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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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schloss die Augen und als ich sie öffnete, fand ich mich in meinem dunklen Zimmer wieder. Einen Moment lang dachte ich, ich würde immer noch schlafen, dass Viv und ich nur den Ort gewechselt hätten, bis mir klar wurde, dass auf meiner Bettkante nicht meine verrückte Schwester saß und mich anstarrte.

Auf Leben und Untod
    Mit rasendem Herzen setzte ich mich im Bett auf und konnte gerade noch einen Schrei unterdrücken, als ich die Stachelfrisur erkannte. Ich knipste meine Nachttischlampe an. »Arianna? Mensch, jetzt hätte ich mir fast in die Hose gemacht. Was ist los?«
    Sie starrte nicht mich an, sondern vielmehr auf einen undefinierbaren Punkt an der Wand hinter meinem Kopf. Die Augen ihres Covers wirkten so leblos wie ihre echten. »Ich versteh das nicht. Kein bisschen.«
    »Entschuldige, was?«
    Jetzt fokussierte ihr Blick sich auf mich und sie schüttelte langsam den Kopf. »Lend hat mir erzählt, was passiert ist. Mit dem Vampir. Evie, ich will keiner sein. Das bin nicht ich, dieses Ding, dieser lebendige, nicht enden wollende Albtraum, zu dem ich geworden bin. Ich dürfte gar nicht existieren. Und ich wünschte, ich würde es auch nicht.« Ihre Stimme war leise, ruhig. Das war viel schlimmer, als wenn sie rumgeschrien oder geweint hätte. »Wusstest du, dass ich gar nicht Arianna heiße? Eigentlich hieß ich Ann. Ich hab diesen Namen gehasst. So langweilig und farblos, genau wie ich, wie mein Leben und meine Familie. Meine Familie hab ich auch gehasst. Typisch Mittelstand, so gewöhnlich, wie man nur sein kann. Meine Mom hat viel Handarbeit gemacht und war bei der Schulbehörde in unserer Stadt angestellt und mein Dad war Buchhalter. Sie hätten mich gern blond und fröhlich und in so vielen Sportmannschaften wie möglich gehabt. Immer diese Mannschaften, in die sie mich drängen wollten – Schwimmen, Cheerleading, Leichtathletik, egal was. Hauptsache, ich passte mich irgendwie an. Und das war das Letzte, was ich wollte.
    Meine Mom und ich haben uns ständig gestritten, über meine Haarfarbe, mein neustes Piercing, meine Musik. Als ich das College abbrach und mich an der Modeschule einschrieb, hab ich nicht Auf Wiedersehen gesagt oder Danke oder Ich liebe euch. Ich war einfach dermaßen froh, von ihnen wegzukommen. Sie meinten, es wäre dumm von mir, in die Großstadt zu ziehen, wo ich keinen kannte, und mit kaum genug Geld zum Leben. Mir war das egal. Ich wollte endlich herausfinden, wer ich war, an einem Ort, wo ich anders sein durfte.
    Dann hab ich Felix kennengelernt. Er war dunkel und mysteriös und alles, was meine Familie nicht war. Er sagte, ich gehörte zu ihm, unsere Liebe würde ewig währen und er würde mich so sehen, wie ich wirklich war, wie ich sein könnte. Er versprach, mir die Welt zu zeigen. Und ich hab einfach nicht gemerkt, dass es in seiner Welt immer Nacht war.
    Dann hat er mich gebissen und beim ersten Mal gefiel es mir sogar noch ganz gut. Aber dann machte er es noch einmal und trank mein Blut, bis ich ohnmächtig wurde. Als ich wieder zu mir kam, erklärte er mir, was er war. Ich glaubte ihm nicht und dachte bloß, er wäre verrückt. Aber ich hatte ihn zu schnell in mein Leben gelassen; er wusste, wo ich zur Schule ging, wo ich arbeitete und wo ich wohnte. Nirgendwo fühlte ich mich noch sicher. Also fuhr ich nach Hause. Am späten Abend parkte ich vor dem Haus. Durch das Erkerfenster konnte ich meine Eltern sehen, wie sie im Wohnzimmer saßen und lasen, und alles sah so hell und warm und sicher aus. Ich ging den Vorgartenpfad rauf und plötzlich stand Felix auf der Veranda, wo er gesessen und auf mich gewartet hatte.
    Am nächsten Morgen haben meine Eltern mich dort tot aufgefunden.«
    Ich kämpfte mit den Tränen. Sie hatte noch nie mit mir darüber gesprochen, was ihr passiert war. Vampire hatte ich immer am wenigsten verstanden – wie konnte ein Mensch zu einem unsterblichen Paranormalen werden und warum hatten sie ein Cover? Werwölfe waren auch seltsam, klar, aber die waren zumindest nicht unsterblich. Raquel hatte mir nie richtig erklären können, woher die Vampire kamen. Alles, was sie wusste, war, dass man, um zu einem zu werden, öfter als einmal innerhalb ungefähr eines Monats gebissen werden musste und dass der Vampir einen gerade noch so weit am Leben lassen musste, dass die Verwandlung sich vollzog, bevor das Herz stehen blieb. Das ist nicht gerade einfach und meistens haben Vampire auch gar kein Interesse daran, mehr Mitglieder für ihren Klub zu erschaffen.

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