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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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Schultern, um uns gegen die Abendkälte zu schützen, bis wir schließlich den Rand einer Stadt erreichten, die viel zu schön und malerisch war, als dass sie in Amerika hätte liegen können. Die Häuser bestanden aus Backstein und Holz und wirkten so klassisch, dass die Autos, die davor auf dem Kopfsteinpflaster parkten, geradezu lächerlich unpassend aussahen. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn jeden Moment eine Pferdekutsche die Straße hinuntergerattert wäre, gefolgt von singenden und tanzenden Dorfbewohnern mit blonden Zöpfen. Oder vielleicht hatte ich auch bloß zu viele Musical-Filme gesehen.
    »Der betroffene Stadtteil liegt ein paar Häuserblocks hier runter«, sagte Jack, nachdem er sich an den Straßenschildern orientiert hatte. Die Straßenlampen sprangen flackernd an und ich fügte im Geiste Trollhättan zu den Orten hinzu, die ich eines Tages gern zum Vergnügen besuchen würde. Ich sah schon vor mir, wie ich in traditioneller schwedischer Tracht und mit bunten Bändern im Haar Hand in Hand mit Lend durch die Gassen schlenderte.
    Wie er wohl in Lederhosen aussah?
    Oder wo trug man die noch mal? Wenn ich mich näher umsah, trug hier nämlich niemand Lederhosen. Was ja nicht bedeutete, dass Lend es nicht trotzdem könnte … Natürlich müsste er mir dafür erst mal verzeihen, dass ich ihn hintergangen hatte. Aber da wäre so eine kleine Reise nach Schweden doch genau das Richtige, um Versöhnung zu feiern, oder nicht? Ich verstaute diese Idee sorgsam für später in meinem Gedächtnis und fing an, mich umzusehen – mir die Leute, an denen wir auf dem Weg in das potenzielle Troll-Stadtviertel vorbeikamen, näher anzusehen. Ausnahmsweise fiel ich mal überhaupt nicht auf, nach Skandinavien passte ich rein äußerlich viel besser als in die meisten anderen Länder.
    »Immer noch nichts?«, jammerte Jack, nachdem wir ungefähr eine halbe Stunde durch die Gegend gelaufen waren. Es war jetzt fast dunkel und wir zitterten beide vor Kälte. Jeder Zentimeter meiner Füße in den nassen Schuhen und ebenso nassen Socken war bereits von Blasen überzogen. Wenn ich nicht bald irgendwas entdeckte, war der ganze Trip umsonst gewesen. Der Gedanke, dass die armen Menschen, die von den Trollen gekidnappt und versklavt worden waren, bis nächste Woche warten mussten, bis sie endlich jemand rettete, gefiel mir gar nicht, aber heute Abend konnte ich nicht mehr viel für sie tun.
    »Nö. Kein einziger –«
    Ein kleines Mädchen flitzte vor mir über die Straße. Ein niedliches Ding mit Stupsnase, roten Wangen, blondem Haar und … einem Schwänzchen, das unter seinem Rock hervorlugte.

Touristenfreundlich
    Ich grapschte nach Jacks Arm und deutete auf das Mädchen. Er warf ihm einen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. »Heißt das, wir sind hier fertig?«
    »Komm, hinterher, damit wir ihnen sagen können, welches Haus es ist.« Wir folgten dem Mädchen einige Straßen hinunter, die sich durch das Einkaufsviertel schlängelten und dann in eine Wohngegend führten. Die Backstein-Holz-Häuser dort sahen hübsch und gepflegt aus und die Straßen im warmen Licht der Laternen sauber. Die Blumenkästen vor den Fenstern waren im Moment leer, aber ich stellte mir vor, wie bezaubernd das alles im Frühling und Sommer aussehen musste, wenn es darin grünte und blühte.
    Ich versuchte, diskreten Abstand zu dem Mädchen zu halten. Schließlich sollte ich nur herausfinden, wo es wohnte, und der IBKP davon berichten. Kein Kontakt irgendwelcher Art, was mir mehr als recht war. Ich hatte noch nicht mal Tasey dabei – worüber ich jetzt ziemlich froh war, denn mein kleines Bad im Fluss wäre ihr sicher nicht gut bekommen.
    Wir kamen an ein paar Veranden vorbei, auf denen Leute saßen. Als ich ihren Blick auffing, lächelte ich und sie nickten zögernd zurück. Wenn die wüssten, was in ihrer Nachbarschaft vor sich ging. Eine Frau in einem hübschen roten Wollmantel stand an einem Laternenpfahl und tippte eine Nummer in ihr Handy. Sie blickte auf und machte ein etwas überraschtes Gesicht, als unsere Blicke sich trafen, vermutlich, weil meine Haare noch immer triefnass waren. Dann zwinkerte sie mir zu und ich winkte kurz zurück. Die Schweden hatten ihren Ruf, superfreundlich zu sein, wirklich mehr als verdient.
    Nach einer weiteren Ecke hüpfte das Mädchen schließlich die Stufen eines unauffälligen Hauses hoch. »Bingo.« Ich wollte Jack gerade sagen, dass wir nun endlich gehen konnten, als sich hinter uns jemand räusperte.

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