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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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hinein – und dabei tropfte ein fetter Klacks von irgendwas Undefinierbarem heraus und direkt auf meinen Schuh.
    »Piep!«, schrie ich die Wand vor mir an. »Piep, piep, piep noch mal!« Ich trat kräftig gegen die Mülltonne und hielt mir gleich darauf den Fuß. Jetzt war ich versifft, meine Zehen taten weh und obendrein fühlte ich mich wie ein Volltrottel. Ich schloss die Augen und massierte mir mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. Schon gut. Alles war gut. Ich würde einfach raufgehen, duschen und ins Bett kriechen. Und den Rest des Wochenendes dort bleiben.
    Das Licht ging aus und flackerte dann wieder auf. Zu hell. Viel zu hell. Ich öffnete die Augen und sah, wie sich an der Mauer neben der Mülltonne eine Feenpforte bildete.
    »Hau ab«, giftete ich. »Ich hab keinen Bock auf den Quatsch.« Wenn Raquel ernsthaft glaubte, irgendwas damit reißen zu können, dass sie mir ständig diesen Idioten Jack schickte, dann lag sie gründlich daneben.
    Eine Gestalt, größer als Jack und unendlich viel schöner als jeder, den ich kannte, trat aus der Tür.
    »Also wirklich«, antwortete eine Stimme wie aus flüssigem Gold, »das ist nicht gerade die Begrüßung, die ich mir erhofft hatte, mein Herz.«

Ex und hopp
    Reth. Direkt vor meiner Nase. In der Gasse hinter dem Diner. Ich wusste nicht, ob das Kribbeln in meinem Bauch Furcht oder Aufregung bedeutete. Wie hatte ich nur vergessen können, was für ein wunderwunderschönes Wesen er war? Als ich ihn jetzt vor mir sah, sanft glühend vor Wärme in der kalten Dunkelheit, strömten die Gefühle, die mich in seiner Gegenwart immer überwältigten, von Neuem auf mich ein.
    Doch ich erinnerte mich auch an all den Schmerz und die Angst, die er mir bereitet hatte, also keine Panik, ich würde mich ihm bestimmt nicht an den Hals werfen oder so was. Aber hübsch anzuschauen war er definitiv. Und trotzdem so ziemlich das Allerletzte, was ich jetzt sehen wollte. Oder jemals wieder, wenn ich recht darüber nachdachte. Ich hielt ihm abwehrend die Handfläche entgegen. »Ich gehe nirgendwo mit dir hin!«
    Reth hob eine Augenbraue. »Es besteht kein Grund, mir zu drohen. Ich habe gar nicht vor, dich irgendwohin mitzunehmen. Außer vielleicht aus dieser Gasse heraus, um wenigstens einem Teil des Gestanks zu entkommen.« Vielsagend musterte er meine fleckige Schürze.
    »Oh.« Ernüchtert und verwirrt ließ ich die Hand sinken und schnüffelte verstohlen an meiner Schulter. Stank ich wirklich so schlimm? Und seit wann wollte Reth mich eigentlich nicht mehr? Er hatte mich immer gewollt. Aber ich wollte doch gar nicht, dass er mich wollte – warum also war ich jetzt so enttäuscht? Tja, wenn einem mal der Sinn danach stand, in knapp fünf Sekunden eine Gefühlsachterbahn von wütend bis ratlos zu erleben, dann war auf ihn wirklich Verlass.
    »Gehen wir ein Stück? Ich würde dir ja meinen Arm anbieten wie ein Gentleman, aber deine Hände sehen mir doch recht schmierig aus.«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. »Warum sollte ich mit dir irgendwohin gehen?«
    Er deutete mit einer perfekt geformten, schlanken Hand in Richtung der Küchentür. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, ich will dich natürlich von nichts abhalten. Du musst wahrscheinlich zurück zu deinem Schmutz.«
    Hin- und hergerissen blickte ich zur Tür. Einerseits widerstrebte es mir, irgendwas zu tun, was Reth von mir wollte. Andererseits wartete da drin ein Wischmopp mit meinem Namen drauf …
    »Na schön, aber wenn du irgendwas versuchst –«
    »Ach, Evelyn, wie ich deine charmante Art vermisst habe.«
    Die Fee argwöhnisch im Blick, folgte ich ihm durch die Gasse. Wir gingen den von Straßenlaternen beschienenen Weg hinunter, seine Schritte so leicht, dass er beinahe zu tanzen schien. Neben ihm fühlte ich mich wie ein grobschlächtiger Klotz. Und dann noch seine ätherische, geradezu engelsgleiche Schönheit, verglichen mit meinem … nun ja, im Hinblick auf mein Selbstwertgefühl war es vermutlich das Beste, mich nicht mit ihm zu vergleichen.
    Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und machte mich ganz schmal in der kalten, prickelnden Brise, während mein Atem sich in Wölkchen vor mir in der Luft ausbreitete. Früher oder später würde ich es zweifellos bereuen, mit ihm mitgegangen zu sein, aber ein kleiner Teil von mir freute sich auch über diese seltsamen neuen Entwicklungen. Sie erinnerten mich daran, dass ich mehr als nur ein Mädchen war, das nicht Fußball spielen konnte. Auch wenn ich

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