Lebe lieber innovativ
völlig klar, dass es nur ein Bruchteil der Bücher auf die Bestsellerlisten schaffen wird. Verleger, Spielzeughersteller, Filmproduzenten und Risikokapitalisten wissen, dass der Weg zum Erfolg mit Fehlschlägen übersät ist.
Der Unternehmensgründer Mir Imran hat dutzende Unternehmen ins Leben gerufen, häufig sogar mehrere gleichzeitig. 5 In Anbetracht dessen, dass in fast jeder beliebigen Branche die Mehrheit der Start-up-Unternehmen scheitert, hatte er eine bemerkenswerte Erfolgsquote. Darauf angesprochen, räumt Mir ein, der Schlüssel zu diesem Erfolg würde darin liegen, sich notfalls frühzeitig von Projekten wieder zurückzuziehen. Mit einem rigorosen Auswahlverfahren sondert er Projekte mit geringen Erfolgsaussichten aus. Im Gegenzug investiert er zunehmend in Vorhaben, die es auf dem freien Markt höchstwahrscheinlich schaffen werden. Vor allem in der Planungsphase, noch bevor er überhaupt ein neues, risikoreiches Unternehmen ins Leben ruft, setzt er auf Disziplin
und Analyse, um die langfristigen Erfolgschancen der Firma zu erhöhen.
Es ist immer schwierig, ein Projekt wieder aufzugeben, doch es fällt wesentlich leichter, dies in einem frühen Entwicklungsstadium zu tun – nämlich bevor die investierte Zeit und Energie ins Unermessliche gestiegen sind. Das gilt übrigens für alle Lebensbereiche: Für den Beruf, für Investitionen an der Börse und für zwischenmenschliche Beziehungen aller Art. Leonardo da Vinci stellte einst fest: »Es fällt leichter, am Anfang zu widerstehen als am Ende.« Bob Sutton, 6 Experte für Organisationsverhalten, beschreibt die sogenannte »Da-Vinci-Regel« detailliert in seinem Buch Der Arschloch-Faktor – vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten in Unternehmen. Darin geht es unter anderem um die Möglichkeit, Arbeitsplätze, die nicht zu uns passen, aufzugeben, sobald sie für uns unerträglich werden. Er schreibt:
»Vielen Menschen ist klar, dass das Argument der unwiederbringlichen Kosten, die man in ein Projekt gesteckt hat, eigentlich keine Rolle spielen dürfte. Dennoch ist das »Schon-zu-viel-investiert-um-aufzugeben-Syndrom« eine starke Antriebskraft für das menschliche Verhalten. Wir rechtfertigen all die Zeit, die Mühe, die Leiden und die vielen Jahre, die wir in eine bestimmte Angelegenheit investiert haben, indem wir uns selbst und anderen weismachen wollen, dass das Ganze schon irgendwie wertvoll oder wichtig gewesen sei. Ansonsten hätten wir dieser Sache wohl kaum einen so großen Teil unseres Lebens gewidmet.«
Etwas zu beenden hat wirklich einen unglaublich stärkenden Effekt. Es erinnert uns daran, dass wir die Kontrolle über die Situation haben und gehen können, wann wir wollen. Wir müssen nicht unser eigener Gefängniswärter sein, der uns an einem Arbeitsplatz gefangen hält, der nicht zu uns passt. Das heißt aber nicht, dass es einfach wäre, etwas aufzugeben. Ich habe selbst bereits einige Jobs gekündigt, die nicht zu mir gepasst hatten, und Projekte aufgegeben, die fehlschlugen, doch das war jedes Mal extrem schwierig. Wir haben gelernt, das Aufgeben als ein Zeichen von Schwäche anzusehen, obwohl in vielen Situationen genau das Gegenteil der Fall ist. Manchmal ist es sogar die mutigste Alternative, weil wir uns so mit unseren Fehlschlägen auseinandersetzen und sie öffentlich eingestehen müssen. Das Gute dabei ist, dass man anschließend völlig befreit neu starten kann. Wenn man sich die Zeit nimmt, um das Geschehene zu analysieren, kann das Aufgeben eine kostbare Lernerfahrung sein.
Als Randy Komisar seinen Posten als Vizepräsident von Claris aufgab, einem Software-Unternehmen, das sich aus Apple ausgegliedert hatte, glaubte er, gescheitert zu sein. Randy, der seine Ziele stets klar vor Augen hatte, verließ Claris in dem Moment, als ihm klar wurde, dass er diese Ziele dort niemals erreichen würde. Randys »Niederlage« stieß auf großes Interesse in der Öffentlichkeit und schmerzte ihn außerordentlich. Doch kurz darauf stellte er fest, dass er dank seines Ausscheidens aus dem Job nun seine eigentlichen Leidenschaften neu bewerten und neu bestimmen konnte, wie er seine Fähigkeiten künftig am besten einsetzen wollte. Er erkannte plötzlich den Grund für seine Unzufriedenheit bei Claris : Ihn hatten dort weder das Produkt noch seine Tätigkeit wirklich begeistert. Es machte ihm viel mehr Freude, sich Gedanken
über das Gesamtbild eines Unternehmens zu machen und dessen Visionen unter die Lupe zu
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