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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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zumindest wäre es atemberaubend gewesen, wenn ich nicht unter seinem Cover jeden einzelnen Backenzahn gesehen hätte, der mich durch seine verwesenden Wangen anblitzte. Er versuchte, meine Hand zu ergreifen, aber ich zuckte zurück.
    »Ich mein’s ernst. Oder willst du, dass ich die nächste Bloody Mary ein bisschen mit Knoblauchpulver aufpeppe?«
    Er bedachte mich mit einem finsteren Blick, der sich gut auf dem Umschlag eines Horrorromans gemacht hätte. Ich lächelte nur. Morddrohungen vor sich hinmurmelnd, zog er sein Portemonnaie hervor und zählte das Geld ab.
    »Beehren Sie uns bald wieder«, zwitscherte ich strahlend und ging zurück zur Kasse. Ich mochte zwar Tasey nicht mehr stets griffbereit haben, aber gegen Vampire kam ich immer noch locker an.
    Nona rauschte vorbei. Tatsächlich, sogar ihre Art zu gehen erinnerte an einen Baum, der sich im Wind wiegt. Die Männer aus dem Ort – die Nicht-Paranormalen – kamen manchmal ins Diner, um sie anzugaffen. Wenn die sehen könnten, dass ihr Rücken in Wirklichkeit ein hohler Baumstamm war, aus dem ein Schwänzchen ragte, wären sie vermutlich nicht ganz so angetan.
    Na ja, andererseits wusste man bei Männern ja nie. Und sie war wirklich ein ziemlich scharfer Baum.
    Lächelnd blieb sie vor mir stehen. »Danke, dass du heute kommen konntest.«
    »Kein Problem. Ach, hör mal«, sagte ich, als mir meine Frage wieder einfiel. »Ich hab hier in letzter Zeit so viele Paranormale gesehen, die ich gar nicht kenne. Weiß David über sie Bescheid?« David, Arianna und ich setzten uns zwar regelmäßig zusammen, um den Papierkram und sonstige Sachen für ihre kleine Operation zu erledigen, aber alles wusste ich schließlich auch nicht.
    Nona winkte sehr anmutig ab. »Die stellen keine Gefahr dar. Würdest du bitte Grnlllll in der Küche helfen? Alleine kann sie den Müll nicht rausbringen.«
    Mein Herz sackte eine Etage tiefer. Mülldienst, na toll. Der Gnom war kleiner als unsere Müllsäcke, aber das ließ sich nicht einfach lösen, indem man kleinere Säcke kaufte, natürlich nicht, stattdessen hatte ich jedes Mal Bereitschaftsdienst, wenn das ekelhafte Maß mal wieder voll war. Und Müll rausbringen beinhaltete logischerweise auch die Mülltonne, und um die zu öffnen, musste ich sie berühren, und das Ding war schmierig, sag ich euch.
    SCHMIERIG.
    Ehrlich, ich bin kein Faulpelz, aber die letzten acht Jahre meines Lebens musste ich immer nur meinen eigenen Kram aufräumen. Den Müll der Zentrale hätte ich ja auch schlecht an die Straße stellen können oder so, schließlich war die ein abgeriegelter unterirdischer Komplex. Der Diner-Müll ließ mich diese sterilen weißen Flure tatsächlich vermissen. Immer noch besser steril als stinkend und schmierig.
    Als ich in der Küche ankam, stand Grnlllll schon bereit und deutete auf den Mülleimer – den sie netterweise so vollgestopft hatte, dass er überquoll und die Hälfte seines Inhalts auf dem Boden gelandet war. Bemüht, den Würgereiz in meiner Kehle zu unterdrücken, hievte ich den Sack aus der Tonne, woraufhin er gegen mein Bein klatschte und einen fiesen dunklen Fleck unbekannter, aber definitiv ekelhafter Zusammensetzung auf meiner Jeans hinterließ. Großartig.
    Grnlllll grollte mir irgendwas mit ihrer Geröllstimme zu und deutete wütend auf den schmierigen Streifen, den ich auf dem Boden hinterließ, als ich den Sack hinter mir herzog, aber das war mir mittlerweile total egal. Eigentlich hätte ich das ganze Wochenende freihaben sollen. Eigentlich hätte ich mich jetzt an Lend kuscheln und gemeinsam mit ihm und Arianna über einen miesen Film lästern sollen. Das hier hatte ich mir nicht ausgesucht.
    Ganz abgesehen davon, dass Grnlllll vielleicht zu klein für die Mülltonne sein mochte, aber zu klein zum Aufwischen war sie nicht.
    Mit einem Tritt öffnete ich die Metalltür, die auf die dunkle Gasse hinter dem Diner führte, und schluckte, als die Abendluft meine Nase mit dem Gestank von verfaultem Essen bombardierte. Ich spürte förmlich, wie er sich in meinen Nebenhöhlen festsetzte, und fragte mich, ob ich wohl jemals wieder einen anderen Geruch würde wahrnehmen können.
    Die einsame Lampe über der Tür flackerte. Wahrscheinlich durfte ich gleich noch eine neue Glühbirne einschrauben. Dafür war der dämliche Gnom ja auch zu klein. Ich hielt die Luft an, ging zur Mülltonne, die zwischen der Backsteinmauer des Diners und dem angrenzenden Gebäude stand, klappte den Deckel auf und warf den Sack

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