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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Zeitvertreib, der du sonst bist. Was geht ab?“
    „Gegenfrage: Was geht mit dir ab? Bist du unter die Psychiater gegangen?“
    „Keine schlechte Idee“, lachte der Punk gut gelaunt auf. „Okay, ich sehe, du willst nichts sagen. Aber bereite dich darauf vor, dass bei ein paar Mädels der Mutterinstinkt angesprungen ist. Sie werden dich bestimmt noch löchern.“
    Sascha stöhnte und schlug seinen Block zu. Das konnte er gar nicht gebrauchen. Isabell und ihre Freundinnen behandelten ihn manchmal wie ein exotisches Tier. Oder wie jemanden, der eigentlich zu ihnen gehörte. Er hatte nichts gegen die Mädchen, aber er war nicht scharf darauf, ihr Berater in Beziehungskisten zu sein oder - noch schlimmer - vor ihnen sein Gefühlsleben zu entblättern.
    „Meine Güte, was soll das Drama?“, brummte er. „Ich bin abserviert worden. Und? Passiert allein in unserem Jahrgang gefühlte drei Mal am Tag.“
    „Aha“, machte Brain vielsagend. „Ich dachte, du hast gar keinen Freund.“
    „Hatte ich auch nicht. Glaube ich. Frag mich was Leichteres. Wenn dir einer sagt, du sollst dich verpissen, dann tut man das halt. Ich weiß nicht, wieso, aber ich kann, es nicht ändern. Und ich werde ihm sicher nicht nachrennen.“
    Damit hatte Sascha schon viel mehr gesagt, als er preisgeben wollte. Aber es brannte an einer Stelle in seinem Geist und wütende Worte, ohne nachzudenken ausgespuckt, kühlten die Glut ein wenig. Dabei ängstigte ihn am meisten, dass ein Teil von ihm Andreas von Herzen gerne nachlaufen wollte. Sie hatten so viel Spaß gehabt, sich blendend verstanden, zueinandergepasst. So gut, dass man fast darüber nachdenken hätte können, eines Tages ... ja, mehr daraus zu machen. Oder gab es längst ein Mehr und Sascha hatte es nicht begriffen?
    Irgendetwas sagte ihm, dass er hysterisch war. Eigenartig reagierte. Zu heftig für eine Freundschaft ohne Verpflichtungen.
    Wenn er die Situation objektiv betrachtete, gab es keinen Grund, sich Gedanken zu machen. Andreas und er hatten in der letzten Zeit wie Kletten aufeinander geklebt. Unnatürlich oft. Tag für Tag. Sie waren jeden Tag im Bett gelandet und es war immer toll gewesen. Aber war es normal, so viel Zeit miteinander zu verbringen? Nein, eigentlich nicht. Sie nutzten den Umstand, dass sie Nachbarn waren, weidlich aus.
    Vermutlich hatte Andreas nur seine Ruhe gewollt. Und Sascha musste drängeln, hatte auf die netten Hinweise nicht reagiert und damit seine Ohrfeige heraufbeschworen. Scheiße.
    Er war sich sicher gewesen, dass Andreas glücklich war, wenn er zu ihm kam. Und das hatte Sascha glücklich gemacht. Willkommen sein, wo seine Eltern ihn nicht mehr willkommen hießen. Anscheinend hatte er sich verschätzt. Das war abgesehen von dem Umstand, wie der Freund ihn abserviert hatte, eigentlich in Ordnung. Nur warum tat es so weh? Warum fühlte er sich, als wäre ihm etwas Kostbares gestohlen worden?
    Nein, nicht kostbar. Essenziell.
    „Genug Trübsal geblasen“, sagte Brain entschlossen und stand auf. Er streckte sich zu seiner vollen, nicht sehr beeindruckenden Größe. „Ja, wenn man gesagt bekommt, dass man abhauen soll, tut man das. Sonst hat man auf einmal eine einstweilige Verfügung am Arsch.“ Sie lachten beiden, aber bei Sascha klang es nicht sehr fröhlich. „Du musst auf andere Gedanken kommen. Nachher kommst du mit mir und den anderen in die Stadt. Fresstempel und hinterher shoppen. Da sind ein paar geile, neue Scheiben auf den Markt gekommen, in die ich reinhören will. Wenn du willst, checke ich mit dir auch Kerle ab. Hauptsache, du kommst mit und denkst an etwas anderes.“
    Es war immerhin ein Plan und damit mehr, als Sascha bisher für den heutigen Tag gehabt hatte.
     
    * * *
     
    Donnerstagmorgen. 60 Stunden. Keine Rettung, keine Besserung, auch keine Verschlechterung, aber wer konnte das nach dieser Zeit noch sagen?
    Andreas hatte den Überblick verloren. Seit einigen Stunden kam es ihm vor, als liefe ein Film vor seinen Augen ab, mit dem er nichts zu tun hatte. Es gab nur noch die Schmerzen und die Frage, wann sie enden würden. Er konnte sich nicht daran erinnern, wie man sich fühlte, wenn einem nicht der Schädel zu platzen drohte.
    Er lag auf dem Fußboden. Sein Kopf ruhte auf einem nassen Handtuch, in das er ein halbes Dutzend Eiswürfel eingeschlagen hatte. Ihm war schwindelig.
    In den vergangenen Tagen und gerade den letzten 24 Stunden hatte er sich übergeben, Gewürznelken gekaut, zu viele Tabletten geschluckt, einen Eisberg

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