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Leben aus der Asche

Leben aus der Asche

Titel: Leben aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton & Robert Artner
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zurück.

 
12.
     
    Es war Nacht. Der Motor des Lastwagens dröhnte gleichmäßig durch die Dunkelheit. Jörg Knoop hielt das Steuer mit beiden Händen fest, denn die Straße war uneben und hatte viele Schlaglöcher, so daß er gegensteuern mußte. Zimmermann und Jagger saßen neben ihm.
    »Müssen wir nicht bald halten?« fragte Jagger.
    »Ein paar Kilometer noch.«
    Zimmermann war während der letzten Stunden auffallend schweigsam gewesen. Wenn er etwas sagte, war es einsilbig und beinahe unwillig. Mick Jagger wunderte sich darüber; er hatte Zimmermann bisher als beherrschten und in jeder Situation besonnenen und überlegenen Mann kennengelernt. Es schien, als stünde Zimmermann unter einer ungeheuren nervlichen Anspannung. Jagger ahnte nur den Grund. Zimmermann machte sich um Ewert Sorgen; er machte sich nicht gerade Vorwürfe, daß er ihn in dies Himmelfahrtskommando hatte ziehen lassen, aber ganz wohl war ihm nicht dabei, und er würde immer schuldbewußt sein, wenn Ewert etwas passierte.
    Zimmermann faltete die Landkarte auseinander.
    »Stell den Wagen hier ab«, sagte er.
    Knoop sah überrascht auf.
    »Wir wollten doch näher heranfahren«, sagte er.
    »Nein. Stell' ihn hier ab. Es ist mir zu gefährlich; wir wollen nichts riskieren!«
    Knoop seufzte ergeben und lenkte den Wagen in einen Seitenweg.
    Zimmermann sprang aus dem Wagen und öffnete den Verschlag.
    »Absteigen«, sagte er. »Jetzt gehen wir zu Fuß weiter.«
    »Schon?«
    »Ja, schon! Ihr wißt, worum es geht. Seid um Himmels willen leise! Auf keinen Fall schießen! Wenn etwas sein sollte: Ihr habt Messer! Der kleinste Fehler kann Ewert den Kopf kosten!«
    Die Männer sprangen vom Wagen und reckten sich. Zimmermann winkte Evans heran.
    »Wir beide übernehmen die Spitze. Mick, du machst mit Knoop das Schlußlicht!«
    Jagger wollte protestieren, aber als er Zimmermanns Gesichtsausdruck sah, schwieg er.
    Und als Zimmermann und Evans sich in Bewegung setzten, dachte Jagger: Ich glaube, am liebsten würde er den Bunker mit bloßen Händen aufbrechen.
     
    *
     
    »Ich höre, Sie fühlen sich wieder auf dem Damm?«
    Ewert stand stramm und nickte.
    »Jawohl, Sir! Ich bin Ihnen sehr dankbar, Sir!«
    Der General nickte wohlwollend. Die stramme Haltung gefiel ihm so sehr, daß er sein ursprüngliches Mißtrauen gegen den neuen Mann, der auf so mysteriöse Weise in den Bunker gelangt war, zurückstellte.
    »Leutnant Schultz wird Ihnen Ihren Platz zuweisen!« Der General wandte sich zum Gehen. Offensichtlich war für ihn die Unterredung damit beendet.
    »Sir? Wenn ich eine Bitte vortragen dürfte ...«
    Der General drehte sich um.
    »Und?«
    »Sir, da Sie mich in so hervorragender Weise behandelt und aufgenommen haben, möchte ich meinen Teil dazu beitragen, mich in Ihre Gemeinschaft einzufügen und sie zu schützen. Ich bin Scharfschütze, Sir. Ich bitte darum, mich der Bunkerwache zu überstellen!«
    Bei dem Wort »Gemeinschaft« hatte der General die Stirn gerunzelt. Offensichtlich war ihm das Wort zu zivilistisch. Aber Ewerts Haltung war so tadellos, daß er keinen Grund zur Rüge fand.
    »Später, Mann, später«, sagte der General, »Schultz wird feststellen, wofür Sie am besten geeignet sind.«
    Und damit war er endgültig verschwunden.
    Simon Dee war der Unterhaltung mit größter Aufmerksamkeit gefolgt. Er wußte, daß der General krankhaft mißtrauisch war, besonders nach dem Sabotageversuch. Hinter allem, was er nicht auf Anhieb verstand, vermutete er eine Intrige, und Ewert, der sich Modler nannte, war für ihn noch nicht ganz durchschaubar.
    »Besser so«, sagte Dee. »Wenn er Sie ohne weiteres zur Wache befohlen hätte, wäre ich, ehrlich gesagt, mißtrauisch geworden. Es entspräche nicht seinem Naturell, Ihnen sofort zu trauen.«
    »Ich wollte nur mal einen Test machen«, sagte Ewert. »Ganz hübscher Psychopath, euer General, das muß ich schon sagen!«
    Dee nickte.
    »Aber einer von der Sorte, dem Sie es nicht auf Anhieb ansehen.«
    »Das haben diese Berufskrieger so an sich. Manchmal denke ich, für ihn ist das alles nichts weiter als ein Sandkastenspiel mit etwas größerem Radius.«
    »Er muß weg«, sagte Simon Dee hart. »Solange diese Typen noch frei herumlaufen, können wir nie in Frieden leben!«
     
    *
     
    Mittag.
    Die drückende Hitze war einer milden Wärme gewichen, die viel eher der Witterung des Spätsommers entsprach. Sie lagerten in einer Bodensenke in der Nähe der Landstraße. Die Männer hatten sich hingeworfen, wo sie

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