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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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dabei herauskommt … Ich gebe Ihnen den Artikel einfach und Sie können dann sagen, ob er für Sie passt.“
    Verhofen kratzt sich nachdenklich am Kinn. Er hat sich sichtlich seit gestern nicht rasiert. Sieht bei ihm ganz attraktiv aus, so ein Zweitagebart. War wohl eine lange Nacht. Krisensitzungen, Besprechungen. „Also, das ist jetzt nur meine Idee: Was, wenn ein Autor doch schon vorher gewusst hat, dass er keinen Preis bekommt?“
    Die Idee hatte ich auch schon. Trotzdem sage ich: „Angeblich hatte keiner eine Ahnung, wer die Preise bekommt. Außer der Jury. Und die hat erst am Nachmittag entschieden.“ Der angespannt entspannte Autor vom Nebentisch fällt mir ein. Sein schmaler Mund, als der Moderator diesen Hans Glück über den grünen Klee gelobt hat. Aber beim Interview, das ich danach auf der Straße mit ihm gemacht habe, war er dann ziemlich locker. Und sogar witzig.
    „Wenn man nur wüsste, was er genau gesagt hat …“, murmle ich. Versuchen wird man es ja noch dürfen.
    Verhofen schweigt.
    „Sie wissen es?“
    Verhofen nickt. „Es ist nicht weiter bedeutsam.“
    „Und warum wurde es dann noch nicht veröffentlicht?“
    „Weil man in dieser Situation vorsichtig sein will. Außerdem, nehme ich an, wird es ohnehin bald bekannt werden. Irgendeiner aus eurer Branche bekommt immer etwas mit.“
    Ich sehe ihn bittend an. Er seufzt.
    „Also. Er hat gesagt: ‚Man muss es sprengen. In einer halben Stunde geht die ganze Literatur in die Luft.‘“
    Hatte es da doch einer gezielt auf die Literatur und ihre Protagonisten abgesehen? Muss nicht sein. „Hatte er einen Akzent? Wie hat er gesprochen?“
    Verhofen zuckt mit den Schultern. „Er hat die Stimme verfälscht. Es wird dauern, bis man mehr weiß. Er dürfte mit einem leichten Akzent geredet haben, aber es lässt sich noch nicht klar sagen, ob es wirklich so war, und wenn, ob er nur versucht hat, einen Akzent vorzutäuschen, oder ob er versucht hat, bestmöglich Deutsch zu sprechen.“
    „Welches Deutsch?“
    „Sie kennen sich aber gut aus. Hochdeutsch. Die Experten meinen trotzdem, die Aussprache sei eher österreichisch gewesen. Einiges weist darauf hin, dass der Text zuvor aufgenommen und dann übers Mobiltelefon abgespielt wurde.“
    „Dann könnte man zumindest ausschließen, dass der Täter im Affekt gehandelt hat“, überlege ich. „Also kein beleidigter Autor, der zu Beginn der Gala erfahren hat, dass er keinen Preis bekommt, sein Wertkartentelefon nimmt und Panik verbreitet.“
    „Wohl eher nicht. Oder er war schnell. Vielleicht hat er den Text auf ein Diktiergerät aufgenommen und das dann übers Mobiltelefon abgespielt, da braucht man nicht viel Vorbereitungszeit. Was wir aber vor allem versuchen herauszufinden: Wer hat den Saal vor dem Alarm, vor der Panik verlassen?“
    Ich überlege. „Da war die ganze Zeit über Bewegung. Die Gala war eher langweilig. Beinahe jeder ist zwischendurch einmal aufgestanden. An meinem Tisch sicher Weis, sicher Ida Moylen, sicher der Autor, der neben mir gesessen ist, und auch ich.“
    „Aber sie sind alle wiedergekommen, oder?“
    Ich nicke. „Sie meinen … der Attentäter hat sich nicht der Gefahr einer Massenpanik ausgesetzt? Die zwei Krimiautorinnen in Rot, ich kann die Namen recherchieren, die waren draußen. Und mit ihnen sicher zwanzig, dreißig andere.“ Ich überlege weiter. Wenn sich Verhofen dafür so interessiert, dann bedeutet das, dass sie den Täter unter den Galabesuchern vermuten. „Stimmt es, dass der Anruf aus dem Rathaus gekommen ist?“, frage ich.
    Verhofen sieht mich bittend an. Er hat mir ohnehin schon viel mehr gesagt, als ich von Zuckerbrot jemals erfahren könnte.
    „Sie müssen es mir nicht sagen. Es reicht, wenn Sie nicken. Ist der Anruf aus dem Rathaus gekommen?“, murmle ich.
    „So genau kann man das nicht lokalisieren. Aber in etwa stimmt es. Der Anrufer kann allerdings auch in der Nähe des Rathauses gewesen sein.“
    Ich nicke. „Wenn mir irgendetwas dazu einfällt, dann erfahren Sie es.“
    „Über das ‚Magazin‘?“, lächelt Verhofen. Dann läutet sein Telefon. Seine Antworten sind kurz. „Nein.“ Und: „Ja.“ Und: „Nein.“ Und: „Natürlich.“ Und: „Ich bin in fünf Minuten da.“ Und: „Hab nur einen starken Kaffee gebraucht. Da reicht der im Präsidium nicht.“
    „Über mich“, antworte ich und Verhofen sieht mich einen Augenblick verblüfft an. Offenbar war er in Gedanken schon anderswo. „Sie hören es von mir persönlich. Und

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