Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
richtig stolz auf sie war. Das erste Mal, seit sie befördert wurde, realisierte sie, dass sie es geschafft hatte. Erleichtert atmete sie tief durch. Sie war Partnerin und am Ziel ihrer Träume angelangt.
Till hatte nur Geringschätzung für sie. Mit einem abfälligen ‚ach ja‘ kommentierte er Gittes Bericht. Nicht nur Gitte sah ihn irritiert an, auch Steffen sah ungläubig zu ihm. Julia war schon darüber hinweg, das eigenartig zu finden. Er war eben doch ein echtes Arschloch. Wahrscheinlich war sein Verhalten im Kino lediglich ein Ausrutscher und er im tiefen Inneren ein griesgrämiger Mensch, der schlechte Laune verbreiten wollte.
Julia beschloss ihn einfach zu ignorieren und sich nicht von ihm dem Abend verderben zu lassen. Sie war zu gut erzogen, um ihm zu sagen, er möge bitte gehen, es sei schließlich ihre Geburtstagsparty und er sei nicht eingeladen und hoffte darauf, dass er selbst soviel Anstand besaß und gehen würde. Aber das Gegenteil passierte, er bestellte sich noch ein Bier. Das missbilligte Julia, schaute ihm noch ein letztes Mal in seine wunderschönen, grünen Augen und widmete sich dann ausschließlich Gitte und Steffen.
Sie erzählte von ihrer letzten Woche und dem Gespräch mit Robert. Es war ihr völlig egal, ob Till das interessieren könnte oder nicht. Für sie war er nur ein Mensch, der zufällig an ihrem Tisch saß. Sie spürte, wie Till sie ansah und sich ein nervöser Zustand in ihrem Magen manifestieren wollte.
Julia berichtete von einem wirklich kniffligen Fall, den sie zum Glück noch in dieser Woche abschließen konnte und ihn somit nicht übergeben musste, was sie sicher in Schwierigkeiten gebracht hätte. Voller Stolz erzählte sie, wie sie den gegnerischen Anwalt verbal an die Wand gespielt und der keine Chance hatte, diesen Fall zu gewinnen. Anerkennend sahen sie Gitte und Steffen an. Es wunderte sie nicht, dass Till sie noch grimmiger als zuvor ansah.
„Also, wer dich zum Freund hat, braucht auch keine Feinde. Bist du immer so?“, fragte Till.
Entsetzt sah Steffen ihn an, sagte aber nichts und trank schnell noch einen Schluck Bier.
„Hey, ich rede mit dir”, herrschte Till Julia an, die daraufhin zusammenzuckte.
„Meinst du etwa mich?“, fragte sie.
Ein merkwürdiger Schmerz machte sich an ihrem Herzen zu schaffen.
„Wen denn wohl sonst?“
Gitte fand das zwar im Grunde unmöglich, wie Till sich verhielt, war aber gespannt, wie sich das Gespräch weiter entwickeln würde und fing an zu lächeln. Gitte konnte in allem Situationskomik ausmachen, selbst wenn es absolut furchtbar war, sie fand immer etwas Lustiges und rettete damit jede noch so schreckliche Begebenheit.
„Entschuldige”, sagte Julia in einem ziemlich hochnäsigen Ton, „kannst du mir noch einmal sagen, was du möchtest?“
Sie dachte, dass er ihr auf keinem Fall verbal gewachsen sei. Er mag ein guter Chirurg sein, aber sie war eine gute Anwältin, die ungern verlor und genau wusste, wie man den Gegner mundtot bekam. Sie sah ihn direkt an, das machte sie immer so. Diesem Blick konnte kaum jemand widerstehen. Dabei musste sie zu ihrem entsetzten feststellen, dass sie Till unterlag. Seine grünen Augen funkelten sie an und sie spürte, wie sie verlegen wurde.
„Ich wollte von dir wissen, ob du immer so zickig bist.“
„Was hat das denn mit dem zu tun, was ich gerade erzählt habe?“
Julia war tatsächlich etwas irritiert.
„Julia ist doch nicht zickig”, mischte sich Steffen ein.
„Danke”, sagte Julia zu Steffen und legte eine Hand auf seinen Arm.
Sie kamen nicht dazu dieses Thema weiter zu erörtern, da in diesem Moment Julias Essen gebracht wurde. Auch das noch, dachte sie. Sie glaubte, keinen Bissen von dem herrlich duftenden Bratkartoffeln herunter bringen zu können. Daher stocherte sie recht lieblos mit einer Gabel in dem Beilagensalat. Nur widerwillig steckte sie sich eine Gabel voll davon in ihren Mund. Mühsam kaute sie auf dem eigentlich recht gut schmeckenden Salat. ‚Nur immer weiter kauen‘, dachte sie, ‚dann muss ich nicht mit Till reden.‘ Der starrte sie die ganze Zeit über an und eine erneute Hitzewelle überzog ihren Körper.
Um von der Peinlichkeit abzulenken fing Gitte an von einem ihrer Kunden zu erzählen. Jetzt im Sommer hatte Gitte immer sehr viel Arbeit, was sie auf der einen Seite natürlich gut fand, andererseits war sie oft gezwungen schon vor zwölf Uhr Mittags zu arbeiten. Aber sonst hätte sie nie alle ihre Kunden bewältigen können. Sie
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