlug vor, ein Herzinfarkt-Museum zu gründen. In allen Fällen wurden aus den »schlechten« Ideen recht interessante Vorschläge für neue Unternehmensgründungen, die durchaus ernsthafte Beachtung verdienten. So kam beispielsweise die Gruppe, die den Auftrag hatte, Bikinis in der Antarktis zu verkaufen, auf den Slogan Bikini oder Tod . Sie wollten Menschen, die abnehmen wollten, auf eine Reise in die Antarktis schicken, denn gegen Ende dieses kräftezehrenden Unterfangens würden sicher alle wieder in ihre Bikinis vom letzten Sommer passen. Die Gruppe, die Kakerlaken-Sushi auf der Menükarte haben sollte, erfand ein Restaurant namens La Cucaracha , in dem exotische Arten von Sushi aus unkonventionellen, aber nährstoffreichen Zutaten zubereitet wurden – ein Angebot, das auf abenteuerlustige Gourmets abzielte. Die Gruppe, die das Herzinfarkt-Museum gründen sollte, nutzte die Idee als Ausgangspunkt für ein Museum, das sich voll und ganz den Themen Gesundheit und Präventivmedizin widmete. Alle Gruppen hatten bestechende Namen, Slogans und Werbespots für ihre Unternehmen entwickelt.
Die Übung ist eine großartige Möglichkeit, unseren Horizont für die Lösung von Problemen zu erweitern, weil sie
zeigt, dass in den meisten Ideen – selbst in jenen, die bei oberflächlicher Betrachtung unsinnig oder dumm erscheinen –, zumindest ein Minimum an Potenzial steckt. Bei dieser Übung wird auch die gängige Auffassung, dass eine Idee entweder gut oder schlecht sein muss, infrage gestellt. Und sie zeigt, dass man nur die richtige Einstellung braucht, um in fast allen Ideen oder Situationen, mit denen man konfrontiert wird, etwas Wertvolles zu entdecken. Auch wenn man die Bikini-oder-Tod -Reise in die Antarktis niemals ernsthaft anbieten würde, könnte sie doch ein interessanter Ansatzpunkt für eine realistischere Idee sein.
Mein alter Freund John Stiggelbout hat das Konzept, eine gute Idee auf den Kopf zu stellen, bei der Bewerbung für sein Aufbaustudium an der Graduate School angewendet. Er tat etwas, was jeder normale Mensch für eine denkbar schlechte Idee halten würde, aber sie erwies sich als genial. Er hatte sich damals in allerletzter Minute dazu entschlossen, Wirtschaft zu studieren. Da er bereits alle Anmeldefristen verpasst hatte, beschloss er, eine unkonventionelle Bewerbung zu schreiben, die sich von allen anderen abheben sollte. Statt darin seine eindrucksvollen Leistungen aufzuführen, wie es üblich war, wertete er seine Bewerbung mit einem »Empfehlungsschreiben« von einem seiner ehemaligen Professoren auf, der behauptete, Johns bester Freund und Zellengenosse im Gefängnis gewesen zu sein. In dem Brief beschrieb er John mit den ungewöhnlichsten Attributen, die eine Zulassungskommission wohl je über einen Bewerber gehört hat – beispielsweise erwähnte er Johns Fähigkeit so laut zu rülpsen, dass davon ein Einweckglas aufsprang. Statt John gleich aus dem Rennen zu werfen, wurde man in der Zulassungsstelle unglaublich neugierig auf ihn und lud ihn zum Vorstellungsgespräch ein. John
war so freundlich, den Lesern dieses Buches das »Empfehlungsschreiben« zur Verfügung zu stellen:
Ich habe John Stiggelbout als Mitreisenden im Greyhound-Bus kennen gelernt. Er muss bewusstlos geworden sein und lag hinten im Bus auf dem Boden. Neben ihm lagen eine Styroportasse und Bonbonpapier, er war mit Zigarettenkippen übersät und hielt eine Flasche billigen Wein in der Hand. Er ist mein bester Freund. Nachdem sie uns bei unserem Raubüberfall auf den Supermarkt geschnappt hatten, wurden wir Zellengenossen.
Einmal sind wir nach einer herzhaften Mahlzeit bei der Heilsarmee zu einem Revival-Treffen gegangen, bei dem wir beide versucht haben, dieselbe Frau abzuschleppen. (Er kann Niederlagen und Demütigungen gut wegstecken – offensichtlich ist er ein geübter Verlierer.)
Er hat beeindruckende Vorzüge, die jeder Schülerfirma,
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