Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
arbeitest. Na toll. Und beim nächsten Mal kommst du dann mit gebrochenen Knochen zurück, oder was? Siehst du, das ist genau das, was ich meinte! Sobald die IBKP dich wieder in die Finger kriegt, fängst du an, mich zu belügen und Dinge vor mir geheim zu halten. Außerdem warst du jetzt schon in der Zentrale gefangen und hast dich verletzt. Warum hast du überhaupt mit einem Vampir gekämpft?«
Ich schüttelte den Kopf. »Um den Vampir ging es eigentlich gar nicht. Eigentlich sollte ich nur –«
»Nein! Es ist ja nie so, wie es eigentlich sein sollte. Ich fass es einfach nicht, dass Raquel dich wieder rumgekriegt hat, ihre Drecksarbeit zu erledigen.«
Und urplötzlich wechselte meine Stimmung von verzweifelt, weil ich es ihm nicht erklären konnte, zu absolut stinksauer. »Du hast ja keine Ahnung, wovon du da redest. Denkst du wirklich, nur weil die Vampire hier einen auf Schoßhündchen machen, tun sie das überall anders auch? Wie bitte schön soll Davids kleines Experiment die Menschen vor denjenigen Paranormalen beschützen, die gar nicht dran denken, sich zu bessern? Manche von ihnen sind nun mal Monster, Lend. Und das weißt du genau! Klar baut die IBKP oft Mist, aber wenigstens tun sie was! Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als einfach bloß in dieser Stadt rumzuhängen und Pfannkuchen zu servieren, aber stell dir vor: Du bist nicht der Einzige, der Paranormalen helfen will! Ich tu es vielleicht auf andere Art und Weise als du, aber wag es nicht, mir vorzuwerfen, ich würde die Drecksarbeit der IBKP erledigen. Weißt du, was dein heiß geliebter Vampir gemacht hat? Trollkindern nachgestellt und sie getötet! Und wer weiß, wie viele er noch erwischt hätte, wenn ich dem Ganzen nicht ein Ende gesetzt hätte.«
»Trollkinder?«
Ich zog ein finsteres Gesicht. »Genau. Ich war in Schweden, um eine Trollkolonie aufzuspüren.«
»Und, hast du sie gefunden?«
»Natürlich hab ich sie gefunden. Das ist mein Job und ich bin gut darin. Die Trolle haben mich um Hilfe gebeten und weil sie niemandem was zuleide getan haben, hab ich sie vor dem Monster beschützt, das ihnen Angst machte. Und bevor du fragst: Nein, ich hab die Trolle nicht an die IBKP ausgeliefert, aber ja, den psychopathischen Vampir hab ich ihnen überlassen. Also, mag sein, dass die mich benutzen, aber ich benutze sie auch und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich nicht behandeln würdest wie eine Idiotin, die alles tut, was ihr aufgetragen wird.«
Er schwieg eine Minute, in der ich mich schon gegen sein nächstes Argument wappnete. »Es tut mir leid.«
»Ich – Moment, was?«
»Es tut mir leid. Du hast recht. Ich verstehe zwar nicht, warum du meinst, dass die IBKP der beste Weg ist, aber ich konnte ihnen gegenüber auch noch nie objektiv sein. Das Ganze gefällt mir nicht und das wird es auch nie – dir kann bei deinen Aufträgen einfach zu viel passieren. Aber wenn es dir so wichtig ist, dann komme ich damit klar. Du bist keine Idiotin – das weiß ich. Du bist die klügste, beste Person, die ich kenne.«
»Also … ist zwischen uns alles okay?« Hoffnung keimte in meiner Brust auf und löste einen Teil der Beklemmung, die mich die ganze Woche über fast zerrissen hätte.
»Versprich mir nur, dass das mit dem Lügen vorbei ist. Ich hasse den Gedanken, dass die IBKP immer noch so eine große Rolle in deinem Leben spielt, aber das kann ich wohl akzeptieren, wenn du aufhörst, es vor mir geheim zu halten. Das ist es, was mich am meisten fertigmacht. Dass du das Gefühl hast, nicht ehrlich zu mir sein zu können. Du siehst mich so klar wie niemand sonst – mich, wie ich wirklich bin –, die ganze Zeit. So etwas wünsche ich mir auch mit dir.«
Ich nickte, Tränen in den Augen. Er hatte recht. Er konnte sich nicht vor mir verstecken. Es war nicht fair, wenn ich mich vor ihm versteckte.
»Also, keine Lügen mehr?«
Ich schluckte. Du bist unsterblich, Lend. »Keine Lügen mehr«, log ich.
Er seufzte erleichtert auf und setzte sich neben mich. Behutsam legte er den Arm um mich und den Kopf auf die Rückenlehne der Couch. »So, äh, was möchtest du jetzt machen?«
Wenn ich das nur wüsste.
Lügen, Lippen, Lockenköpfe
»Ich kann das nicht«, flüsterte ich und mir drehte sich fast der Magen um.
Lend legte seine Hand auf meine und schlang den anderen Arm um meine Taille. Ich lehnte den Kopf zurück an seine Brust, froh über diese Geste. Froh über uns. Noch war die Normalität nicht ganz wieder eingekehrt, aber wir
Weitere Kostenlose Bücher