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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Entfernt euch von Ch’macks heiliger Leiche, dann werden wir euch auf der Stelle töten, denn sterben müßt ihr. Nehmt ihr unseren Vorschlag nicht an, werdet ihr ebenfalls sterben – aber langsam und qualvoll.«
    Wings Magen verkrampfte sich. Was der Venusier sagte, stimmte leider nur allzu gut.
    »Chet!« Hendersons drängender Ruf erweckte einen neuen Hoffnungsfunken. »Was ist?« fragte er, und als er aufschaute, sah er, daß Henderson den Perzeptor abnahm, den er bereits ausgeschaltet hatte.
    »Ich habe eine Idee. Während sie durcheinanderreden – einen Moment«, unterbrach er sich scharf. »Vergiß es. Ich – hm – ich glaube, ich gehe hinunter und mische mich unter sie, vielleicht gelingt es mir, eine Waffe an mich zu reißen, dann können wir verschwinden. Du bleibst bei der Leiche und wirfst sie vom Katafalk, wenn etwas passiert.«
    Deshalb hatte Henderson den Perzeptor abgenommen, dachte Wing. Die Venusier sollten nicht wissen, was er vorhatte. Der Kamerad stieg bereits die Plattform hinunter und auf sie zu, als Wing sein »Okay« gab und seine Stimme dabei ziemlich hoffnungsvoll klang. Er machte sich bereit, die Venusier zu warnen, sich vom Fleck zu rühren, als ihm bewußt wurde, daß er das bereits getan hatte, weil er daran dachte, und …
    Sein Magen verkrampfte sich wieder. Oh, welch ein Narr Henderson doch war! dachte er verzweifelt. Er hatte ihm seinen Plan mitgeteilt, und dadurch hatten ihn auch die Venusier erfahren, weil ja sein Perzeptor eingeschaltet war. Er fluchte.
    Aber was machte Henderson denn da? Er schaute auf einen der Venusier, den Tribunalvorsitzenden. »Chet!« rief er. »Sag dem Burschen, er soll aufhören, davonzulaufen. Ich werde ihm nichts tun. Ich will lediglich mit ihm sprechen. Sag ihm, er soll mir gestatten, ihm den Perzeptor aufzusetzen. Und stell keine Fragen! «
    Verwirrt gehorchte Wing.
    »Ihr seid Dummköpfe!« höhnte der Tribunalvorsitzende. »Der da glaubt, er könnte mich überwältigen, mir die Waffe abnehmen. Aber schau!« Er schnallte seinen Waffengürtel ab und gab ihn einem Nachbarn. Voll Hohn fuhr er fort: »Sag ihm, er kann mir das Ding jetzt auf den Kopf stülpen!«
    Wing übermittelte es laut seinem Kameraden. Henderson setzte dem Venusier vorsichtig den Drahthelm auf und schaltete den Perzeptor ein. Dann brüllte er Wing drängend zu: »Chet, wiederhol sofort, was ich sage!«
    Blitzschnell entriß er dem Venusier den Beutel, griff hinein und hielt – einen riesengroßen roten Stein hoch.
    »Sag ihnen, der hier ist der Mörder ihres Königs!« rief er. »Schnell, sag es ihnen!«
    Aber das war nicht nötig. Denn der Venusier, der den Perzeptor trug, war durch den Überraschungsangriff verwirrt, und in diesem Augenblick empfingen alle in dem großen Raum den Gedanken wie einen Schlag:
    »Natürlich habe ich ihn getötet. Aber IHR werdet dafür sterben!«
    Da täuschte er sich natürlich, und er erkannte seinen Fehler auch sofort, als er sah, wie seine Rassegenossen ringsum ihn anstarrten. Er riß sich den Helm von der Stirn, warf ihn Henderson ins Gesicht und sprang zur Tür.
    Henderson sackte bewußtlos auf den Boden. Bis die anderen sich gefaßt hatten und ihm mit den Waffen in den Händen folgten, war der Mörder schon durch den Ausgang.
    Wing rannte zu seinem Kameraden. Henderson war nicht ernsthaft verletzt. Er hatte lediglich eine Schnittwunde an der Stirn davongetragen, die allerdings stark blutete, und die Besinnung verloren. Während Wing versuchte, Henderson ins Bewußtsein zurückzubringen, hörte er Stimmengewirr von draußen und Schüsse. Gleich darauf kehrten die Venusier mit ernsten Gesichtern zurück.
    »Erdmann«, dachte einer. »Ihr seid frei. Bitte verlaßt uns, sobald ihr könnt. Ihr habt uns genug Leid gebracht.«
    Etwas Besseres hätte Wing gar nicht hören können. »Habt ihr ihn erschossen?« fragte er.
    Der Venusier erwiderte schwer: »Wir haben nicht auf ihn geschossen. Wir töteten eine Schlange. Sie hatte vor der Tür gelauert. Sie hat ihn getötet. Geht jetzt!« Er drehte sich um. Henderson hatte viel Blut verloren und war ziemlich schwach. Trotzdem half er Wing, die reparierte Düse einzusetzen. Und jetzt waren sie startklar.
    Donnernd zerriß das Schiff die Luft und verließ die Atmosphäre um größere Geschwindigkeit aufnehmen und die nächste Erdkolonie ansteuern zu können. Nachdem er die Robotsteuerung eingeschaltet hatte, wandte Wing sich an Henderson. Bisher war er nicht dazu gekommen, sich eingehend mit ihm zu

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