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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Computer gespielt.“
    Carmen sieht Vesna erstaunt an. Vesna bemerkt ihren Blick. „Man glaubt kaum, aber heutzutage haben sogar Putzfrauen aus Bosnien schon Computer.“
    „So hab ich das nicht gemeint“, sagt Carmen erschrocken.
    Wir gehen in Vesnas Büro und bald schon sehen wir Weis’ Geheimdatei in erstaunlich guter Qualität. Zumindest ist jede und jeder tadellos zu erkennen. Carmen scheint nichts dagegen zu haben, dass wir auch das Nacktfoto von ihr sehen. Junge, schlanke Frau mit blonden, kurzen Haaren, sie liegt auf einer Decke am Waldrand, das Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne zugewandt. Wenn Oskar das sieht, bringt er mich um. Oder bin ich es, die da überreagiert? Die meisten der Jüngerinnen kennen wir nicht. Eine ältere Schauspielerin ist dabei, allerdings nicht nackt, in theatralischer Pose, als würde sie Weis anbeten. Vielleicht hat er einfach eine perverse Ader und will nichts anderes, als diese Frauen ab und zu betrachten. Ihm ergeben. So oder so. Insgesamt sind es siebzehn Frauen und vier Männer. Der eine kommt mir bekannt vor, ich glaube, er ist einer der Manager, die immer wieder auf den Wirtschaftsseiten auftauchen. Hat er nicht etwas mit unserer maroden Fluglinie zu tun? Ich werde den Wirtschaftsteil in nächster Zeit genauer lesen. Jedenfalls ist er auf dem Bild auf allen vieren und versucht gerade, mit dem Mund eine weißliche Frucht vom Boden aufzuschnappen. Vielleicht eine Litschi. Könnte sich auch um eine Szene aus einem seltsamen Gesellschaftsspiel handeln. Ein anderer Mann, außergewöhnlich klein und schlank, kniet vor Weis und hat sein Gesicht in dessen Schoß vergraben. Scheint nichts Sexuelles zu sein, aber jedenfalls etwas, von dem man nicht möchte, dass es Frau, Tante, Tochter oder Geschäftspartner zu Gesicht bekommen. Ewig schade, dass keine Namen neben den Fotos stehen. Ida Moylen kommt als eine der Letzten. Offenbar gibt es noch andere Öffnungsübungen. Sie kniet nackt im Mondlicht auf einem der beiden Hocker im Begegnungsraum. Das Foto hat eindeutig ästhetische Qualität, vorausgesetzt, man steht auf so etwas.
    „Seltsam“, meint Vesna. „Von Franziska Dasch er hat kein Bild.“
    Ich nicke. Das ist tatsächlich interessant.
    „Vielleicht weil er keines mehr braucht“, ergänzt Vesna.
    „Ob er sich die Fotos einfach nur so ansieht?“, fragt Carmen.
    „Muss ja nicht unbedingt Erpressung sein, aber als Druckmittel sind die gar nicht schlecht“, überlege ich. „Ob Berger etwas davon weiß?“
    Carmen schüttelt den Kopf. „Der hat keinen Schlüssel, da bin ich mir sicher.“
    „Hast du deine Stunde bei ihm übrigens schon gehabt?“
    „Nein, morgen oder übermorgen. Ich hab bei ihm angerufen, um die genaue Uhrzeit zu vereinbaren, aber er ist nicht ans Telefon gegangen. Also hab ich ihm eine SMS mit den Zeiten geschickt, zu denen es bei mir geht. Und Zerwolf hab ich über seine Homepage eine Nachricht geschickt. Mit dem würde ich mich wirklich gerne einmal treffen.“
    Wir überlegen noch, wie wir an die Namen aller Menschen kommen könnten, die Weis in seiner Bildersammlung verewigt hat. Carmen wird es über das Weis.Zentrum versuchen. Ob die Fotos mit dem Verschwinden von Franziska Dasch oder gar mit der Bombendrohung im Rathaus zu tun haben, wird sich herausstellen.
    Heute Abend komme ich jedenfalls fünf Minuten vor Oskar heim.
    Redaktionssitzung. Es ist schlimmer als vermutet. Der Chronikchef schlägt einen Blattaufmacher mit dem Titel „Terrorstadt Wien“ vor. Er hat einen ehemaligen Mitarbeiter der Sondereinheit Cobra aufgetrieben, der, natürlich anonym, reden wird. Und es soll einen CIA-Mann geben, der dem Chronikchef über die Kontakte von Zerwolf und einigen anderen zur islamistischen Radikalenszene erzählen möchte.
    „Und was hast du?“, fragt mich der Chefredakteur.
    Die Fotos eines Spanners oder Spinners. Den Hinweis, dass man bisher nur weiß, dass ein teurer Turnschuh durch die Recyclinganlage gegangen ist. Die Geschichte zweier Frauen und eines Anwalts, die Zerwolf belasten. Einen Guru, der sich ab und zu mit Helm bei einer Recyclinganlage herumtreibt. Einen Esoterikverlag, der fast vor der Pleite steht. Eine Fernsehanstalt, die überlegt, den Guru und seine Show durch eine Art Philosophen-Murmeltier zu ersetzen. Kleinzeug. Eigentlich nichts. Kein wichtiger neuer Hinweis auf den Drohanrufer, nichts, was das Verschwinden von Franziska Dasch in ein neues Licht rücken würde. „Ich bin dran. Morgen oder übermorgen kann ich

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