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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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will nicht, dass sie sich Sorgen macht.«
    »Ach, krieg dich mal wieder ein. Kommst du jetzt mit mir im Büro rumschnüffeln oder willst du das brave kleine Mädchen spielen und dich im Flur verstecken?«
    Mit wütendem Blick drängte ich mich an ihm vorbei. Er öffnete die Tür und spazierte hinein, als gehörte ihm der ganze Laden, setzte sich an Raquels Schreibtisch und legte die Füße darauf, während er eine der Schubladen aufzog.
    »Nach wem suchen wir denn?«
    »Vivian. Sie müsste … ich weiß nicht. Irgendwo an einem sicheren Ort sein, wo Feen nicht an sie rankönnen. Und mit medizinischer Versorgung. Und sie ist eine Paranormale der Stufe sieben, falls das was hilft.« Die Forscher der IBKP würden wahrscheinlich vor Begeisterung einen Salto schlagen, wenn sie wüssten, was ich über mich erfahren hatte. Vorher waren sie, was mich betraf, immer ziemlich ratlos gewesen. Die Glücklichen, Unwissenheit war wirklich ein Segen. Oder zumindest tat sie weniger weh.
    Fröhlich summend blätterte Jack in den Aktenordnern. Ich zappelte nervös herum, überzeugt, dass Raquel jeden Moment zurückkommen und uns erwischen würde. Ich konnte ihr jetzt einfach nicht gegenübertreten. Sie würde versuchen, alles vernünftig zu sehen und mich zu trösten. Aber das hier konnte man nicht wieder geradebiegen. Nie mehr.
    »Da haben wir’s ja. Der Eisenflügel.«
    »Der Eisenflügel?«
    »Es gibt eine ganze Abteilung im Verwahrungstrakt, in der die Wände mit Eisen gepanzert sind. Unmöglich, da eine Feenpforte zu öffnen.«
    Interessant. Wäre auch nett zu wissen gewesen, als ich noch hier war. Wieder ein Beispiel von Informationen, die die IBKP mir nicht anvertraut hatte. Ich war nie eine von ihnen gewesen, hatte nie wirklich dazugehört. Nirgendwo.
    Wir nahmen einen Umweg zum Verwahrungstrakt und betraten ihn dann durch einen Liefereingang, den ich früher nie beachtet hatte. Er führte in einen langen, schmalen Flur. Ich freute mich über mein Glück (das mir ansonsten im Moment ja nicht sonderlich hold war), dass uns niemand begegnete. Vor einer unscheinbaren Tür mit einer kleinen, provisorischen Plakette, auf der »Sieben, medizinische Versorgung« stand, blieb Jack stehen. Hätten sie nicht wenigstens ihren Namen draufschreiben können?
    Ich drückte die Tür auf und da, in einem Bett in der Mitte des strahlend weißen Raums, lag die Person, die einer Familie für mich am nächsten kam. Langsam ging ich auf sie zu und bestaunte die unzähligen Schläuche, Maschinen und Monitore, an die sie angeschlossen war. Und anstelle des Trosts, den ich gesucht hatte, überkam mich eine Welle von Schuldgefühlen.
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte Jack, der an der Wand neben der Tür lehnte.
    »Sie ist mir begegnet«, flüsterte ich. Warum hatte ich mir nicht mehr Mühe gegeben? Ich hätte sie aufhalten können, hätte sie überzeugen können, nicht noch mehr Paranormale zu töten. Stattdessen hatte ich ihr die Seelen entrissen und sie mit so wenig zurückgelassen, dass es kaum zum Überleben reichte.
    Aber wenn ich die Seelen nicht genommen hätte, wäre Lish noch immer gefangen und nie in die Freiheit entlassen worden. Wie ich das alles hasste. Warum konnte ich nicht einfach jemanden lieben, ohne mir über all die anderen Gefühle Sorgen machen zu müssen, die er in mir auslöste?
    Vorsichtig, um an keinem der Infusionsschläuche hängen zu bleiben, nahm ich Vivians eisige Hand in meine warme. »Hey, Viv.« Ich strich ihr eine verirrte Strähne ihres blonden Haars hinters Ohr, aber ihre Augen blieben geschlossen; das einzige Anzeichen dafür, dass sie noch am Leben war, war das gleichmäßige Piepsen eines der Monitore. Ihr Atem reichte kaum aus, die Decke anzuheben.
    »Tja.« Ich schluckte die Tränen hinunter, bemühte mich, meine Stimme ruhig zu halten. »Sieht aus, als hättest du von Anfang an recht gehabt. Wir gehören wirklich nirgendwohin, stimmt’s? Ich hab’s versucht. Ich hab mir solche Mühe gegeben, aber –« Jetzt brach das Schluchzen aus mir heraus und ich legte den Kopf an ihre Schulter. »Es tut mir leid«, weinte ich, gedämpft durch ihren reglosen Körper. »Es tut mir so leid.«
    Nach ein paar Minuten spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. Ich richtete mich wieder auf und wischte mir übers Gesicht. Na super, jetzt hatte ich ihr zu allem Überfluss auch noch das Oberteil klitschnass geheult.
    »Du kannst nichts dafür«, sagte Jack, mit sanfterer Stimme, als ich je bei ihm gehört hatte.
    »Sag das

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