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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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nun gesteht! «
    Der Venusier trat einen Schritt zurück. Er keuchte von der Anstrengung seiner Gedanken und starrte die Gefangenen durchdringend an. Als er sah, daß sie keine Anstalten machten, zu gestehen, winkte er wütend zwei Wachen. Mit großer Kraftanstrengung schleppten sie einen schweren Metallbehälter herbei, in dem ein aufloderndes Feuer brannte.
    Die beiden Terrestrier wappneten sich für die beginnende Folterung. Doch offenbar sollten sie noch eine Gnadenfrist bekommen, denn ein Venusier stürmte zur Tür herein und brüllte: »Der König ist tot!« Der Gedanke hallte in den Gehirnen der Menschen wider, während seine Stimme in ihren Ohren schmerzte. »Man hat seine Leiche auf dem Thron gefunden. Er wurde ermordet!«
    Wing und Henderson waren plötzlich von zweitrangiger Bedeutung. Das Tribunal verließ hastig den Raum, während zwei Wachen die Erdmänner in den Käfig zurückschafften und sie wieder verschnürten. In wenigen Augenblicken war der Raum wieder leer.
    »Das wird uns leider überhaupt nicht helfen, Farrel«, murmelte Wing düster. »Ich weiß nicht, wer den König umgebracht hat, aber ich weiß, wer dafür bezahlen wird – wir!«
    »Sei still!« knurrte Henderson. »Wir sollten lieber zusehen, daß wir hier herauskommen. Der Affe, der mich gebunden hat, war in Eile. Er hat nicht bemerkt, daß ich die Arme ein bißchen abwinkelte. Der Strick sitzt deshalb locker. Wenn ich etwas Langes, Dünnes finden könnte, würde ich den Knoten vermutlich aufbekommen.«
    Wing rollte sich mühsam neben ihn. »In meiner Tasche ist ein Schreibstift. Nutzt dir der was?«
    »Möglich«, brummte Henderson und plagte sich, ihn herauszuziehen. Mit den Zähnen steckte er ihn in den Knoten. Kurz darauf hatte er sich und seinen Kameraden befreit.
    »Verschwinden wir!« brummte Wing, während sie beide ihre schmerzenden Glieder massierten. »Wenn wir unsere Perzeptoren hin und wieder ganz kurz einschalten, können wir vielleicht aus den Gedanken feststellen, ob man nach uns sucht.«
    Sie gingen auf Zehenspitzen zur Tür und »lauschten« intensiv. Offenbar waren keine Wachen abgestellt worden. Also schlichen sie hinaus und rannten in den Sichtschutz des Dschungels. Sie schalteten die Perzeptoren immer nur Bruchteile von Sekunden ein, denn für ihre Zwecke hatten diese Geräte den Fehler, daß sie Gedanken genauso gut sendeten, wie sie sie aufnahmen.
    Der eintönig grüne venusische Dschungel mit seinen riesigen Giftpilzen und den farnähnlichen Bäumen und Stauden war gefährliches Terrain. Die beiden mußten bei jedem Schritt aufpassen, daß sie nicht in verdeckte Sumpflöcher gerieten.
    Nach einem längeren, vorsichtigen Marsch schob Wing einen dichten Rankenvorhang zur Seite und spähte hinaus. »Heh!« wisperte er. »Schau!«
    Vor ihnen schimmerte etwas Metallisches durch die Bäume. Es war ein achteckiges Gebäude, etwa zehn Meter im Durchmesser und genauso hoch, das sich von den Häusern der Stadt dahinter so sehr unterschied wie die Glasfassade eines Bürohauses von Fischerkaten. Und offenbar war es rostfrei, denn es glänzte spiegelnd trotz seines zweifellos ungeheuren Alters. Soweit die beiden sehen konnten, hatte es keine Fenster.
    »Das ist nichts für uns, Chet!« flüsterte Henderson. »Darin wimmelt es vermutlich von Venusiern. Verschwinden wir!«
    Wing nickte und drehte sich um. Aber er kam nicht weit. Im Buschwerk ganz in der Nähe bemerkte er eine Bewegung. Er zupfte an Hendersons Ärmel und deutete stumm. Henderson schaute, doch er sah nichts weiter als die niedrigen staudenähnlichen Farne, riesige Pilze, dichte Ranken und Sumpflöcher. Jetzt erst sah er es! Erschrocken griff er nach Wings Schulter. »Es ist eine Schlange! « wisperte er heiser.
    Wing nickte, schweigend deutete er auf das Oktagon. Mit einer venusischen »Schlange«, die mehr eine ungeheuer flinke Echse mit absolut tödlichem Gift war, war nicht zu spaßen. Ihre einzige Hoffnung, sich zu retten, war, sich gar nicht erst von ihr entdecken zu lassen.
    Das Reptil war offenbar nicht sonderlich hungrig, aber selbst vollgefressen lehnte eine venusische Schlange einen weiteren Bissen nie ab, nur hatte sie sie noch nicht erspäht.
    Aber es konnte nicht mehr lange dauern. Als sie noch etwa fünfzehn Meter vom Oktagon entfernt waren, entdeckte die Schlange sie. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit glitt sie auf sie zu. Ihr großer, kegelförmiger Schädel schaukelte von Seite zu Seite, die gefährlichen Kiefer öffneten und schlossen sich

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