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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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zwischen Lachen und Winseln heraus. Entweder er verlor hier den Verstand oder draußen. Darauf kam es in dieser Situation kaum noch an.
    Denk nicht an die Geräusche und den Geruch. Denk nicht an die Maschinen. Denk nicht an das, was sie mit dir machen werden. Denk nur daran, dass sie dir die Schmerzen nehmen werden.
    Auf einmal hatte er Sehnsucht. Nach dem Einstich der Nadel, dem die Glückseligkeit folgen würde. Sie würden seinen Schmerz betäuben. Und wenn es so weit war, dann... Dann konnte er immer noch durchdrehen.
    Es waren fremdartige Gedanken, die sich seiner bemächtigten, während er mühevoll mit Ivanas Hilfe auf die Beine kam. Nein, es waren gar keine Gedanken. Es waren animalische Instinkte. Überleben vor Flucht, zum ersten Mal seit vielen Jahren. Sonst lebte er stets Flucht, um zu überleben. Jetzt war die Bedrohung da. Er selbst empfand sie nicht, aber sein Körper wusste, dass er Hilfe brauchte. Die Müdigkeit machte seine Knie weich und hüllte ihn in eine Wolke, die Unmögliches möglich scheinen ließ.
    Wie lange konnte ein Körper sich am Boden winden, bevor er eine Alternative akzeptierte?
    Andreas würde es erfahren. Sein Gehirn war betäubt, eingelegt in Chemikalien und einen Hauch Restalkohol. Wenn sein Geist nicht richtig arbeitete, konnte sein Körper vielleicht Wege gehen, die ihm sonst versperrt waren.
    Allein. Immer ging er seinen Weg allein.
    Ivana? Hatte genug für ihn getan. Außerdem stand sie ihm nicht nah genug. Es war schlimm genug, dass sie gezwungen gewesen war, sich um ihn zu kümmern. Alles Notwendige für ihn in Erfahrung gebracht hatte. Den Termin ausgemacht. Die Umstände erklärt. Das war nicht ihre Aufgabe. Sich Ärger einhandeln ebenfalls nicht. Gärtner hin oder her. Würden seine Eltern wirklich böse werden, wenn die Arbeiter vor verschlossener Tür standen? Nein. Das dann doch nicht.
    Konnte er sie anrufen? Nein, das war die falsche Frage. Er wollte sie nicht anrufen. Seine Mutter würde sich aufregen, sein Vater würde ihm sagen, er solle die Behandlung wie ein Mann ertragen. Sie würden sich schämen, wenn er in der Praxis durchdrehte und dieses Wissen erhöhte die Last auf seinen Schultern.
    Nein, nein, mehr Druck war der falsche Weg. Es gab nur einen Menschen, den er eventuell ... ganz eventuell ... nein. Nein, niemand durfte ihn so sehen. Niemand durfte es miterleben, wenn er die Beherrschung verlor. Sascha würde sich hinterher von ihm abwenden, wenn er es nicht schon getan hatte.
    „Andreas, bitte.“
    Ivana tauchte neben ihm auf; saubere Jogginghosen, einen Pullover und seine Jacke in der Hand. Umsichtig verstaute sie sein Portemonnaie in seiner Tasche, nachdem er sich mit fahrigen Bewegungen angezogen hatte. Es war ein Traum, nicht wahr? Trance, Hypnose, Delirium, aber nicht die Wirklichkeit. In der wahren Welt würde er vor Angst zittern. Jetzt zitterte er vor Entkräftung, Müdigkeit und ... anderen Dingen.
    Bevor das Taxi kam, putzte er sich die Zähne. Oder versuchte es. Es brachte nicht viel außer mehr Schmerzen und für ein paar Sekunden einen minzigen Geschmack auf der Zunge. Besser als nichts.
    Die Klingel. Eine Treppe, die unter seinen Schritten schwankte und tanzte. Kalter Wind von Westen, das Gefühl von steinernen Platten unter den Gummisohlen seiner Turnschuhe. Stimmen. Er sah den skeptischen Blick des Fahrers nicht, der ihn streifte. Hörte kaum die leise Konversation. Spürte nur am Rande, dass Ivana ihm eine leere Plastiktüte in die Hand gab. Falls er sich übergeben musste oder hyperventilierte. Wo wäre er ohne sie? Oben, in seinem Zimmer.
    Warm. Das Taxi war warm und er hasste es. Es roch noch Zigaretten und nasser Regenkleidung. Unnützes Gedudel aus dem Radio und plötzlich waren sie auf dem Weg. Er hörte den Motor, spürte die Vibrationen der Straße und merkte, dass ihm der Schweiß in die Augen zu rinnen begann. Etwas in ihm versuchte, in Panik zu geraten, aber er war zu müde. Viel zu müde. Viel zu weit von seinem Selbst entfernt.
    Er hatte sie vergessen. Andreas richtete sich erschrocken auf, nahm für ein paar Sekunden seine Umgebung klarer wahr. Die südländischen Züge des Taxifahrers, die Aufkleber am Handschuhfach neben der Box für die Visitenkarten. Er war ohne seine kleinen Helfer aus dem Haus gegangen. Ohne Lorazepam. Egal, wie betäubt er sich gerade fühlte, er hatte ohne seine Medikamente nicht die geringste Chance.
    „Wir müssen umdrehen“, lallte er. Jede Silbe quälte sich als heißer Draht durch seinen

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