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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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passiert. Ein Schlüssel passt vollständig in ein Schloss! Alle Zacken sitzen an der richtigen Stelle. Ich befördere ihn immer
wieder hinein und heraus, um mich zu vergewissern, dass es wahr ist. Lizzy packt meinen Arm und drückt ihn. »Lässt er sich umdrehen?«, fragt sie atemlos.
    Ich versuche, ihn in beide Richtungen zu drehen, aber er bewegt sich nicht. Ich schüttle den Kopf und übergebe Lizzy die Kassette. Sie versucht es selbst ein paarmal, bevor sie aufgibt und den Schlüssel in die Tasche steckt. »Los, machen wir weiter«, sagt sie und greift sich den nächsten Schlüssel aus dem Behälter.
    Wir haben nicht noch einmal Glück, aber in unseren Schritten ist frischer Schwung, als wir zum Tisch zurückkehren.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragt der Mann, als wir den Behälter an seinen angestammten Platz zurückstellen.
    Lizzy holt den Schlüssel aus ihrer Tasche und sagt: »Der hier hat in ein Schlüsselloch gepasst, aber er lässt sich nicht umdrehen.«
    Der Mann nickt. »Ihr könnt ihn behalten, aber ich vermute, dass eure Kassette ausschließlich für eine spezielle Schlüsselgarnitur gebaut wurde. Möglicherweise findet ihr noch ein paar Schlüssel, die in die Schlüssellöcher passen, aber ich bezweifle, dass ihr sie darin umdrehen könnt.«
    Ich blicke auf die Kassette in meinen Händen hinunter. Die Worte meines Vaters starren zu mir zurück und beginnen zuletzt, leicht zu verschwimmen, weil meine Augen sich mit Wasser füllen.
    »Hier«, sagt der alte Mann, langt nach oben und holt einen der großen Schlüssel vom Brett. Er überreicht ihn mir zusammen mit einem wattierten Säckchen. »Nimm den als Geschenk von mir. Wer sich so viel Mühe gibt, ein paar Schlüssel zu finden, ist eine verwandte Seele.«

    Ich bin einigermaßen überrascht und nehme den Schlüssel behutsam entgegen. Etwas von dem Rost färbt auf meine Hand ab. »Vielen Dank«, sage ich und meine es ehrlich. »Was hat der aufgeschlossen?«
    Er zuckt die Achseln. »Wahrscheinlich eine alte Scheune oder ein Lagerhaus.«
    »Na großartig«, knurrt Lizzy vor sich hin. »Jetzt haben wir vier Schlösser ohne Schlüssel und zwei Schlüssel ohne Schloss. Wir sind schlechter dran als vorher!«
    Vorsichtig lasse ich den Schlüssel in das wattierte Säckchen gleiten und stecke es zusammen mit der Kassette in meinen Rucksack.
    »Danke für das Geschenk und für all die Hilfe«, sage ich zu dem Paar. »Wir sind Ihnen echt dankbar dafür.«
    »Ein Jammer, dass ihr die Originalschlüssel verloren habt«, sagt der Mann, während er und seine Frau sich wieder in ihren Schaukelstühlen zurücklehnen.
    Ich will ihm erzählen, dass nicht wir sie verloren haben, aber ehe ich dazu Gelegenheit habe, verkündet Lizzy: »Keine Sorge, wir wissen, wo sie sind, und wir werden sie finden.«
    Bevor ich Lizzy fragen kann, wovon verdammt noch mal sie redet, entzündet der alte Mann seine Pfeife von Neuem und sagt: »Gut, gut. Kommt auf jeden Fall zurück und erzählt mir, was der Sinn des Lebens ist, sobald ihr es herausgefunden habt.«
    »Machen wir«, sagt Lizzy, bereits im Gehen begriffen. Sie legt mir eine Hand auf den Rücken und beginnt, mich den Gang entlang zu drängen.
    Als wir weit genug weg sind, frage ich: »Warum hast du ihm erzählt, wir wüssten, wo die Originalschlüssel sind?«

    »Weil es stimmt«, antwortet Lizzy. »Und das bringt uns zum nächsten Punkt auf meiner Liste. Dem, von dem ich gehofft hatte, wir würden nicht so weit kommen.«
    Mir läuft es buchstäblich kalt den Rücken herunter. Kein gutes Zeichen bei um die dreißig Grad Außentemperatur. In der Hoffnung, nicht ganz so beunruhigt zu klingen, wie ich bin, frage ich: »Du hast nicht rein zufällig noch einen Milk-Dud-Riegel in der Tasche, oder?«

Kapitel 5: Plan F
    »Du machst wohl Witze!«
    Lizzy hat soeben den letzten Punkt auf ihrer Liste vorgelesen. Mein Ausbruch hat zur Folge, dass Zilla mich anknurrt und sich zwischen Lizzy und mir in Stellung bringt. Lizzy legt die Liste auf den Küchentisch zurück.
    »Unsere Schlüssel sind irgendwo in Harolds früherem Büro versteckt«, beharrt sie. »Das hat er selbst gesagt. Vielleicht liegen sie unter dem Teppich in einem unbeachteten Winkel der Vorratskammer. Oder sie klemmen hinten in einer Schreibtischschublade fest. Oder sie kleben an der Zimmerdecke. Wir werden in dieses Büro gehen und wir werden sie finden.«
    »Wir sollen einbrechen? Ist das dein toller Plan? Das ist kriminell!« Ich drücke mich vorsichtig an Zilla vorbei ins

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