Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
bist, vielleicht gibt’s hier ja irgendwo noch ein paar flauschige Welpen, denen du einen Tritt verpassen kannst!«
Ich machte auf dem Absatz kehrt und stakste zurück in Richtung Diner. Ich hätte wissen müssen – und hatte es auch gewusst –, dass das eine blöde Idee war. Evie, du Dummkopf.
Ich bog um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen, als Reth plötzlich lässig vor mir an einem Laternenpfahl lehnte, eingehüllt von dem Licht über ihm. Das Ganze sah aus wie ein Werbeplakat für eine unerreichbar perfekte Realität.
»Du musst mit mir kommen. Es ist einiges in Bewegung geraten und ich kann nun mal nicht alle Variablen kontrollieren. Ich kann dich nicht für immer verstecken. Aber was ich kann, ist dich in Sicherheit bringen und glücklich machen. Gib mir deine Hand.« Er hielt mir seine hin und ich konnte beinahe die Wärmewellen sehen, die er ausstrahlte.
Stirnrunzelnd erinnerte ich mich an den Sylphen. Es war offensichtlich, dass zumindest irgendetwas herausgefunden hatte, wo ich war. Wenn ich es mir recht überlegte, wer wollte mir eigentlich garantieren, dass er den Sylphen nicht selbst auf mich angesetzt hatte, um mir weiszumachen, ich sei in Gefahr? Das wäre typisch Reth. Die ganze Angelegenheit stank förmlich nach Feentricks.
»Du kannst mich mal. Mir und meinen magischen Händen geht’s prima, danke der Nachfrage, und ich bleibe, wo ich bin.«
Er lächelte und straffte die Schultern. »Nun gut. Offensichtlich ist dieses Leben, nach dem du dich so verzweifelt gesehnt hast, ja so wunderbar, wie du es dir erhofft hast. Es wärmt mir das Herz, dich so erfüllt zu sehen und so« – er beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr – »glücklich. «
Ich schloss die Augen und presste die Kiefer aufeinander. Wenn er meinte, er könnte hier einfach auftauchen und mein ganzes Leben wieder durcheinanderbringen, dann lag er falsch. »Pass auf, nur weil –«
Ich öffnete die Augen und fand mich vollkommen allein wieder. Die Straßenlaterne, die vorher ein warmes Glühen verströmt zu haben schien, leuchtete nun grell und ließ nur jede Menge Schatten und scharfe Linien entstehen, ohne die Umgebung wirklich zu erhellen. Die Dunkelheit des Abends drängte plötzlich von allen Seiten auf mich ein und meine Zähne fingen an zu klappern.
»Was mache ich hier bloß?«, flüsterte ich. Und berichtigte mich dann hastig: »Hier draußen, meine ich natürlich. Hier draußen. «
Ich ging wieder zurück zum Diner. Ohne Grnlllll zu beachten, marschierte ich schnurstracks die Treppe rauf, zog meine schmuddeligen Klamotten aus und stellte mich unter die Dusche, bis kein heißes Wasser mehr kam. Elend und unerklärlich unglücklich, wie ich war, hätte ich am liebsten Lend angerufen. Bei ihm fühlte ich mich nie leer. Aber dann hätte ich ihm von heute Abend erzählen müssen und er würde sich bloß Sorgen machen, weil Reth wieder aufgetaucht war. Solchen Stress wollte ich ihm nicht zumuten. Also sagte ich nur Arianna, dass ich mich nicht so gut fühlte, krabbelte ins Bett und zwang mich einzuschlafen.
Morgen früh würde alles wieder besser aussehen. Das musste es einfach.
Endlich drifteten mein Gehirn und mein Körper auseinander und ich fand den lang ersehnten Schlaf.
»Hey, Dummerchen«, begrüßte mich Vivian.
»Ach, Viv.« Ich brach in Tränen aus. »Ich bin so froh, dass du da bist.«
Im Traumland
»Was ist los?«, fragte Vivian. Wir saßen auf einem Hügel und blickten hinunter auf das Meer, in dem sich die Sterne des schwarzen Nachthimmels spiegelten. Sie legte unbeholfen den Arm um mich und ich lehnte den Kopf an ihre Schulter.
Als sie zum ersten Mal nach allem, was im letzten April passiert war, in einem meiner Träume aufgetaucht war, hatte ich mir vor Angst fast in die Pyjamahose gemacht. Aber sie war einfach so einsam, dass ich gar nicht anders konnte, als mit ihr zu reden. Natürlich hatte ich ihr immer noch nicht verziehen, dass sie Lish getötet hatte – und das würde wohl auch so bleiben –, aber wir beide mieden dieses Thema und konzentrierten uns darauf, einander besser kennenzulernen. Mittlerweile verstand ich sie ein bisschen besser und es hatte mir ja schon immer sehr leidgetan, wie unglaublich allein sie war. Außerdem, wenn man von Feen aufgezogen worden war, blieb es wohl nicht aus, dass man ein paar ungünstige Entscheidungen traf. Die wirklich heftigen Themen umschifften wir sorgfältig und mittlerweile fühlte es sich tatsächlich an, als wären wir so etwas wie
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