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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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der Großmeister nicht akzeptieren.
    »Was wollen die Typen von euch, Nora?«
    »Den Club.«
    »Seid ihr verletzt?«
    Dali schüttelt den Kopf.
    »Finger weg von meinem Neffen, seinen Freunden, Kollegen und den Gästen vom Sound Club …«
    Ron führt den schweigenden und etwas steifbeinigen Abgang an.
    »… oder ihr werdet Sparringspartner für meine Schüler«, kündigt Orhan in aller Ruhe an.
    Diese Zukunftsaussicht kriegen sie bei ihrem Rückzug noch mit. Die TürkThaiKickBox-Schule Gündür, die Kickboxschule mit dem besten Ruf in der Stadt und darüber hinaus, ist auch ihnen bekannt. Als sie außer Hörweite sind, zischt Dennis: »Mit verdeckten Aktionen sind wir besser gefahren.«
    Sandro stimmt sofort zu.
    Und selbst Ron muss im Stillen zugeben, dass das hier bis jetzt das mit Abstand beschissenste und demütigendste Ergebnis einer Aktion war.

     
    »Ein Samurai. Ein Held.«
    Mehmets Onkel verschwindet aus Dalis Gesichtsfeld. Kaum waren die Glatzen weg, ist er geschmeidig davongejoggt.
    »Was man von Keath nicht behaupten kann«, sagt Nora düster. »Der hat uns einfach hängen lassen.«
    »Ich kapier das nicht«, stimmt Dali ihr zu. »Du?«
    Sie schüttelt den Kopf. Nicht nur, dass sie es nicht versteht. Jetzt, wo die Anspannung weg ist, bereitet ihr Keaths Verrat regelrecht körperliche Schmerzen! Es tut weh! Verursacht Beklemmungen beim Atmen! Brennt in ihren Augen! Sie blinzelt und sieht weg. »Muss Yolanda anrufen«, murmelt sie und fischt ihr Handy aus dem Rucksack. »Elvis kann mich mal …«
    Dali spürt ihre Verstörung und tut, als ob die Schiefertafel mit dem daraufgekritzelten Angebot von Freds Schlemmereien seine volle Aufmerksamkeit verlangt.
     
    Sülze mit Bratkartofeln u. Remoulade 6,00 €
    3 Matjesfilets »Hausfrauenart« mit Bratkartofeln 7,50 €
    Hähnchen, Cordon bleu, Gemüse, Kroketten 8,00 €
    Hacksteak mit Pilzen u. Zwiebeln, Bratkartofeln 6,00 €
    Paniertes Seelachsfilet, Remoulade, Butterkartofeln 6,00 €
    Eingelegte Bratheringe, Bratkartofeln 6,00 €
    Strammer Max 5,00 €
     
    Die Liste der einzig wahren, echten, guten Hausmannskost lässt Dalis Magen losblubbern wie einen Dieselmotor im oberen Drehzahlbereich. Allein der Stramme Max vermag seinen Speichelfluss zu drosseln, gerade noch rechtzeitig vorm Sabbern.
    Von Nora dringen derweil die typischen Gesprächsfetzen eines Telefonats mit einem Elternteil an Dalis Ohr.

    »Mach ich morgen … Hausaufgaben? Klar! Frag ich dich, ob du deine Kaffeetasse weggestellt hast? Doch, das ist vergleichbar  … Nichts ist mit mir … doch … nein … Ob heute oder morgen … Yolanda, streng genommen ist das dein Versandhandel  … Doch! … Nein … Nichts! … Okay.« Nora pfeffert ihr Handy in den Rucksack zurück und schüttelt den Kopf, dass ihre Haare fliegen. »Verkehrte Welt. Alle verrückt, verdreht und durcheinander.«
    »Ich lad dich zum Essen ein.«
    »Hier?« Nora will hier nicht bleiben. Wer weiß, ob die wirklich weg sind.
    »Wo du willst.«
    »Wollen wir ein oder zwei Nährstoffe dabeihaben?«
    »Zwei wären schon nicht schlecht«, meint Dali besonnen.
    »Orient-Express?«
    »Nichts wie hin. Ich sterbe vor Hunger.«

Track #07
07 FightClub.01
    »Anja?« Keine Reaktion, sie ist nicht ansprechbar.
    Nichts wie raus hier, denkt Maika, obwohl sie gerade erst gekommen ist. Ihre Mutter dämmert vor sich hin und stöhnt. Im Krankenzimmer ist es viel zu warm. Beklommen zieht Maika die Zimmertür wieder hinter sich zu.
    Hellgrün mit einem Stich ins Gelbe sind die Wand- und Deckenfarben des Flurs gehalten, der Fußbodenbelag quietscht in Beige.
    »Hallo!«
    Bei jedem entschlossenen Schritt auf Maika zu quietschen die Gummisohlen der Schwester lauter. Zu spät. Maika kann sich weder hinter der Kaktee auf dem Fenstersims noch hinter dem Infusionsständer vorm Stationszimmer verstecken.
    »Sie sind die Tochter von Frau Merten?«
    Nicht stehen bleiben, bloß nicken.
    »Hätten Sie einen Augenblick Zeit?«
    »Eigentlich bin ich spät dran«, sagt Maika.
    »Sie sind doch eben erst gekommen.«
    Das geht dich doch nichts an, denkt Maika. »Um was geht’s denn?«

    »Der Sozialpädagogische Dienst hat versucht Sie zu erreichen. Wann passt es Ihnen?«
    »Jederzeit. Ich habe meine Handynummer hinterlassen.«
    »Herr Ewald hat Sie aber nicht erreicht.«
    Wieso klingt die so vorwurfsvoll? »Dazu muss er mich schon anrufen«, sagt Maika trocken.
    Die Schwester, verärgert: »Das hat er natürlich auch.«
    »Sind Sie sicher?«,

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