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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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unterhalten, aber jetzt durfte er endlich seiner Neugier freien Lauf lassen.
    »Heraus damit«, sagte er. »Wie bist du auf die Idee gekommen?«
    Henderson lächelte triumphierend. »Ich wußte, daß wir Ch’mack nicht umgebracht hatten, also war es einer der Venusier gewesen. Welcher, mußte ich herausfinden. Es gab einen Verdächtigen, wenn man der Logik folgte und ein Motiv suchte. Jemand würde nach Ch’macks Tod König werden. Vielleicht hatte er es nicht abwarten können? Während du zu ihnen sprachst, versuchte ich, ihre Gedanken zu lesen. Mit den meisten konnte ich nichts anfangen, aber einer machte sich verdächtig, weil er sich darauf konzentrierte, nicht an Mord zu denken. Und es sah ganz so aus, als würde er quasi den Thron erben. Also ging ich das Risiko ein. Und es funktionierte!«
    »Gott sei Dank! Du hast es großartig gemacht. Ohne deinen Einfall wären wir noch ganz schön in der Klemme.« Wing seufzte erleichtert, dann lehnte er sich zufrieden in seinem Sitz zurück, während das Schiff dahinbrauste. Doch plötzlich zuckte er hoch. »Aber wenn du doch seine Gedanken gar nicht wirklich hast lesen können, woher wußtest du dann, daß er das Auge hatte?« fragte er.
    »Oh, das«, antwortete Henderson stolz. »Er hatte es ja gar nicht, weil ich es hatte. Ich habe es an Ch’macks Leiche gefunden und es dem Burschen nur der Wirkung wegen untergejubelt. Es war mir klar, daß bloß ein ziemlicher Schock ihn dazu bringen würde, ›laut‹ über den Mord zu denken, also mußte ich für diesen Schock sorgen. Und das«, fügte er hastig hinzu, um seinen Trumpf zu nutzen, »ist nur meinen ›Taschenspielertricks‹ zu verdanken, die du so verdammst. Ich hoffe, du wirst in Zukunft nicht so abfällig darüber denken.«
    »Ich werde sie zu würdigen wissen!« versprach ihm Wing strahlend. »Sobald wir gelandet sind, spiele ich wieder Karten mit dir.«
    »Um Geld?« erkundigte sich Henderson.
    »Na ja …« Wing zögerte, dann erklärte er sich grinsend sogar damit einverstanden. »Also gut, für Geld. Ich glaube, das schulde ich dir.« Zufrieden widmete er sich wieder seinen Gedanken. Nach einer Weile sagte er: »Schade, daß ich das Auge nicht genauer sehen konnte. Das hätte ich gern.«
    »Oh, wirklich?« Henderson feixte über das ganze Gesicht.
    »Sag bloß … Hast du es vielleicht …?«
    »Und ob ich es behalten habe!« Henderson holte das »Auge« aus einer Tasche und warf es seinem Kameraden zu. »Da – fang!«
     

 
    Als diese Story herauskam, war ich bereits seit einem Jahr Redakteur und seit einer Weile verheiratet. Meine Frau Doë schrieb, malte und beschäftigte sich mit Musik, und sie verschaffte sich mit Leichtigkeit Respekt unter den Futurianern. Dazu hatte sie auch eine Menge Freundinnen – was sich ungemein in unserer SF-Gruppe auswirkte, die sich bisher hauptsächlich aus Fans männlichen Geschlechts zusammengesetzt hatte. Und nicht allzu viel später heirateten auch Dirk Wylie und Don Wollheim Freundinnen von Doë. {3}
    Durch den Einfluß der Frauen dachten wir allmählich daran, eine echte Karriere zu machen und wirklich Geld zu verdienen.
    Einige von uns beschlossen, ein Haus zu mieten, das als eine Art primitive Kommune dienen sollte. Doë und ich waren vorgesehen, die »Hauseltern« zu spielen, die Mitbewohner würden Dick Wilson, Don Wollheim, und Joseph Harold Dockweiler sein. Als es soweit war, zogen jedoch Doë und ich nicht mit. Die Anfangsbuchstaben der drei anderen, die es taten, waren DW, DW und JHD. Als SF-Autoren hatten sie ein besonderes Empfinden für Systeme. JHD paßte nicht. Also nannte Joseph Harold Dockweiler sich von diesem Augenblick an Dirk Wylie.
    Die Hausepisode dauerte zwei Monate. Die, die sie überstanden, flohen sie in ein Apartment an der Bedford Avenue in Brooklyn, das sie den Elfenbeinturm nannten. Inzwischen war auch der fünfzehnjähige Cyril Kornbluth aufgetaucht, genau wie Robert W. Lowndes. Einige von uns wohnten dort, andere kamen nur auf Besuch, aber jedenfalls wurde der Elfenbeinturm der Mittelpunkt für uns. Dort diskutierten und unterhielten wir uns, feierten Parties, legten unsere Fan-Mags zusammen und heckten Strategien gegen andere SF-Fangruppen aus. Im Elfenbeinturm begannen wir auch mit echter Zusammenarbeit. Ich war der Absatzmarkt für einen großen Teil der geistigen Produkte. Ein wenig später übernahmen Wollheim und Lowndes eigene Magazine, und von da an rauchten die Schreibmaschinen. Es war nicht alles sehr gute SF – manches

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