Lebe lieber innovativ
ob man seine Energie in eine Sache investiert, die auch das Potenzial hat, sich auszuzahlen. Das ist eine der größten Herausforderungen im Leben. Oftmals verharren wir viel zu lange in auswegslosen Situationen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn sich ein Unternehmen auf ein aussichtsloses Produkt oder Projekt festlegt oder wenn der Einzelne an einer für ihn destruktiven Arbeitsstelle oder Beziehung festhält und hofft, dass alles von selbst besser wird.
Doch woher wissen wir, wann es Zeit ist zu gehen? Das ist eine komplexe philosophische Frage. Es ist stets eine enorme Herausforderung, unseren Wunsch, dass etwas funktionieren soll, von der realen Möglichkeit, dass es auch wirklich klappt,
zu unterscheiden. Natürlich gilt: Je mehr man in ein Projekt investiert, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Doch ganz unabhängig davon, wie viel Zeit, Geld und Energie man auch aufbringt, manche Bemühungen zahlen sich letztendlich nicht aus. Die wissenschaftlichste Antwort, die ich auf diese Fragestellung finden konnte, lautet: Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl und prüfen Sie Ihre Alternativen. Das ist im Wesentlichen der Punkt, den Sie ehrlich mit sich selbst ausmachen müssen. Sind Sie stark genug, um sich durch die vor Ihnen liegenden Probleme durchzuboxen und ein erfolgreiches Ergebnis zu erzielen? Oder sollten Sie besser einen anderen Weg einschlagen?
Aufgeben ist grundsätzlich sehr schwierig – noch schwieriger ist es allerdings, das in der richtigen Form zu tun. Ich kenne einige Menschen, die mit Anstand gekündigt haben, und andere, die dabei so ungeschickt vorgegangen sind, dass sie nur einen Scherbenhaufen hinterlassen haben. Wie in Kapitel 8 noch thematisiert wird, trifft man im Leben häufig mehrmals auf dieselben Menschen – und zwar meist unverhofft. Allein das ist schon Grund genug, vor einer Kündigung in jedem Fall die Folgen für uns und unser Umfeld sorgfältig zu bedenken. Abgesehen davon, dass es uns später zugutekommen kann, wenn wir mit Anstand kündigen, ist das einfach die korrekte Verhaltensweise. Eine Kündigung, mit der man seinen Kollegen, Freunden oder dem ehemaligen Unternehmen schadet, ist schwer zu rechtfertigen.
Einer meiner Kollegen hat mir von seiner ehemaligen Assistentin erzählt, die einst ausgezeichnete Arbeit abgeliefert hat. Er schrieb ihr hervorragende Beurteilungen und sprach ausführlich mit ihr über ihre Karrierechancen innerhalb seines
Teams. Dabei stellte sie jedoch klar, dass sie hoffe, eines Tages in einen anderen Bereich wechseln zu können, und mein Kollege unterstützte sie dabei. Er versprach ihr sogar, jederzeit als Referenz für sie aufzutreten. Vor diesem Hintergrund war er umso überraschter, als seine Assistentin eines Tages zu ihm kam und mit einer Frist von 14 Tagen kündigte. Das Team steckte mitten in der Bearbeitung eines großen Projektes, das drei Wochen später abgeschlossen werden musste. Genau eine Woche vor dem Abschluss wollte sie gehen, was das ganze Team in erhebliche Schwierigkeiten brachte. Mein Kollege bat sie mehrfach, doch noch die eine Woche länger zu bleiben, um ihm bei der Fertigstellung des Projektes zu helfen – immerhin waren dutzende Menschen direkt und mehrere tausend indirekt betroffen. Doch sie weigerte sich und sagte: »Ich weiß, dass Sie in jedem Fall über meinen Weggang unglücklich sein werden, ganz gleich, wann ich gehe. Also habe ich einfach beschlossen, das zu tun, was ich will.« Mein Kollege fühlte sich, als ob er einen Schlag in den Magen bekommen hätte. Es war nahezu unmöglich, auf die Schnelle die Lücke zu füllen, die sie in der letzten Woche der Projektphase hinterließ, und alle anderen mussten rund um die Uhr arbeiten, um sie zu schließen. Jeder, der mit dieser Assistentin zusammengearbeitet hat, wird ihre Entscheidung in Erinnerung behalten. Sie hatte zwar während der Zusammenarbeit zuvor hervorragende Arbeit geleistet, doch der Schaden, den sie ihrem eigenen Ruf durch die kurzfristige Kündigung zugefügt hatte, dürfte alle ihre guten Leistungen der vorherigen Jahre in den Schatten gestellt haben.
Im krassen Gegensatz dazu stehen die Menschen, die ihre Stellen auf bemerkenswert stilvolle Art kündigen. Selbst wenn sie kündigen, weil der Job nicht zu ihnen passt, hinterlässt die
Art und Weise, wie sie es tun, einen so guten Eindruck, dass alle Beteiligten ihnen in Zukunft jederzeit ein erstklassiges Empfehlungsschreiben ausstellen würden. Sie kündigen frühzeitig, so dass mögliche
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