Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
es nur irgendeinen Grund gäbe, aus dem sie gelogen haben könnte.
    „Vielleicht sie ist Jüngerin von Weis“, überlegt Vesna.
    „Das passt so überhaupt nicht zu ihr“, murmle ich. „Wir haben keine Ahnung, ob Zerwolf eine Freundin hat. Eine Ehefrau hat er wohl nicht, jedenfalls lebt keine bei ihm“, überlege ich weiter.
    „War nie verheiratet, sagt Valentin. Und Assistentin Angelika hat nicht gewirkt, als ob sie etwas mit ihm hat“, meint Vesna. „Natürlich man kann sich täuschen.“
    Wer kann Zerwolf nicht leiden? Wer will seinen Ruf zerstören? Weis. Er hat ein Motiv. Die Fernsehshow. Wobei ich ja bezweifle, dass Zerwolf das Angebot des Senders annimmt. Vielleicht ärgert sich jemand, dass da ein Mensch ist, der sich nicht an unsere gesellschaftlichen Spielregeln hält, der in gewissem Sinn außerhalb steht. Der in einer Zeit, in der ununterbrochen kommuniziert werden muss, schweigt. Und der trotzdem, eigentlich gerade dadurch, noch viel populärer geworden ist. Weil man sich den Mechanismen unserer Gesellschaft letztlich wohl doch nicht entziehen kann. Oder spielt er mit ihren Regeln sein eigenes Spiel?
    Ich mische das Faschierte mit einem Ei, einem Löffel Ketchup, einem Löffel Senf, Salz und Pfeffer. Ich nehme die restlichen Spaghetti aus der Pfanne und gebe sie in einen tiefen Teller, man wird ja sehen, ob Carmen kommt. Die Pfanne wasche ich aus. Frisches Olivenöl. Sechs Knoblauchzehen mit dem Messerrücken zerdrücken und dann ganz vorsichtig im Olivenöl erhitzen. Herdplatte wieder abdrehen, durchrühren, damit möglichst viel Knoblaucharoma ins Öl kommt. – Irgendetwas war da am Fenster. Ein Geräusch. Wir sehen einander irritiert an. Wir denken das gleiche, und Vesna ist nicht weniger beunruhigt als ich. Voriges Jahr hat jemand zu verhindern versucht, dass Vesna zu viel über eine russische Direktinvest-Firma herausfindet. In einer Nacht, in der Vesna nicht da war, hat ein Molotowcocktail ihr Büro in Brand gesetzt. Rußige Wände, geborstene Fenster. Es hat lange gedauert, bis man den Rauch nicht mehr gerochen hat. Und der große bunte Teppich war zum Wegwerfen. Jetzt ist Vesnas Büro schöner als zuvor. Aber das ungute Gefühl taucht immer wieder auf.
    „Ich sollte rüberschauen in Firma“, murmelt Vesna.
    „Ich komme mit.“
    Da. Wieder dieses Geräusch. So als würde ein Vogel ans Fensterglas picken. Plötzlich hellt sich Vesnas Gesicht auf. Trotzdem späht sie nur ganz vorsichtig aus dem Küchenfenster. „Ist Carmen, unten ist zu, sie hat Steine geworfen.“
    Vesna nimmt den Schlüssel und eilt hinunter zur Haustür, ich schenke ein Glas Wein für Carmen ein. Töchter in ihrem Alter dürfen Alkohol trinken.
    „Wir haben das daheim auch immer so gemacht“, sprudelt es aus Carmen heraus, wie sie in der Küche steht.
    „In eurer Villa?“, frage ich überrascht.
    „Oh, sieht das lecker aus“, sagt Carmen und deutet auf die Nudeln mit Basilikum. „Ich meine, wenn schon zugesperrt war, dann hat mich das Mädchen hineingelassen, wenn ich Steine geworfen habe.“
    „Du hattest keinen Schlüssel?“
    „Nein. Die Eltern wollten verhindern, dass ich zu spät heimkomme.“
    Strenge Sitten in der Schweiz, aber was weiß ich von den Gepflogenheiten der Industriellenfamilien in Montreux.
    Carmen isst, während ich den Knoblauch aus der Pfanne nehme und dicke Scheiben Weißbrot im Olivenöl knusprig röste. Erst ganz zum Schluss kommt der Knoblauch wieder dazu, sonst würde er braun und bitter. Weißbrotscheiben und zerdrückten Knoblauch auf drei Teller verteilen, dann bei etwa sechzig Grad ins Backrohr. Pfanne von den Bröseln befreien, etwas Olivenöl hinein, aus dem Faschierten drei brotscheibengroße, dünne Laibchen formen und auf beiden Seiten anbraten.
    Carmen hat bereits fertig gegessen. „Ich wollte mich erst bei euch melden, wenn ich was rausgefunden habe. Jetzt habe ich euch einiges zu erzählen“, sagt sie mit Genugtuung in der Stimme.
    Ich nehme die Teller aus dem Backrohr, gieße über jede Weißbrotscheibe Thunfischsauce und lege zum Schluss die Laibchen darüber.
    „Was jetzt noch fehlt, ist roher Zwiebel“, sagt Vesna. Ich nicke. „Leider er ist aus“, fährt sie fort. „Aber ich habe Schnittlauch in einem Topf.“
    Also Schnittlauch darüber. Mahlzeit.
    „Wie war dein Ausflug mit Weis?“, will Vesna wissen. „Weißbrot mit dem Thunfisch ist ausgezeichnet, habe ich mir nicht vorstellen können, muss ich bald machen, wenn Jana ist zurück.“
    „Irgendwie

Weitere Kostenlose Bücher