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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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Ein Glück, denn wenn es nichts weiter gebraucht hätte als einen einzigen Biss, wäre die Welt schon vor Jahrhunderten in Blutsaugern erstickt.
    Arianna wirkte immer so tough, so zynisch, dass ich mich manchmal sogar gefragt hatte, ob sie sich nicht vielleicht einen Vampir gesucht und freiwillig hatte verwandeln lassen. Trotz ihres ausdruckslosen Tonfalls brach die Wahrheit mir das Herz – sie war einfach nur ein Mädchen, das nach seinem Platz in der Welt suchte. Kam mir sehr bekannt vor.
    »Natürlich«, fuhr sie fort, »erinnere ich mich nicht daran, wie sie mich gefunden haben. Das Erste, was ich wieder weiß, ist, wie ich in der Leichenhalle aufgewacht bin. Felix war da, er hatte auf mich gewartet, und du glaubst nicht, wie er mich angeguckt hat! Er war so begeistert. Er dachte wirklich, er hätte da was ganz Tolles gemacht.«
    »Wo ist er jetzt?«, flüsterte ich.
    »Ich bin mit ihm gegangen, ich hatte sonst nichts, wo ich hingekonnt hätte, und außerdem keine Ahnung, wie man als Vampir lebte. Dann suchte er uns ein einsames Mädchen, Typ schüchterne Künstlerin, wir folgten ihr und er lockte sie für uns in eine abgelegene Gasse.«
    Mein Magen zog sich zusammen. Ich hätte nicht gedacht, dass Arianna schon mal einen Menschen getötet hatte. Wusste David Bescheid über ihre Vergangenheit?
    Sie schloss die Augen. »Und als Felix sie dazu gebracht hatte, den Kopf zur Seite zu legen und uns ihren Hals anzubieten, habe ich ihn getötet.«
    »Warte – du hast ihn getötet?«
    Zum ersten Mal, seit sie ihre Geschichte begonnen hatte, sah sie mich an. »Ich war doch schon dieses Ding, diese grässliche Imitation eines Menschen. Er hatte mir alles genommen, was ich war, alles, was ich hätte sein können. Ich konnte nicht zulassen, dass er das noch jemand anderem antat.«
    Sprachlos saß ich da; was sollte ich auch sagen? David und sie waren absolute Pazifisten, was andere Paranormale anging, und dennoch hatte sie einen Vampir getötet, um ein unschuldiges Mädchen zu beschützen. Wurde das, was ich getan hatte, dadurch irgendwie weniger schlimm? Der Über-Vamp hätte schließlich auch jemandem etwas zuleide getan. Carlee und den anderen. Das wusste ich. Ich schüttelte den Kopf und riss mich aus meinen Gedanken. »Arianna, es tut mir so leid.«
    Sie schenkte mir ein trauriges Lächeln. »Schon okay. Irgendwann hab ich dann ja David gefunden und hier bin ich nun. Und bleibe es wohl auch, denn so ein ewiges Leben ist nun mal überhaupt kein Leben und ich hab keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Ann ist tot und ich sitze hier fest, tot und lebendig zugleich und doch keins von beidem.«
    Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du bist lebendig! Du bist immer noch ein Mensch.«
    Sie sah mich an und ihr Blick war wieder so stechend wie eh und je. »Lüg mich nicht an, Evie. Du kannst doch sehen, was ich wirklich bin.«
    Ich wand mich unbehaglich bei dem Gedanken, wie mies ich anscheinend all die Monate geschauspielert und so getan hatte, als würde mich ihr Aussehen unter dem Cover nicht mit Grauen erfüllen. »Aber das bist doch nicht du!«
    »Ich weiß, was ich bin. Ich verstehe bloß nicht, warum.« Sie stand auf. »Ich hätte dich nicht wecken sollen. Aber manchmal seh ich dir gern beim Schlafen zu. Ich wünschte, ich könnte schlafen. Schlafen und niemals wieder aufwachen.«
    Bevor ich noch irgendwas sagen konnte, verließ sie mein Zimmer und dann die Wohnung. Wie benommen saß ich eine Weile lang da, dann ließ ich mich wieder zurück in die Kissen fallen.
    Wie hatte ich nur jemals glauben können, das Leben außerhalb der Zentrale wäre einfacher?

Meine Freundin, der Baum
    Von der Schulter bis zur Fußspitze aneinandergeschmiegt, saßen Lend und ich in einer der Sitzecken des Diners. Das Gute an dem Angriff durch den Über-Vamp war, dass Lend seitdem kein schlechtes Wort mehr über die IBKP verloren hatte. Live mitzuerleben, wie manche Paranormale so drauf waren, ließ die Methoden der Organisation gleich viel weniger suspekt erscheinen.
    Bedauerlicherweise war das aber auch das einzig Positive an letzter Nacht. Ich musste mich unglaublich beherrschen, um nicht auf der Stelle zu hüpfen, und trommelte stattdessen einen unruhigen Rhythmus auf die Tischplatte. Ich war aufgedreht, zum Platzen voll mit gereizter Energie, von der ich lieber nicht wissen wollte, woher sie stammte. Ich hoffte nur, dass das nicht Über-Vamps Seele in mir war. Sondern … tja, ich weiß auch nicht, Restnervosität. Genau, das

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