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Lebe lieber innovativ

Lebe lieber innovativ

Titel: Lebe lieber innovativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Seelig
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nehmen. Das Alltagsgeschäft in der Unternehmensführung inspirierte ihn dagegen kaum.
    Als Randy gefragt wurde, ob er Geschäftsführer in einem neuen Unternehmen werden wolle, schlug er stattdessen vor, mit dem Geschäftsführer beim Festlegen einer Marschrichtung für die Firma zusammenzuarbeiten. So schaffte er sich selbst eine ganz neue Rolle – er wurde »virtueller Geschäftsführer« – und konnte sich dadurch gleichzeitig in mehreren Unternehmen engagieren. Er diente anderen Geschäftsführern als Coach, als kritischer Gesprächspartner und als Berater, doch er selbst trug nicht die Verantwortung für das Tagesgeschäft. Das war eine optimale Lösung für alle Beteiligten. »Dank des Fehlschlages konnte ich meine persönlichen Vorlieben besser mit den Geschäftsmöglichkeiten in meinem Umfeld in Einklang bringen«, sagte Randy später. Diese Geschichte beweist auf eindrucksvolle Art, dass es sehr wichtig ist zu lernen, wann man besser aufgeben sollte. Man muss wissen, wann es sich nicht länger lohnt, auf einer aussichtslosen zu Idee beharren, sondern Zeit ist, sich etwas Neuem zuzuwenden.
    Man kann Fehlschläge auf unterschiedliche Arten in Erfolge umwandeln. Ein denkwürdiges Beispiel dafür, wie aus einer großen Enttäuschung ein großer Gewinn erzielt werden konnte, lieferte der eingangs beschriebene Innovationswettbewerb, bei dem Studenten innerhalb von fünf Tagen aus Gummibändern einen Wert schaffen sollten. Ein Team hatte damals beschlossen, einen »Wunschbaum« zu gestalten. Sie wählten einen passenden Baum mitten auf dem Campus, gegenüber der Universitätsbuchhandlung, aus und umwickelten
den Stamm mit Draht. Dann befestigten sie mit den Gummibändern Botschaften an dem Draht. Ihre Idee war, dass jeder, der vorbeikam, einen Wunsch an den Baum hängen sollte. Das Team kündigte die Aktion überall an, auf den Internetseiten verschiedener Netzwerke, über Mailingaktionen und indem sie sich vor den Baum stellten und Passanten aufforderten, dort einen Wunsch aufzuhängen. Nur leider hatten die Leute kein Interesse daran.
    Die Studenten versuchten, das Projekt in Schwung zu bringen, indem sie zunächst selbst Wünsche an den Baum hängten. Doch auch das fand nur wenige Nachahmer. Dann wurde ihre Werbung etwas aggressiver und sie forderten die Passanten noch direkter zum Mitwirken auf. Aber auch das half nicht viel. Eine Sache machte die Enttäuschung der Studenten sogar noch bitterer: Keine 50 Meter weiter weckte ein ganz ähnliches Projekt jede Menge Aufmerksamkeit. Ein anderes Studententeam hatte im Rahmen des Wettbewerbs aus sehr langen Gummibändern ein riesiges Netz hergestellt, in das die Menschen ihre Geheimnisse hängen sollten. Das Netz war übervoll von farbenfrohen Zetteln mit Geheimnissen. Sie flatterten in der leichten Brise – ganz im Gegensatz zu dem fast kahlen Wunschbaum gleich nebenan.
    Die Wunschbaum-Gruppe kam nach einiger Zeit zu dem Schluss, dass ihre Aktion fehlgeschlagen war. Doch das war noch nicht alles. Den Studenten gelang es, aus ihrer Erfahrung den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, und so drehten sie ein provokatives, dreiminütiges Video über ihren Fehlschlag. Darin dokumentierte das Team all seine Versuche, den Wunschbaum zu einem Erfolg zu machen, und stellte seinem eigenen Scheitern den Erfolg des Projektes »Netz der Geheimnisse« gegenüber. Sie feierten ihr Scheitern in aller Öffentlichkeit
und gaben bereitwillig ihre neuen Erkenntnisse darüber bekannt, warum Wünsche ganz offensichtlich weniger »fesselnd« waren als Geheimnisse. (Geschichten, Produkte und Internetseiten sind »fesselnd«, wenn sie uns dazu anregen, immer wieder auf sie zurückzukommen.) Sie machten auch deutlich, dass das Ganze nichts weiter war als ein Schritt auf dem Weg zu ihrer nächsten, übernächsten und jeder weiteren Projektidee.
    Auch in grandiose Ideen muss man eine Menge Arbeit investieren. Daher ist es unglaublich schwierig festzustellen, wann man bei einem Problem am Ball bleiben und auf den Durchbruch warten sollte und wann nicht. Hartnäckigkeit ist ja bekanntlich bewundernswert, doch ab wann wird es töricht, weiter an einem Projekt zu arbeiten, das womöglich niemals Erfolg haben wird? Gil Penchina, Geschäftsführer von Wikia, beschreibt das Dilemma sehr treffend: »Wenn man einen Holzklotz mit Benzin übergießt, ist das Ergebnis ein nasser Holzklotz. Gießt man das Benzin aber auf eine kleine Flamme, entsteht ein Inferno.« 7 Das heißt, man sollte unbedingt wissen,

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