Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
rannte los, aber es war schon zu spät. Sie sah ihm in die Augen und es war um sie geschehen.
»’türlich«, murmelte sie. Sie klang schläfrig, glücklich und vollkommen zurückgeblieben. Sie schmiegte sich an ihn und er legte den Arm um sie und schenkte mir dann ein triumphierendes Lächeln. Na super. Meine ahnungslose, herzensgute Freundin stand nun im Bann des stärksten Vampirs der Welt, und das war alles nur meine Schuld, weil ich blöde Kuh mordlustige Paranormale magisch anzog.
»Lass sie los.«
Er strich ihr mit seiner toten Hand über den Hals, während sie sich glücklich an seine Schulter kuschelte. »Lass den Pflock fallen.«
Ich umklammerte ihn noch fester und dachte fieberhaft über einen Ausweg nach. Ich könnte mich einfach auf ihn stürzen. Wenn ich schnell genug war, würde er nicht mehr ausweichen können.
»Dann breche ich ihr den Hals«, sagte er fröhlich, als hätte er meine Gedanken erraten.
Ich holte tief Luft und schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht die Hände frei haben. Ich wollte diese Entscheidung nicht treffen müssen. Nicht jetzt. Nicht bei ihm. Meine Finger hatten bereits angefangen zu kribbeln, das Rauschen in meinen Adern war wieder da und ich spürte überdeutlich, wie die Nachtluft mich umhüllte, wie sie mich beinahe vorwärtsdrängte. Ich konnte ihn im Dunkeln sehen, diesen schwachen Schimmer um sein Herz. »Glaub mir«, flüsterte ich. »Mit Waffe bin ich ungefährlicher.«
Seine Finger schlossen sich um Hals, gruben sich in ihre Haut. Ihr fiel das Atmen schwer, aber wenn das überhaupt möglich war, sah sie nur noch glücklicher aus. »Sofort, wenn ich bitten darf.«
Ich ließ den Stock fallen und es war, als verlöre ich mit diesem Gewicht in meiner Hand gleichzeitig die letzten Hemmungen. Jetzt stand nichts mehr zwischen mir und der Seele dieses Vampirs. Ich sah hinauf in den wolkenverhangenen Nachthimmel, an dem kein einziger Stern zu sehen war. Warum konnte nicht mal irgendetwas einfach sein?
»Tu doch was«, drängte mich Jack hinter mir.
Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Das war alles seine Schuld. Nein, es war die Schuld der Feen. Aber trotzdem. In diesem Moment hätte ich einen Kostümwettbewerb mit Lend gewinnen und nicht um meine Seele und Carlees Leben kämpfen sollen. Frustriert stöhnte ich auf. »Ich hab so was von die Nase voll von moralischen Dilemmas!«
Über-Vamp guckte verwirrt. »Äh, wie bitte?«
»Zwing mich nicht, das zu tun. Weißt du nicht mehr, in dieser Gasse? Damals wusstest du es. Ich hab es gesehen – wie dein Instinkt das Ruder übernommen hat und dich dazu gebracht hat, dich vor mir zu fürchten.« Ich beugte mich vor, die Hände zu zitternden Fäusten an meinen Seiten geballt. »Du solltest auf deinen Instinkt hören.«
Er lächelte und leckte sich über die spitzen Zähne. »Nun, leider bin ich wohl mehr neugierig als ängstlich. Ich will dich kosten, will herausfinden, was für ein Monster du bist.«
»Na, dann viel Glück.« Meine Augen wurden schmal und ich spreizte die Finger. Keine Wahl. Ich hatte keine Wahl. Das war nicht meine Schuld. Ich konnte nicht anders.
Er lachte und bevor ich reagieren konnte, schleuderte er Carlee gegen Jack und die beiden gingen zu Boden. Mein Blick lag noch auf ihnen, als er auch schon mit voller Wucht in mich hineindonnerte. Zusammen flogen wir durch die Luft und landeten hart, er obenauf. Mit einem Knurren fletschte er die Zähne und stürzte sich auf meine Kehle.
Seine Reißzähne bohrten sich in meine Haut, ich schrie auf und drückte die Hand gegen seine Brust. Diesmal war ich bereit, als sich der Kanal zwischen uns öffnete. Wut durchzuckte mich, während ich ihn verbreiterte, ihn aufriss, so weit ich konnte, so schnell ich konnte. Scheiß auf Selbstverteidigung. Ich würde es beenden. Sein Rücken krümmte sich, aber er war zu schockiert, hatte zu starke Schmerzen, um sich von mir loszureißen.
Dann schrie jemand und krachte von der Seite in den Vampir, sodass er von mir herunterflog und die Verbindung abriss. Mit rasendem Herzen schnappte ich nach Luft, mein Körper vibrierte vor Energie, fremd und köstlich. Ich wollte den Rest und ich setzte mich auf, wollte den Vampir suchen, um ihn komplett auszusaugen.
Dann sah ich Lend, der auf Über-Vamp saß und ihm einen Fausthieb nach dem anderen ins Gesicht verpasste, bis er sicher war, dass er nicht mehr aufstehen würde. Und im nächsten Moment brach das, was ich getan hatte – was ich beinahe zu Ende gebracht hätte –,
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