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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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schnell loswerden wirst.“ Sascha verdrehte die Augen und sie lachte: „Schon gut. Schon gut. Ich fahre dich gleich heim, okay?“
    Dankbar nickte er, sofort ungleich entspannter: „Das ist lieb. Dann schieß mal los.“
    „Och, eigentlich gibt es gar nicht so viel zu sagen.“ Ihre runde Miene wurde gespielt streng, als sie Sascha mit dem Zeigefinger im Rhythmus ihrer Worte auf die Brust tippte: „Du. Silvester. Party bei Jenny. Verstanden?“
    Oh, eine Einladung. Nein, eine Vorladung viel mehr. Sascha runzelte die Stirn, nicht sicher, ob er Lust hatte, den Silvesterabend bei Jenny zu verbringen, die er kaum kannte.
    „Bevor du irgendetwas sagst, solltest du wissen, dass diese Partys Tradition sind. Jennys Eltern haben ein riesiges Haus und lassen uns freie Hand, solange wir nicht die Möbel zertrümmern und nichts anzünden. Der ganze Jahrgang feiert dort seit der achten Klasse ins neue Jahr rein. Das kannst du nicht verpassen. Es ist deine letzte Chance, bevor wir alle auseinandergehen“, legte Isabell mit einem flehenden Unterton in der Stimme los. „Außerdem sollst du auflegen. Bitte? Du kommst doch, oder? Bring deinen Freund einfach mit. Wir fressen ihn schon nicht auf.“
    „Isa“, setzte Sascha zum Sprechen an; ohne zu wissen, wie er ihr erklären sollte, dass er Andreas beim besten Willen nicht mitbringen konnte.
    So sehr er es sich auch wünschte. Immerhin war er stolz auf das, was sie miteinander teilten. Stolz auf seinen gut aussehenden, netten Freund, der immer für ihn da war und ihn zum Lachen brachte, wenn er schlechte Laune hatte. Zu gerne hätte er Andreas seinen Freunden aus der Schule vorgestellt.
    „Wag es nicht, mich abblitzen zu lassen, Suhrkamp“, bedrängte Isabell ihn. „Komm schon. Bitte bitte. Wir möchten dich so gerne dabei haben. Du gehörst doch dazu. Und du hast schon so oft Partys abgesagt, weil du am Wochenende lieber bei deinem Freund bist.“
    Da hatte sie leider recht, wie Sascha zugeben musste. Er hatte fast jede Fete ausgelassen, weil er den Samstagabend in der Villa verbracht hatte.
    Wenn er an sein Ich vor seinem Umzug nach Hamburg dachte, erkannte er sich kaum wieder. Lustigerweise war es ausgerechnet Andreas, der darüber den Kopf schüttelte und ihm sagte, er solle die Partys mitnehmen und genießen. Doch dabei fühlte Sascha sich nicht ganz wohl. Während der Feierlichkeiten selbst hätte er zweifelsohne Spaß, aber dass Andreas sich hinterher von ihm gerne jedes Detail erzählen ließ, fand er schlimm.
    Es musste ihm doch weh tun, dass er noch nie auf einer Party gewesen war und sich daran in naher Zukunft auch so schnell nichts ändern würde.
    Sascha stellte sich das vor, als würde man einer verhungernden Maus Speck vor die Nase halten, den sie nie erreichen konnte.
    „Das ist alles nicht so einfach“, sagte er vage. „Ich kann Andreas nicht mitbringen.“
    „Warum nicht?“
    „Das kann ich dir nicht erklären“, blockte Sascha in weiser Voraussicht ab. Er hatte schon vor Wochen entschieden, dass es besser war, Andreas' Gesundheitszustand für sich zu behalten. Er wollte keine dummen Sprüche provozieren und nichts erklären müssen, das er selbst nicht im Detail verstand.
    Außerdem baute er darauf, dass der Tag kam, an dem Andreas ihn wirklich begleiten würde. Und dann sollte er nicht von neugierigen Leuten angestarrt wurden, die um seine eigenartige Krankheit wussten.
    „Wenn du keine Ausrede hast, musst du kommen“, verdrehte Isabell die Logik mit einem süßen Lächeln. „Sei kein Frosch.“
    Schwul oder nicht, Sascha konnte ihren runden Augen nicht widerstehen. Außerdem hatte er zugegebenermaßen Lust auf eine tolle Party im Kreis seines Jahrgangs. Es endlich mal wieder krachen lassen, trinken, quatschen, Blödsinn machen. Ab einem gewissen Promillewert vielleicht auch tanzen und sich auf dümmliche Kartenspiele einlassen. Und dabei vielleicht vergessen, dass sein alter Freundeskreis ähnlichen Traditionen frönte. Ohne ihn. Gott, er vermisste es, es nach allen Regeln der Kunst krachen zu lassen.
    „Also gut“, gab Sascha nach und japste überrascht, als Isabell ihn begeistert umarmte.
    „Versprochen?“
    „Ja, versprochen.“
    „Oh wie schön!“, freute sie sich. „Du musst auch nichts mitbringen. Der Laptop steht bereit und Tim bringt seine Festplatten mit den MP3 mit. Ich muss nachher Claudia und Brain anrufen. Die haben nämlich gewettet, dass du nicht kommst und ...“
    Ummantelt von ihrem nicht abreißenden Redefluss

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