Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
Außerdem gibt es auch welche, die zahlen Weis und sehen das ziemlich unromantisch. Ich hab mit einer geredet, sie ist schon älter, cirka so alt wie ihr. Die hat ganz offen damit geprahlt, dass ihr eine rein spirituelle Verbindung zu wenig sei. Ihr sei die ‚Körperlichkeit‘ ganz wichtig. Ich hab sie dann vorsichtig gefragt, ob sie denn glaube die Einzige zu sein, die mit ihm Sex hat. Sie hat gelacht, den Kopf geschüttelt und gemeint: ‚Was gibt es Schöneres als einen Casanova?‘“
    „Casanova mit Glatze“, spöttelt Vesna.
    „Und wisst ihr, was sie gesagt hat? Das Schöne an einem Casanova sei, dass alle möglichen Frauen eifersüchtig sind, und gleichzeitig könne man sich angenehm sicher sein, den Typ nicht auf Dauer und ganz und gar am Hals zu haben. Sie hat gesagt: ‚Ich sehe das als Recycling durch Sex.‘“
    „Sie hat tatsächlich ‚Recycling‘ gesagt?“, frage ich.
    „Ja, und sie war mit Weis bei der Anlage. Ich hoffe, er nimmt mich auch einmal mit. Er hat davon geredet, dass man jedes Leben neu machen könne, man müsse es nur wollen und sich von ihm helfen lassen. Und dann habe ich euch noch etwas mitgebracht“, fährt Carmen fort und zieht ihr Mobiltelefon aus der Tasche. „Ziemlich praktisch, um unauffällig zu fotografieren, so ein Ding“, meint sie zufrieden. „Weis hat so etwas wie eine Fotosammlung mit allen Jüngerinnen.“
    „Wahrscheinlich hat er ein schlechtes Personengedächtnis“, vermute ich. Derartiges kenne ich ja von mir. Gemeinsamkeit mit dem Guru.
    „Ich glaube nicht, dass es darum geht. Es sind ganz spezielle Fotos. Ich glaube, er macht sie, um die Leute im Griff zu haben. Manche der Frauen hat er nackt am Waldrand fotografiert. Man soll ja die Augen geschlossen halten, und die modernen Digitalkameras arbeiten lautlos. Von mir hat er übrigens auch so eines, aber mir ist das egal. Andere liegen vor ihm flach auf dem Boden und er steht über ihnen und …“
    Ich glaube, ich will das gar nicht wissen. Ich bin doch prüde.
    „… und segnet sie.“
    Nein, ich hab eine schmutzige Fantasie.
    „Es sind übrigens auch ein paar Männer dabei. Gesehen habe ich allerdings keinen von ihnen. Die genieren sich wohl, einen Guru zu haben, die kommen, wenn sonst keiner da ist.“
    „Wie bist du auf die Fotos gestoßen?“, frage ich und habe mich wieder ein wenig gefasst.
    Carmen zuckt mit den Schultern. „Es liegt ja alles offen herum. Nur sein Schreibtisch, der hat eine Lade, die verschlossen ist. Sie ist mir erst aufgefallen, als Berger an dem Schreibtisch von Weis war. Mir ist vorgekommen, er hat versucht, die Lade zu öffnen. Jedenfalls war sie versperrt und ich hab beobachtet, dass Weis darauf sehr genau geachtet hat. Und dann hab ich Weis den Schlüssel geklaut. Er hat überhaupt nichts Böses gedacht, wie ich mit der Hand in seine hintere Hosentasche gefahren bin, er hat mich nur abgewimmelt und gemeint, so gehe das nicht, unsere Verbindung brauche ‚spirituelle Strukturen‘ oder so.“ Carmen grinst wie ein Schulmädchen nach einem gelungenen Streich. „Er war dann mit der Casanova-Liebhaberin im Begegnungsraum, ich hab aufgepasst, ob er ganz auf sie konzentriert ist. Aber ich habe ohnehin den Eindruck, dass er nicht besonders gut sieht und zu eitel ist, eine Brille zu tragen. Dann habe ich mich schnell hinter die Papierwand zum Schreibtisch verzogen und das Fach geöffnet. Da waren eine Geldkassette und die Fotos drin, die Kassette war leider verschlossen. Ich hab die Fotos, immer sechs auf einmal, fotografiert, wieder abgesperrt und den Schlüssel im Vorraum zum WC auf den Boden gelegt. So kann er glauben, er hat ihn einfach verloren. Nicht übel, was?“
    Wir nicken anerkennend.
    „Wenn du brauchst Job, du kannst bei mir arbeiten“, sagt Vesna.
    „Wer weiß“, lächelt Carmen.
    Nur dass eine wie sie lieber ein Drittstudium beginnt. Aber das muss man ihr schon lassen, die Sache mit Weis hat sie bisher gut gemacht. Und ihr Mobiltelefon hat eine hervorragende Kamera. Dennoch ist es nicht so einfach, auf den stark verkleinerten Bildern etwas zu erkennen.
    „Man muss es auf einen Computer überspielen“, überlegt Carmen. „Aber leider habe ich die Software fürs Mobiltelefon nicht dabei. Vielleicht können wir sie bei dir aus dem Internet downloaden“, sagt sie zu mir.
    „So lange wir müssen nicht warten“, meint Vesna. „Ich weiß, Fran hat ein Programm, das für alle möglichen Mikroanwendungen wie Handys und so geht. Er hat es auch auf meinen

Weitere Kostenlose Bücher