Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
wieder zu beruhigen und die Tränen, die unaufhörlich aus ihr herauskamen, hinunterzuschlucken. Tief durchatmend stand sie vor dem Spiegel und mahnte sich endlich damit aufzuhören. Nach einigen Minuten hatte sie sich wieder unter Kontrolle und traute sich aus dem Badezimmer. In ihrer Wohnung war es still. Robert schien noch immer zu schlafen. Sie ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Kaum lief dieser durch die Maschine und verströmte sein angenehmes Aroma, stand er in der Tür.
„Guten Morgen”, brummte er, seine Stimme klang belegt.
Sie drehte sich zu ihm um und erschrak. Er stand in seiner ganzen, nackten Schönheit vor ihr. Diesen Anblick würde sie nie wieder aus ihrem Kopf bekommen. Wie sollte sie je wieder mit ihm arbeiten können? Jedes Mal würde sie daran denken müssen, wie er nackt in ihrer Küche stand.
„Guten Morgen”, stammelte sie und drehte sich schnell wieder um, „möchtest du einen Kaffee?“
„Sehr gern”, obwohl seine Stimme leicht rau wirkte, schien er gute Laune zu haben.
„Könnte ich deine Zahnbürste benutzen?“
„Sicher”, sagte sie und dachte, sie würde sich sofort eine neue kaufen.
Obwohl sie letzte Nacht einige Körperflüssigkeiten mit ihm getauscht hatte, war ihr die Vorstellung, dass er ihre Zahnbürste benutzte unangenehm.
„Möchtest du was frühstücken?“, fragte sie, als er sich aufmachte die Küche wieder zu verlassen.
„Eigentlich reicht mir Kaffee, danke.“
Schon war sie wieder allein. Sie schaute in ihren Kühlschrank, dessen Inhalt recht trostlos war. Sie fand einen Joghurt und öffnete ihn. Mit einem Kaffee und dem Joghurt setzte sie sich an den Tisch. Als sie ihn fast ausgelöffelt hatte, stand Robert wieder in der Küche. Zum Glück hatte er sich angezogen. Noch einmal hätte sie diesen Anblick nicht ertragen. Gut gelaunt setzte er sich zu ihr an den Tisch. Sie reichte ihm stumm einen Kaffee und stellte ihm Milch hin, die er sich in seinen Becher goss. Diese Situation war ihr extrem peinlich, hier mit ihrem Chef zu sitzen, der sie letzte Nacht sehr intim erlebt und dem sie sich willenlos hingegeben hatte. Konnte sie ihm je wieder in die Augen blicken und ein normales Arbeitsleben mit ihm finden?
„Geht es dir gut?“, wollte er unvermittelt von ihr wissen.
Erschrocken sah sie ihn an. Für ihn schien hier nichts Ungewöhnliches zu sein, ganz im Gegenteil glaubte Julia, dass er die Situation genießen würde.
„Weiß ich noch nicht so ganz genau.”
„Also mir geht es phantastisch”, dabei strahlte er sie an.
„Und deine Frau? Hast du kein schlechtes Gewissen?“
„Nein, kein bisschen. Ist das nicht eigenartig? Es ist fast so, als hätte ich sie schon vor langer Zeit verlassen, oder sie mich. Weißt du“, er sah sie eindringlich an, „wir hatten schon lange kein intimes Verhältnis mehr. Keine Ahnung, warum sie mich nicht mehr will. Aber ich habe über drei Jahre schon nicht mehr mit ihr geschlafen.“
„Dafür war es aber wirklich gut”, platzte es aus ihr heraus und im selben Moment wurde ihr bewusst, was sie gerade gesagt hatte.
Stolz sah Robert sie an.
„Danke, du warst aber auch nicht schlecht”, er hatte ein breites Grinsen aufgelegt.
Verlegen sah sie in ihren Kaffeebecher und wurde rot.
„Was ist nur mit dir los?“, wollte er wissen. „Du bist doch sonst nicht so.“
„Du bist mein Chef, schon vergessen?“
„Jetzt lass das doch mal. Denk doch nicht immer daran. Ich bin auch ein Mann. Der sich in dich verliebt hat.“
Er stellte seinen Becher auf den Tisch und griff nach ihrer Hand. Sofort stieg Hitze in ihr auf.
„Kannst du mich mal bitte ansehen?“
Sie hob ihren Kopf. Erst jetzt sah sie, dass seine Augen grau mit einem leichten, grünen Schleier waren. Sie konnte die Zuneigung in ihnen sehen und wie schwer verliebt er in sie war. Warum nur fühlte sie nichts?
„Was ist mit dir los?“, wollte er nochmals wissen, seine Stimme war freundlich und fast besorgt.
„Ich habe Angst.“
„Das brauchst du nicht.“
„Bist du sicher? Was soll denn jetzt werden?“
„So genau weiß ich das selbst nicht. Aber vor mir brauchst du keine Angst zu haben. Ich werde nichts tun, was dir schaden könnte.“
„Wie können wir nach dem, was letzte Nacht passiert ist, wieder zur Tagesordnung übergehen?“
„Das werden wir nicht. Jetzt ist nichts mehr so, wie es war. Alles hat sich verändert.“
Jetzt bekam sie wirklich Angst.
„Du bist und bleibst mein Chef, es sei denn ich kündige.“
„Auf keinen
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