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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marletta-Hart Susan
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sie sich inzwischen ihrer Hochsensibilität bewusst ist, versucht sie, positiven Nutzen daraus zu ziehen. Sie hat gelernt, für sich selbst einzustehen. Karin: „Wenn Dinge im Team schief laufen, dann bin ich meistens die Erste, die es merkt, und ich spreche das an. Ich kann nicht anders, denn ich leide so unter diesen Spannungen. Das führt häufig dazu, dass Meinungsverschiedenheiten offen angesprochen werden, und das schätzen die anderen. Ich verstehe jetzt, dass es eine besondere Gabe von mir ist und dass meine Kollegen davon profitieren. Ich kann frühzeitig signalisieren, wenn etwas schief läuft. Außerdem bin ich präzise. Da bei mir alles ziemlich genau passen muss – mein Freund spricht von geringen Toleranzmaßen – ist das, was ich auswähle, meistens sehr überlegt und zutreffend. Das gilt sowohl bei der Arbeit als auch privat.“
    Man kann auch zu einer kreativen Tätigkeit berufen sein. Marko fühlte seine Berufung wie einen starken Geschmack im Mund und wie ein beklemmendes Gefühl im Bauch. Das war plötzlich da, verschwand dann wieder eine Zeitlang, tauchte aber immer wieder zu bestimmten Zeiten auf. Marko wusste nicht, was seine Berufungwar, doch dass er so etwas fühlte, machte ihn unruhig. Das begann um sein fünfzehntes Lebensjahr. Eines Nachmittags lag er im Gras und fühlte eine starke Verbundenheit mit dem Kosmos, der sich über ihm als prächtiges, blaues Himmelsgewölbe zeigte. Seitdem hatte er das Gefühl, dass er selbst etwas Bedeutungsvolles beitragen müsse. Das ließ ihn nicht mehr los.
    Er dachte viel über seine Berufung nach, grübelte nächtelang darüber. Solange er körperlich mit dieser Berufung konfrontiert wurde, ließ sie ihn nicht los. Nach dem Abitur begann er, Betriebswirtschaft zu studieren. Dass sein Studium eigentlich nichts mit seinem Gefühl der Berufung zu tun hatte, war ihm wohl klar. Aber der Druck von außen – seine Freunde studierten dasselbe und seine Eltern drangen darauf, dass er eine nützliche Ausbildung mache – hatte dazu geführt, dass er diesen Weg wählte. Häufig machte sich bei ihm allerdings Verzweiflung breit und er fühlte sich schuldig, weil er nicht ehrlicher zu seinem eigenen Gefühl stand. Trotzdem beendete er sein Studium und fand einen entsprechenden Job. In seiner Freizeit sang er, malte und fand Ausgleich im Sport. Trotzdem hatte Marko das Gefühl, dass er nur zur Hälfte lebte.
    Als er älter wurde und sich selbst besser wahrnahm, spürte er, dass seine Berufung etwas mit bestimmten Eigenschaften in ihm zu tun hatte. Er wusste, dass er kreativ war, dass er seinem Schöpfungsdrang Ausdruck verleihen wollte. Außerdem spürte er, dass seine Berufung damit zu tun hatte, dass er ein Gefühl für Ästhetik hatte – er liebte es, seine Wohnung stilvoll einzurichten, und manchmal fragten ihn seine Freunde nach seiner Meinung, wenn es um Möbel oder Einrichtung ging. Mehr als das lief aber nicht. Und das frustrierte ihn. Irgendetwas in ihm blieb unbefriedigt. Er fand sich selbst unzufrieden und undankbar. War er denn etwa nicht glücklich? Hatte er nicht einen tollen Job gefunden?
    Jahre gingen so ins Land. Marko heiratete und arbeitete immer noch für denselben Betrieb. Etwas in ihm starb langsam ab. Obwohl er mit niemandem je darüber sprach, bemerkte er, dass er zunehmend zynischer wurde. Er fühlte sich von Jahr zu Jahr stets mehrwie ein Schatten seiner selbst. Nachts bekam er manchmal Panikanfälle, die stets damit zu tun hatten, dass er sich so unerfüllt fühlte. Ein Gefühl von Scheitern machte sich breit in ihm. Das reagierte er oft in seiner Ehe ab, die nach seinem Gefühl auch nicht so besonders gut war. Marko war nun 39 und im folgenden Jahr ließ er sich scheiden.
    Irgendwann kam es ganz plötzlich – und er ergriff es wie einen Rettungsring. Es war ein Wochenendseminar in seinem Betrieb, zu dem verschiedene künstlerische Aktivitäten gehörten. Es war schon sehr lange her, dass er gemalt oder überhaupt etwas Kreatives getan hatte. Diesen Drang hatte er eigentlich ganz zurückgestellt, aber nun, da er zufällig wieder damit konfrontiert wurde, erwachte etwas in ihm, das anscheinend doch noch nicht gestorben war.
    Wieder zu Hause dauerte es noch einige Monate, bevor er eine Staffelei kaufte und wieder zu malen begann. Er traf in dieser Zeit einen alten Freund, der Kunstmaler geworden war. Sie sprachen viel über Kunst und sein Freund war bereit, ihm einige Unterrichtsstunden zu geben. Marko ging völlig in seiner Malerei

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