Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
keinen Gedanken.
„Sehen wir uns heute Abend?“, wollte er wissen.
„Sicher”, sagte sie, „ich geh aber noch laufen. Komm später vorbei.“
„Du ziehst das jetzt ernsthaft durch?“
„Ja, das habe ich vor. Schau dir noch einmal in Ruhe an, wie es aussieht. Lange wird es so nicht mehr bleiben.“
Robert lachte laut, verstummte aber sofort, als er merkte, wie ernst es ihr war. Mühsam schlich er um seinen Schreibtisch. Er brauchte dringend Ablenkung, so würde er unmöglich arbeiten können.
11. Kapitel: Achtunddreißig
Über jeden Ihrer Schritte, die sich durch den matschigen Weg an der Alster quälten, hörte sie ihren tiefen Atem. Auch wenn sie mittlerweile in weniger als einer Stunde die Tour um den aufgestauten Fluss schaffte, so war es doch noch immer anstrengend und sie fragte sich, wann das je aufhören würde.
Es war ein grauer November Vormittag, der durch feinen Nieselregen durchzogen wurde. Wenigstens an Sonntagen wollte sie bei Tageslicht laufen. Denn unter der Woche war es, egal zu welcher Zeit, einfach immer dunkel. Das Laufen an sich war schon schlimm, aber bei miesem Wetter und Dunkelheit förderte es ihre gute Laune in keiner Weise. Einzig der Gedanke an die zu verlierenden Pfunde, ließ sie alle Schweinehunde überwinden und weiter regelmäßig drei Mal in der Woche Sport treiben.
Inzwischen hatte sie sich sogar ein Paar leichte Hanteln gekauft, mit denen sie von Steffen gezeigte Übungen machte, was nochmals eine Stunde ihrer Zeit in Anspruch nahm. Langsam sah sie kleine Erfolge. Nicht nur, dass sie so viel abgenommen hatte, dass man es sehen konnte, die Bauchmuskelübungen strafften ihren Bauch, dessen Haut sich leider nicht so schnell zurückzog, wie das Fett, was sie verloren hatte.
Sogar in der Kanzlei war den Kollegen aufgefallen, dass sie abgenommen hatte. Anerkennend sah man sie an, ein Umstand den sie sich aufgrund ihrer hervorragenden Arbeit gewünscht hätte. Sie konnte sich noch genau an ihre Probezeit erinnern, in der ihr aufgefallen war, dass ihr Bauch über den Bund ihrer Hose quoll. Robert hatte sie damals gefragt, ob sie schwanger sei. Da aber über einen kurzen Zeitraum nicht nur ihr Bauch immer unförmiger wurde, war allen klar, dass Julia kein Kind erwarten würde, sondern einfach nur verfressen war. Damals fing sie an sich für ihr Aussehen zu schämen, ohne in der Lage zu sein etwas daran zu ändern.
Das erste Mal seit Jahren konnte sie sich nun, ohne in tiefe Depressionen zu verfallen, nackt im Spiegel betrachten. Zudem wurde der Sex mit der Zeit immer besser, da sie sich endlich entspannte und nicht mehr darüber nachdachte, was Robert denken würde und sie vor allem nicht mehr krampfhaft versuchte das Fett an ihrem Bauch durch geschicktes einziehen zu verbergen, was ihr selbstverständlich nie gelang.
Mindestens einmal in der Woche durfte Robert sie nach der Arbeit besuchen. Sie genoss seine Leidenschaft und dass er sie unmittelbar danach verließ, um zu seiner Frau zu fahren. Mittlerweile hatte Julia nicht einmal mehr Gewissensbisse. Sie betrachtete es als seine Pflicht, und vor allem sein Problem, die Angelegenheit mit seiner Frau zu klären. Dabei war ihr das Arrangement mit ihm durchaus sehr angenehm. Sie genoss seine Nähe, musste sich außerhalb aber um nichts weiter kümmern. Dass ihre Freundschaft ein wenig darunter litt, konnte sie verkraften, denn sie sprachen kaum noch über Privates, so wie sie es früher getan hatten.
Selbst wenn sie in der Kanzlei allein in seinem Büro waren, fanden sie es sehr viel aufregender übereinander herzufallen. Der Reiz des Verbotenen übte eine magische Kraft auf Julia aus. Voller Begierde von ihm genommen zu werden, dabei keinen Laut der Lust von sich zu geben, erregte sie um Vieles mehr. Beim ersten Mal, als er sie auf seinem Schreibtisch nahm, hatte er ihr den Mund zugehalten, da sie drohte vor Erregung zu schreien. Seine Hand auf ihrem Mund erregte sie jedoch noch mehr. Der Sex in ihrer Wohnung kam ihr danach beinah langweilig vor. Aber Robert war durchaus einfallsreich.
Eine normale Beziehung wollte sie sich nicht vorstellen. Daher war sie wenig erfreut, wenn er quengelte, dass er gern über Nacht bleiben wollte. Sie sah in seinem Blick, dass er noch immer schwer verliebt war. Im Grunde sogar noch schlimmer als zuvor. Für sie hatten die Treffen mit ihm jedoch nichts weiter zu tun, als anständigen Sex zu bekommen. Und je mehr sie abnahm, umso mehr steigerte es ihre Lust nach ihm. Ein Grund mehr nicht
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