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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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ganz wunderbar. Jetzt, da du aus freiem Willen ins Feenreich gekommen bist, was ja die Bedingung meiner Königin war, eröffnen sich uns ganz neue Möglichkeiten.« Er streckte mir die Hand hin. Ich nahm sie nicht, konnte sie einfach nicht nehmen. Sein Lächeln wurde plötzlich seltsam sanft. »Aber, aber, Evelyn. Du hast überhaupt keinen Grund, dich zu fürchten.«
    Entschlossen reckte ich den Unterkiefer vor. Ich fürchtete mich nicht vor ihm. Und ich fürchtete mich auch nicht davor, endlich Antworten zu erhalten. Ach, wem machte ich hier eigentlich was vor? Ich war halb verrückt vor Angst. Es gab so vieles herauszufinden, was ich gar nicht erfahren wollte. Wenn Reth im Spiel war, konnte doch gar nichts Gutes dabei herauskommen. Aber das änderte nichts. Ich musste es wissen.
    Ich gab ihm meine Hand.
    Mit einem herablassenden Tätscheln legte er sie in seine Ellbogenbeuge. »Das habe ich tatsächlich vermisst.« Er drehte sich um und wir traten durch eine Pforte, die sich vor uns aufgetan hatte. Ein panisches Aufjaulen erklang und ich wäre fast hintenübergekippt, als Jack sich an mir festklammerte, gerade noch rechtzeitig, bevor die Pforte sich schloss.
    Reth stieß einen ungehaltenen Seufzer aus. »Muss der dir denn immer am Rockzipfel hängen?«
    Ich konnte kaum glauben, dass ich vergessen hatte, darauf zu bestehen. Fünf Minuten mit Reth und schon benahm ich mich vollkommen hirnlos. »Ja, muss er.«
     
    Jack nahm meine freie Hand und wir drei wanderten gemeinsam durch die Dunkelheit. Ich hätte gern gefragt, wo es hinging, aber ich wollte Reth nicht die Genugtuung gönnen, die Angst in meiner Stimme zu hören. Er würde in dem Moment, in dem ich den Mund aufmachte, Bescheid wissen.
    Er öffnete eine weitere Pforte und wir traten hinaus in blendend helles Sonnenlicht. Ich war völlig desorientiert, wie wenn man nachmittags ins Kino geht und wenn man wieder rauskommt, ist es dunkel. Wie war es denn wieder Tag geworden? Es war doch schon so spät gewesen, als wir meine Wohnung verlassen hatten. Waren wir auf der anderen Seite der Erde oder was?
    »Das Feenreich bringt die Zeit manchmal ein bisschen durcheinander«, murmelte Jack, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Und wo sind wir jetzt?« Wir waren durch eine Mauer aus weißen Betonblöcken getreten und blickten nun auf einen riesigen Parkplatz. Ich sah mich um und überlegte, welcher mystische Ort denn so viele Parkgelegenheiten bieten musste? Und, äh, ein Damenklo!
    Anstatt zu antworten, marschierte Reth den Gehweg hinunter und Jack und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm im Laufschritt zu folgen. Als wir um die Ecke bogen, blieb ich erschrocken stehen. Von allen Orten, die mir helfen könnten, zu verstehen, wer – was – ich wirklich war, hätte ich mit Sicherheit nicht an so etwas gedacht.
    Wir waren bei einem Autorennen.
    »Was zum Teufel machen wir hier?« Ich hätte gleich wissen müssen, dass ich Reth nicht trauen konnte. Er hatte nie viel mit Witzen am Hut gehabt und da musste er sich natürlich genau diesen Moment aussuchen, um plötzlich einen Sinn für Humor zu entwickeln. Zweifellos fand er das Ganze zum Totlachen. Doch als er sich zu mir umdrehte, sah ich keine Spur von Belustigung in seinen echten Augen, die unter seinem feenverschleiernden Cover schimmerten.
    »Ich denke, es ist höchste Zeit, dass du deinen Vater kennenlernst.«

Ganz der Papa
    »Meinen Vater?« Ich starrte Reth an und versuchte zu kapieren, was er gerade gesagt hatte. »Ich soll meinen – ich habe einen Vater? Und er ist hier?«
    Der Pulk bunter, mit Werbelogos bepflasterter Autos röhrte auf der Rennbahn vorbei, von der uns ein hoher Maschendrahtzaun und die Boxengasse trennten. Das war einfach zu viel für mich. Reths und Vivians Behauptungen, ich sei irgendwie »erschaffen« worden, zum Trotz sollte ich jetzt plötzlich doch einen Vater haben. Einen Vater, der sich lieber Autorennen anguckte, anstatt, na ja, sagen wir zum Beispiel, sich um mich zu kümmern.
    Reth betrachtete verachtend die Szenerie. »Unglücklicherweise, ja. Hier entlang, bitte.« Er schlängelte sich durch die Massen von Menschen, die zu ihren Plätzen oder irgendwo anders hinwollten. Dreimal entging ich nur knapp einer unfreiwilligen Bierdusche, für ihn aber machte jeder Platz und die meisten Leute (Männlein wie Weiblein) blieben stehen und starrten seiner durch das Cover kaum geminderten Pracht hinterher.
    »Mannomann«, sagte Jack, als wir begannen, die unendliche Anzahl von

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