Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
Menschen wie Jack schützte. Außerdem war das doch auch kein großer Unterschied zu dem, was die IBKP tat. Ich war einfach so eine Art menschliche Tasey.
Fehl knurrte und stürzte sich auf uns, legte die Entfernung zwischen uns schneller zurück, als ich gedacht hatte. Ich duckte mich zur Seite, doch in meiner Hast, ihr auszuweichen, stolperte ich und fiel hin. Sie schoss übers Ziel hinaus und schlitterte ein Stück, bevor sie wieder herumfuhr, während ich auf den Händen rückwärtskrabbelte, um so viel Distanz wie möglich zwischen uns zu bringen.
Fehl fletschte die Zähne zu einem irren Grinsen und kam langsam näher. Jack stand jetzt hinter ihr und sah mit gerunzelter Stirn zu. Ich wollte ihn anschreien, dass er weglaufen sollte, aber wahrscheinlich stand er unter Schock. Warum öffnete er keine Pforte, durch die wir von hier abhauen konnten? Ich konnte nicht aufstehen, ohne Fehl eine Gelegenheit zu bieten, mich anzugreifen. Fieberhaft durchforstete ich mein Gehirn nach einem Plan und da traf es mich wie ein Blitz.
»Denfehlath!«, rief ich. »Stopp!«
Ihre Augen weiteten sich vor Wut, während jeder ihrer Muskeln erstarrte. Reglos verharrte sie in ihrer Sprungpose. Ich mochte ja die Kontrolle über Reth verloren haben, als er mich mit einem Trick dazu gebracht hatte, ihm zu erlauben, dass er sich einen neuen Namen zulegte, aber Fehls Namen kannte ich noch immer. Pech für sie.
Ich stand auf und klopfte mir die Hände an der Hose ab. »Nicht bewegen.« Beim Anblick von Fehls gequältem Gesicht unterdrückte ich ein triumphierendes Lächeln. Sie war buchstäblich Zentimeter von der Rache entfernt, nach der sie sich schon so lange sehnte, aber sie konnte nichts tun. Jack kam zu mir rüber und besah sich die erstarrte Fehl wie eine Skulptur in einem Museum.
»Interessant. Die IBKP will mir keine Feennamen verraten. Hab mich schon immer gefragt, wie das mit den namentlichen Befehlen eigentlich genau funktioniert.« Er wandte sich zu mir um. »Tja, und was jetzt? Willst du sie einfach hier stehen lassen?«
Ich dachte nach. Meine Finger zuckten an meinen Seiten und ich war mir überdeutlich der Energie, des ständigen Krabbelns und des kühlen Rauschens in meinen Adern bewusst. Ich konnte das Glühen in Fehls Brust sehen, bei Feen war es viel heller als bei Vampiren. Vielleicht, um ihr eine Lektion zu erteilen, nur ein kleines bisschen …
Hinter uns räusperte sich jemand. »Evelyn. Dachte ich’s mir doch, dass ich dich gespürt habe. Welchem Umstand haben wir denn das Vergnügen deines Besuchs zu verdanken, mein Herz?«
Mein Magen sackte eine Etage tiefer. Schlechtes Timing, dein Name ist Reth. Ich drehte mich um und sah ihn an, herzzerreißend schön wie immer, aber ulkig fehl am Platz in dieser höllischen Landschaft, mit seinem weißen, dandyhaften Anzug und dem goldenen Haar. Verächtlich musterte er Fehl, schnalzte leise mit der Zunge und warf schließlich einen Blick auf das immer noch vor sich hinflammende Inferno.
»Na, sieh einer an, wir waren heute ja richtig fleißig.«
Jack stupste mich mit dem Ellbogen an. »Seinen Namen weißt du wahrscheinlich nicht, was?«
»Schön wär’s«, murrte ich, so verbittert wie eh und je über diese Tatsache.
Reth warf Jack stirnrunzelnd einen Blick zu, aber selbst das beeinträchtigte die Schönheit seines perfekten, faltenlosen Gesichts nicht. »Was machst du denn hier, Junge? Soweit ich weiß, ist Dehrn auf der Suche nach dir. Irgendwas wegen ihrer Sagenbücher, gestohlen oder etwas in der Art.«
Jack starrte ihn finster an, die Lippen trotzig aufeinandergepresst, und antwortete nicht.
Ein Kreischen, in dem mehr knisternde Energie und zerstörerische Macht lagen als in jedem Feuer, erhob sich in der Nähe des Sees. »Zeit zu gehen.« Jack nahm meine Hand und die Landschaft wirbelte vor uns davon und ließ Reth und eine erstarrte Fehl zurück, deren Augen die blanke Wut verrieten, die ihr Körper nicht herauslassen konnte. Ich fühlte einen Stich von Ärger über die verpasste Chance, sie – Ich musste aufhören, daran zu denken. Sie konnte uns nichts mehr tun, und genau das war doch das Ziel gewesen. Der einzige Grund, aus dem ich sie überhaupt hatte berühren wollen.
Wir kamen zum Stehen und ich ließ mich in Jacks Zimmer zu Boden sinken, seufzend vor Erleichterung über all die Gefahren, denen wir entronnen waren. »Ich fass es nicht, dass wir damit davongekommen sind.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Reth und hielt eine schmutzige Socke auf
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