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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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Augen starrt Nora Dennis und Sandro an und flüstert Dali zu: »Die haben keinen Plan. Man kann zukucken, wie sie denken. Ihre Schädelknochen verformen sich dabei.«
    »Wir sollten trotzdem abhauen.«
    Nora sieht zum Ende der Autoschlange stadteinwärts. »Nach dem roten Auto rennen wir auf die andere Seite.«
    Dali will die Typen zwischen die Tische und das Restaurant locken, weil sie ihnen von da aus nicht so schnell über die Straße folgen können. »Habt ihr kein Geld für Hundefutter?«, höhnt er. »Müsst ihr den Leuten die Würstchen vom Teller stehlen, ihr Loser?«

    Vier Nacken schlagen sich in Falten, viermal schießt Adrenalin in die Adern. Die Zusatznahrung aus dem Zehn-Kilo-Sparpack, die die Kämpfer täglich zu sich nehmen, unterdrückt jeden Gedanken, den kleinsten Zweifel, das zaghafteste Zögern. Kämpferisch traben sie los. Ein Tisch wackelt, drei besetzte Stühle fallen um, Gläser klirren, ein Kind weint, zwei Hunde bellen, und Dennis’ Stimme schnappt über: »Ich mach dich kaputt!«
    Das rote Auto fährt vorbei und Nora und Dali flitzen über den Mittelstreifen. An schönen Tagen ist es freitags kurz vor vier auf der Reeperbahn nicht nur voll, sondern hoffnungslos überfüllt. Die beiden tauchen im Gewühl unter. Aus der Not heraus wuseln sie unter Achselhöhlen hindurch, drängeln sich durch Gruppen von Gesangs-, Imker-, Motorrad- und Landfrauenvereinen, umrunden Volltrunkene und lassen sie hinter sich. Nora nimmt an, dass sie deren Geschrei hören würde, sollten sich die Pitbull-Glatzen nähern, aber Dali dreht sich lieber um.
    »Siehst du sie?«
    »Nee, wir haben sie abgehängt«, keucht Dali.
    »Links!«, brüllt Nora in Dalis Rücken.Vom Hamburger Berg aus können sie dann rechts in die Seilerstraße und dann weiter bis zu Fadils Kellerlager. Nora ruht sich dort schon in Gedanken aus und rechnet nicht mit Dalis Vollbremsung. Sie reißt den Kopf zur Seite, trotzdem spürt sie einen scharfen Schmerz am Ohrläppchen, als sie an seiner Rucksackschnalle vorbeiratscht. Auf der anderen Straßenseite, direkt unterm grünen Baldachin des Kasinos, steht der Lange in Dreiviertelhosen mit Hund an der Leine und Handy am Ohr. Er wartet auf sie.
    Und von rechts spazieren die beiden anderen mit ihren Hunden, ungeachtet des hysterischen Hupkonzerts, zielstrebig über die Reeperbahn auf sie zu. Bremsen quietschen und dann fluchen
und brüllen plötzlich alle in allen Sprachen los. Conan jault auf. Er wäre vor der Taxi-Parkbucht fast überfahren worden. Dennis s chlägt auf die Motorhaube ein. Der Fahrer und seine sämtlichen Taxifahrerkollegen sehen die Schuldfrage eindeutig in dessen eigener Verantwortung, bloß ausdiskutieren will es keiner. Das Tier ist nicht angeleint. Es wird von seinem Halter nur locker mit der Hand am Halsband festgehalten.
    Nora haut Dali ins Kreuz. »Worauf wartest du!«
    Sie kommen bis zu Fred’s Schlemmereck, dann ist Schluss.
    Ron hat Keath unterwegs verloren, ganz abgesehen davon, dass er keine Chance gegen ihn gehabt hätte, rein konditionell. Ein Eingeständnis, das seine Laune nicht hebt. »Ey, ihr Scheißer! Stehen bleiben, sofort!« Erwartet, bis Sandro endlich aufschließt. Bei Dennis dauert es noch länger.
    »Bevor ich euch zu Brei schlage, muss euch klar werden, dass die Clubzeit vorbei ist.«
    Ron wartet auf ein Zeichen der Zustimmung von Nora und Dali. Es kommt nicht.
    Auf ein minimales Anheben der linken Hand hin bleiben Dennis und Sandro stehen. Ron lockert Attilas Leine.
    »Habt ihr kapiert?«, fragt er leise.
    »Ja«, antwortet Dali. Auch stellvertretend für Nora.
    »Das ist gut. Sag’s den andern, dem Türken, Schwarzen und dem Busenwunder weiter. Eure Clubzeit ist vorbei. Für euch kommen schmerzhafte Zeiten, wenn ihr euch nicht sofort andere Jobs sucht.«
    Ron folgt stur seinem Businessplan.
    Die Hundeleine spannt sich und Attila hechelt circa einen Meter von Nora und Dali entfernt.
    Hinter Ron verlangt eine autoritäre Männerstimme nach präziseren
Angaben. »Welcher Türke soll seinen Clubjob an den Nagel hängen und sich einen anderen suchen?«
    Langsam dreht sich Ron nach dem Fragesteller um.
    »Sprichst du von meinem Neffen, Mehmet Gündür?«
    Schweißnass von seinem Trainingslauf, aber topfit wartet Orhan Gündür auf Antwort.
    Alle drei Pitbull-Glatzen starren den Kickbox-Großmeister an.
    Noras Herz schlägt doppelt so schnell vor Erleichterung.
    »Na?«
    Ron überlegt fieberhaft. Ja kommt nicht infrage, Nein auch nicht und keine Antwort wird

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