Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Robert anerkennend auf die Schulter klopften, so als ob er es gut gemacht hätte, sich so ein hübsches Mädel ins Bett zu holen.
Keiner konnten ahnen, wie sehr Robert unter all dem litt und er sich Julia bereits in sein Bett geholt hatte, als sie noch nicht in Kleidergröße vierunddreißig passte und keiner in der Kanzlei, ausgenommen Robert, von ihrer Existenz wusste.
Aus diesem Grund war Dienstag an Arbeit kaum mehr zu denken, dabei hatte Julia unglaubliche Aktenberge zu bewältigen und zu überlegen, wem sie welchen Fall aufs Auge drücken konnte. An diesem Tag würde sie niemanden mehr ansprechen können. Sie glaubte kaum, was ihre Kollegen offensichtlich für ein langweiliges Leben führen mussten, wenn sie sich derart über ihr Verhältnis mit Robert die Köpfe zerbrachen.
Zu allem Überfluss hatte sie Geburtstag. Beinahe hätte man diesen unter der ganzen Aufregung und dem wilden Spekulieren vergessen. Julia war alles andere als nach Feiern zumute und sie wollte auch keine Glückwünsche annehmen müssen. Sie fand es grauenvoll, dass man ihr in einem Atemzug gratulierte und sie ausfragte, wie es mit Robert so sei und wie lange das wohl schon gehen würde. Zum Nachmittag bestellte sie in einer Konditorei mehrere Kuchen, so wie sie es in den letzten Jahren auch getan hatte.
Unter dem Vorwand, dass sie wirklich sehr viel Arbeit hätte, stellte sie die Kuchen lediglich in die Küche und sagte allen Bescheid, dass sie sich gern bedienen könnten. Erstaunlicherweise ließ sich Robert nicht bei ihr blicken. Ihre harten Worte vom Vorabend hatten wohl Wirkung gezeigt. Dafür stand auf einmal Frau Menke vor ihrem Schreibtisch, überreichte ihr ein Paket und gratulierte.
„Nicht, dass Sie nun glauben, das käme von mir“, sagte Frau Menke.
„Das würde ich doch niemals annehmen“, sagte Julia und erwartete von Roberts Sekretärin ebenso ausgefragt zu werden.
„Ich spiele hier lediglich den Boten.“
„Was Sie aber auch alles durchmachen müssen“, sagte Julia und nahm sich einen Stapel Akten.
„Hier, nun nehmen Sie schon.“ Frau Menke hielt ihr das kleine Paket direkt unter die Nase, dass Julia instinktiv zurückwich.
„Wollen Sie jetzt auch noch eine Unterschrift von mir, dass ich das Paket erhalten habe?“
„Nicht nötig.“
Da Julia keine Anstalten machte ihr das Geschenk abzunehmen, knallte Frau Menke es ihr auf den Tisch und drehte sich auf dem Absatz um.
„Na, vielen Dank auch“, rief Julia ihr hinterher, obwohl Frau Menke schon längst das Büro verlassen hatte, „und machen Sie die Tür bitte hinter sich zu.“
Umständlich war Julia aufgestanden und um den Schreibtisch gegangen.
„Na, macht ja nichts, mach ich’s eben selbst.“
Kaum war die Tür geschlossen ließ Julia entspannt ihre Schulter hängen.
„Das wird sich aber auch bald ändern“, sagte sie laut zu sich selbst und dachte daran, wie stolz sie sein konnte, nun selbst bald Partner zu sein und ihre eigene Assistentin zu bekommen.
Nur wirklich freuen konnte sie sich in diesem Moment nicht. Auch nicht über die vielen Anrufe von Menschen, die an sie gedacht hatten. Erst als sie Gittes Stimme singen hörte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
„Und”, wollte Gitte wissen, nachdem sie voller Inbrunst ein Geburtstagslied gesungen hatte, „wie ist es im Büro, zerfleischen sie dich bereits oder konnte euer Personaler tatsächlich den Mund halten?“
„Natürlich nicht. Ich habe wirklich angenommen, dass er nicht so dumm sein würde. Als ich ihn vorhin kurz sprach, hatte er mir versichert, dass er nur einer Person unter der größten Verschwiegenheit, davon erzählt hatte und er würde das nun sehr bedauern.“
„Ach wirklich? Hast du ihn gefeuert?“
„Das kann ich doch gar nicht.“
„Ich denke du wirst bald Partner.“
„Aber noch bin ich es nicht und selbst dann könnte ich solche Entscheidungen nicht treffen, auch wenn ich finde, dass er es verdient hätte, der Idiot.“
„Was sagt Robert denn dazu?“
„Keine Ahnung. Ich habe ihn bisher noch nicht gesehen.“
„Das ist erstaunlich.“
„Ich hab ihn gestern wohl ein wenig verschreckt. Aber er hat mir vorhin durch Frau Menke ein Paket vorbei bringen lassen.“
„Und, was ist drin?“
„Keine Ahnung.“
„Du hast es noch nicht geöffnet?“
„Nein.“
„Warum nicht? Bist du nicht neugierig?“
„Nein, eigentlich nicht. Ich will es gar nicht wissen. Vielleicht mach ich es überhaupt nicht auf und gebe es ihm einfach
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