Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
keinen Fall mehr rechtzeitig erreichen.
Schon am Mittag hatte sie Gitte angerufen, um ihr zu sagen, dass sie es wohl kaum pünktlich schaffen würde, sie sollten nicht auf sie warten und schon ohne sie anfangen. Auf eine größere Geburtstagsfeier hatte sie keine Lust. Trotzdem wollte sie Gitte und Steffen einladen, es waren ihre besten Freunde. Unter normalen Umständen hätte sie es auch schön gefunden, wenn Robert dabei gewesen wäre. Aber das war vorbei und sie wollte ihn für eine lange Zeit nicht mehr sehen.
Eigentlich hatte sie vorgehabt ihre Freunde fürstlich zum Essen einzuladen, aber Gitte meinte, dass sei völliger Blödsinn und sie sollte ihr Geld besser sparen. Man könnte doch einfach in eine Kneipe gehen und sie dort feiern und hochleben lassen. Gitte war schon immer so herrlich pragmatisch, das mochte Julia.
Es war noch immer sehr heiß, dabei war es schon fast neun Uhr am Abend. Der Sommer schien sich tatsächlich festsetzten zu wollen. In Hamburg wusste man nie, was das Wetter sich überlegen würde und Wettervorhersagen schenkte man grundsätzlich keinen Glauben. Konnte es an einem Tag wunderbar sommerlich sein, so war das kein Garant dafür, dass es am nächsten Tag auch so blieb. Teilweise gab es rapide Temperatursprünge. War es an einem Tag noch weit über dreißig Grad, so konnte es am nächsten auch nur knapp zwanzig werden.
Die gesamte Woche war es aber bereits heiß gewesen. Langsam glaubte Julia, dass der Asphalt anfangen würde sich aufzulösen. Wenn sie mit ihren hohen Absätzen über die Straße ging, versank sie manches Mal darin und hatte Angst um ihre teuren Designerschuhe.
Eigentlich hatte sie nach Hause fahren wollen, um sich umzuziehen und noch einmal zu duschen. Dazu hatte sie keine Zeit mehr, sie kam auch so schon zu spät. Abgehetzt und komplett verschwitzt kam sie endlich mit fast einstündiger Verspätung in der Kneipe an.
Schon von weitem sah sie Gitte. Sie hatten sich ein Lokal mit schönem Garten ausgesucht, da man bei der Hitze sich nur außerhalb von vier Wänden und einem Dach aufhalten wollte. Julia entspannte sich das erste Mal in dieser Woche, die wirklich eigenartig und sehr anstrengend gewesen war. Für ihren Geschmack, mehr als reichlich Abwechslung und sie freute sich auf einen ruhigen Abend mit ihren Freunden.
Je näher sie kam, sah sie, wie sich Gitte unterhielt, aber nicht mit Steffen, der ihr gegenüber saß. Mit wem redete sie da nur? Auf einmal fing ihr Herz an kräftig zu schlagen und eine Welle der Hitze überfiel sie. In ihrem Magen machte sich etwas bemerkbar, was sie schon vor einer Woche gespürt hatte. Steffen strahlte Julia an, als er sie sah und sofort drehten sich zeitgleich Gitte und Till zu ihr um.
„Da bist du ja endlich”, sagte Gitte, „du wirst einiges aufzuholen haben. Ich für meinen Teil bin schon betrunken.“
Sie lachte Julia an und nahm sie überschwänglich in ihre Arme. Steffen kam um den Tisch herum und riss Julia mehr oder weniger aus Gittes Umarmung.
„Jetzt bin ich aber dran”, sagte er und küsste Julia auf ihre Wangen.
„Es stört dich hoffentlich nicht, dass ich Till mitgebracht habe?“, fragte Steffen, nachdem er Julia wieder losgelassen hatte.
„Nein, überhaupt nicht”, sie lächelte Till an und wieder sah sie etwas in seinen Augen, was sie ungemein beruhigend fand. „Hallo Till, schön dich wieder zu sehen.“
Till aber lächelte nicht, er hatte schon wieder diesen eigenartigen, grimmigen Blick aufgelegt. Nur mühsam brachte er ein ‚Hallo‘ heraus und seine Gratulation hörte sich nicht überzeugend an. Überrascht sah Steffen Till an, der eben noch gute Laune gehabt hatte und fragte sich, warum Till unbedingt hatte mitkommen wollen. Julia ging um den Tisch herum und setzte sich neben Steffen und saß somit Till gegenüber. Eigentlich hätte sie das schön gefunden, denn so hätte sie den ganzen Abend über in seinen grünen Augen versinken können. So aber musste sie in sein grimmiges Gesicht blicken.
Sofort bestellte sie ein Bier und etwas zu essen. Sie hatte sich extrem auf die erste wirkliche Nahrungsaufnahme an diesem Tag gefreut. Aber schon als sie bestellte, merkte sie, dass ihr Magen das kaum zulassen würde. Das Bier kam schnell und noch schneller trank sie es aus. Das half. Schlagartig ging es ihr etwas besser. Gitte fragte sie, wie die letzten Tage verlaufen waren und erzählte Till, dass sie in dieser Woche zur Partnerin aufgestiegen wäre.
Julia stellte belustigt fest, dass Gitte
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