Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
vergraben hat. Ich bin mir sicher. Zumindest beinahe.
    „Ja?“, sagt Klein etwas befremdet.
    Ich nicke, bringe noch kein Wort heraus. Was bedeutet das? Jedenfalls, dass es eine Verbindung zwischen Weis und dem Anwalt der angeblichen Zerwolf-Opfer gibt. Kein Wunder, dass Weis so gut über die Übergriffe Bescheid weiß. Oder steckt da noch mehr dahinter?
    „Ja?“, sagt Klein noch einmal.
    Ich lächle so unbefangen wie möglich. Ich frage ihn das, was ich vorgehabt habe zu fragen: „Warum haben Sie Gabriele Ploiner angeboten, sie gratis gegen Zerwolf zu vertreten?“
    Er lächelt. „Ich habe nichts für Menschen übrig, die Frauen belästigen. Ich dachte mir schon, dass sie sich keinen Anwalt leisten wird. Für mich geht es quasi in einem. Und wenn wir den Zivilprozess gewinnen, wovon fix auszugehen ist, dann bekomme ich die Prozesskosten ohnehin von der gegnerischen Partei bezahlt.“
    „Sie vertreten Frau Mandelbauer in einer Erbschaftsstreitigkeit. Haben Sie sie auf die Idee gebracht, Anzeige gegen Zerwolf zu erstatten und ihn auf Schadenersatz zu klagen?“
    Er sieht mich misstrauisch an. „Das klingt so, als stünden Sie auf der Seite dieses Perversen.“ Er seufzt. „Leider findet man solche Typen in allen Gesellschaftsschichten. Ich habe mit einem Psychologen geredet. Er meint, gerade wenn sich jemand derart abschottet, könnten solche sexuellen Störungen entstehen.“
    Ich lächle ihn an. „Könnte es sich bei diesem Psychologen um Weis gehandelt haben?“
    Er sieht auf seine Schreibtischplatte. Ich kann in seinem Gesicht nicht lesen. Verdammtes Gegenlicht. „Um wen?“, fragt er dann.
    „Um Weis. Den Guru. Sie kennen ihn doch.“
    „Warum sollte ich …“, fängt er an und steht abrupt auf. Er ist jung, noch keine vierzig, vermute ich.
    Ich bleibe sitzen. „Sie sind einer seiner Jünger.“
    „Das ist ewig her. Ganz abgesehen davon: Was geht Sie das an? Das ist Privatsache. Hätte ich gewusst, dass Sie dieser gestörte Philosoph schickt … Er muss hinter mir herspioniert haben. Ich habe keine Zeit. Und ihn sehe ich vor Gericht. Bitte.“ Er deutet zur Tür.
    „Es gibt ein Foto“, sage ich so sanft wie möglich. „Es zeigt Sie in einer sehr verfänglichen Pose. Weis hat das Foto verwendet, um Sie unter Druck zu setzen. Wie haben Sie die Frauen dazu gebracht, gegen Zerwolf auszusagen?“
    „Absurd“, sagt Klein und ist wie erstarrt. „Ich kannte Frau Ploiner gar nicht, als sie sich an die Polizei gewandt hat.“
    „Frau Mandelbauer aber schon. Vielleicht war sie Ihnen einen Gefallen schuldig?“ Ich sehe Klein an. „Sie könnten Ihre Zulassung als Anwalt verlieren. Wenn Sie reden, könnte ich Ihnen helfen. Vielleicht.“
    „Wer glauben Sie, dass Sie sind?“, schreit Klein.
    „Schade“, sage ich. „Dann werde ich eben mit den beiden Frauen sprechen müssen. Und ihnen erzählen, dass Sie ein Jünger von Weis sind und wodurch er Sie in der Hand hat. Und was er gegen Zerwolf hat. In meiner nächsten Story werde ich natürlich darauf hinweisen, dass Sie dementieren, unter Druck gesetzt worden zu sein.“
    Klein lässt sich auf den Sessel fallen. „Sie täuschen sich. So war es nicht. Zerwolf hat Frauen belästigt.“
    „Und? Wie war es?“
    Er überlegt. „Sie müssen mir versprechen, nicht darüber zu schreiben.“
    „Das kann ich erst, wenn Sie mir alles erzählt haben. Sie können ja behaupten, ich lüge. Sie können gegen mich wegen übler Nachrede prozessieren. Sie sitzen quasi an der Quelle.“
    Klein nickt. „Sie können sicher sein, dass ich das tun werde.“
    „Also? Begonnen hat es wohl, als Sie zu Weis gingen. Als einer der wenigen männlichen Jünger.“
    „Ich bin nicht schwul“, braust er auf.
    „Habe ich auch nicht behauptet. Ganz abgesehen davon, dass mich das nicht stören würde. Sie waren also bei Weis. Warum?“
    „Ich hatte so etwas wie ein Burn out, meine Frau hat mich verlassen, mein Kanzleipartner ist nur einige Monate später gegangen. Nicht im Streit, sondern weil er zu seiner Freundin nach Salzburg gezogen ist. Ich bin mit zwei Konzipienten, meiner Sekretärin und meiner Mutter allein geblieben.“
    Dann war die elegante ältere Frau wohl seine Mutter. „Sie ist auch Anwältin?“
    „Was tut das zur Sache? Ja. Sie ist auch Anwältin. Sie hatte allerdings in den letzten Jahrzehnten kaum praktiziert. Ich habe für drei gearbeitet. Ich wollte alles wieder zum Laufen bringen, bis ich selbst nicht mehr konnte. Es war total banal. Ich habe Weis im

Weitere Kostenlose Bücher