Leben mit Hochsensibilitaet

Male) die Arbeitsstelle wechseln muss. Oder sogar darauf, dass man wieder die Schulbank drücken muss und eine weitere Ausbildung macht. (Glücklicherweise studieren die meisten Hochsensiblen gern. Am liebsten hören sie gar nicht mehr auf zu lernen.) Arbeiten ist ein wichtiger Aspekt deines Lebens. Es ist kein überflüssiger Luxus, auf der Suche zu bleiben nach Arbeit, die zu dir passt. Manchmal kann eine zeitweilige Veränderung schon gute Erkenntnisse bringen. Dauernd Arbeiten zu verrichten, gegen die du einen Widerwillen hast, wirst du nicht einfach wegstecken können. Das wird deine körperliche, geistige und emotionale Gesundheit angreifen.
    Nachdem ich aus der Fernsehbranche ausgestiegen war, gab ich lange Zeit Massagen, für alle möglichen Arbeitnehmer in diversen Unternehmen (also auch ich habe den Beruf gewechselt). Während ich angespannte Muskeln knetete, sprach ich mit den Menschen und befragte sie zu ihrer Arbeitszufriedenheit. Eines wurde mir dabei vor allem klar: Wenn Menschen eine Funktion inne haben, die nicht zu ihnen passt, entsteht der meiste Stress und die größte körperliche Spannung. Selbst wenn es nicht immer möglich ist, unmittelbar das zu tun, was du anstrebst, so kannst du doch zumindest weiterhin danach streben. Wenn du unglücklich in deinem Job bist, dann ist es sinnvoll, dir das einzugestehen – statt beweisen zu wollen, dass du es trotzdem kannst oder dass du es trotzdem nett hast. Auch ich benötigte Jahre, um zu erkennen, dass ich nicht auf dem richtigen Platz war. Als ich es schaffte, zu kündigen, entdeckte ich erst, was ich alles dafür zurückbekam. Ich wurde von einer Welle von Energie und Kraft umspült. Dadurch gelang es mir, innerhalb einer Woche einen neuen Job zu finden, der damals viel besser zu meinen Bedürfnissen passte.
    Sieh die nächste Etappe als Bereicherung, die dich weiter bringt. Der zurücklegte Weg hat aus dir vielleicht einen guten Fachmannmit entsprechendem Erfahrungshintergrund gemacht. Im Nachhinein wirst du erkennen, dass die Probleme, die du durchstandest, dir anschließend in deinem neuen Beruf als Therapeut, Berater, Lehrer, Journalist oder was auch immer weiterhalfen. Du bist gereift und kannst durch deine Erfahrung auch anderen helfen, ihren Weg zu finden. Sogar die schwierigsten Phasen kannst du in einem positiven Licht sehen. Solche Dinge machen dich nämlich zu einer authentischeren Person. Vielleicht siehst du momentan nur eine Menge vertaner Zeit – doch vermutlich erntest du später die Früchte. Vergiss nicht: Du als hochsensibler Mensch hast wahrscheinlich eine besondere Gabe. Und diese Gabe ist wichtig für die Gesellschaft. Dafür bist du hier. Darum ist es wichtig, dass du deine Berufung findest.
3.3.4 Berufung
    Es gibt Menschen, die von klein auf wissen, was sie später werden wollen. Wenn sie darauf ausgerichtet bleiben und ihr Ziel erreichen, sind sie gesegnet. Jeder kennt wohl Beispiele aus seiner Umgebung, wie eine solche Karriere sozusagen schnörkellos verläuft. Mit Willenskraft und einem klaren Bild vor Augen arbeiten diese Menschen an ihrem Ziel (manchmal ohne darauf zu achten, was andere davon halten). Ich selbst hatte einen Freund, der etwa in seinem achten Lebensjahr anderthalb Trommelstöcke in seine Hände bekam und ab dem Moment wusste, dass er nichts anderes auf der Welt wollte, als zu trommeln – mit der Folge, dass er schließlich ein erfolgreicher Musiker wurde.
    Die meisten hingegen brauchen etwas mehr Zeit. Ich denke, dass Hochsensible darin nicht anders sind als Normalsensible. Die Frage ist, ob überhaupt für jeden das Lebensziel so klar und fest umgrenzt ist. Manche scheinen einfach unumstößlich auf etwas hinzustreben, andere nicht. Ich vergleiche gerne Menschen mit Schiffen. Es gibt große Tanker, die sich den Weg durch die Wellen bahnen und sich durch nichts von ihrem Kurs abbringen lassen. Und es gibt leichte Segelboote, die gegen den Wind hin und her kreuzen, umihr Ziel zu erreichen. Beide Schiffsarten haben ihren Wert, sind aber für gänzlich verschiedene Zwecke gemacht.
    „Für einen Zweck gemacht“ … das ist eine etwas hölzerne Art, über Menschen zu sprechen – doch im Grunde bedeutet es: eine Berufung zu haben. Was ist Berufung genau? Das Wort besagt in etwa: „gerufen werden“, es bezog sich ursprünglich auf eine Bekehrung. Ein Mensch wurde von Gott zu seiner Bestimmung gerufen. Gegenwärtig nutzen wir das Wort in Bezug auf das Erfüllen einer bestimmten Lebensaufgabe oder das