Leben mit Hochsensibilitaet
ersten Mal, dass sie Toleranzgrenzen haben, und damit entdecken sie ihre Sensibilität. Automatisch entsteht dann auch mehr Verständnis für Kinder und deren Sensibilität. Als Reaktion auf die Verhärtung, Versachlichung und den Materialismus der Gesellschaft suchen diese Menschen nachAlternativen. Und als mögliche Alternativen bieten sich die geschilderten Eigenschaften, die manche Kinder besitzen, besonders an.
5.4 Was brauchen hochsensible Kinder?
Wenn man die Notwendigkeit einer adäquaten Erziehung oder sagen wir einmal Betreuung von hochsensiblen Kindern betrachtet, stellt sich die Frage: Was brauchen sie? Hochsensibilität ist eine schöne Eigenschaft, die dem Kind viel bieten kann. Die Gabe, viel wahrzunehmen, kann das Kind in kreativen, intuitiven oder sozialen Aktivitäten umsetzen. Im späteren Beruf können diese Aspekte von immensem Nutzen sein. Das Genießen und Entdecken der Welt, der Natur und der menschlichen Kontakte ist etwas Positives. Das braucht man nicht weiter zu betonen. Dass diese Kinder tief nachdenken können, manchmal auf erstaunliche Ideen kommen und sich leidenschaftlich in ein Hobby oder Interessengebiet einleben können, ist eine Gabe. Sie sind dadurch kleine künftige Wissenschaftler. Manche haben gar hellsichtige Fähigkeiten oder hellsichtige Träume und erfassen dadurch besonders viel von dem, was um sie herum passiert. Dennoch kann das Leben für ein hochsensibles Kind schwierig sein. Bei näherer Betrachtung fallen folgende Problembereiche auf:
Hochsensible Kinder:
• sind schneller müde und erschöpft von der Fülle der Eindrücke
• fühlen sich schneller von Menschen überrumpelt
• bemerken negative Emotionen anderer schneller
• können ihre eigenen intensiven Emotionen nicht immer kontrollieren
• sind in neuen und spannenden Situationen eher abwartend und zurückhaltend
• erfahren Dinge so intensiv, dass sie sich bedrängt fühlen
• sind über unerwartete Dinge und Überraschungen nicht so froh
• zeigen bessere Leistungen, wenn sie nicht beobachtet werden
• können schnell in Verlegenheit gebracht werden
• finden unsensible und rohe Menschen schwierig
• glauben schnell, dass sie etwas verkehrt gemacht haben
• sind perfektionistisch
• sind sehr schmerzempfindlich, auch Schmerzen anderer gegenüber.
Kann man aufgrund dieses Wissens hochsensiblen Kindern etwas bieten, das ihnen gut tut? Was könnte das sein?
5.4.1 Liebe und Bestätigung
Weil hochsensible Kinder so viel wahrnehmen, bemerken sie auch so viel an sich selbst. Das macht sie zu ziemlichen Selbstkritikern. Sie zeigen selten die Tendenz, sich zu überschätzen. Sie haben eine ziemlich realistische Selbsteinschätzung. Dadurch platzen sie nicht gerade vor Selbstvertrauen. Natürlich sind manche unter ihnen selbstsicherer als andere. Das liegt an den Erfahrungen, die sie gemacht haben. In der Regel benötigen hochsensible Kinder aber Unterstützung, um sich in dieser komplexen, fordernden und kritischen Welt gut in ihrer Haut zu fühlen.
Dazu kommt, dass sie genau bemerken, was andere über sie denken. Aus den Reaktionen anderer spüren sie unbeirrbar ihre eigene Andersartigkeit. Sowohl ausdrücklich als auch unterschwellig können Erwachsene diese Andersartigkeit herausstellen, indem sie beispielsweise sagen, das Kind sei schüchtern, indem sie es zwingen, mit den anderen zu spielen, oder indem sie erstaunt fragen, warum dieses Kind wohl so viel Bücher lese, oder indem sie das Kind wegen einer Ungeschicklichkeit auslachen. Weil Kindern diese Art gut oder schlecht gemeinter Bemerkungen nicht entgeht, unterdrückensie schnell ihre ureigenen Wesenseigenschaften und versuchen, sich – so gut oder schlecht es geht – den von anderen aufgestellten Normen anzupassen, oder sie ziehen sich mehr und mehr aus sozialen Situationen zurück.
Eltern und Lehrkräfte können, wenn sie es wollen, viel zum Selbstvertrauen eines hochsensiblen Kindes beitragen. Das gelingt am besten, indem sie ihm viel Liebe und Bestätigung schenken. Ein hochsensibles Kind muss einfach extra viel geliebt werden aus dem einzigen Grund, dass es da ist. Das Gefühl, da sein zu dürfen, gibt ihm das Selbstvertrauen, von dem es zu wenig hat. Gerade, weil es oft merkt, dass es anders ist als andere, ist es wichtig zu verhindern, dass es sich weniger wert als andere fühlt. Es gehört schließlich zu einer Minderheit von 15 bis 20 Prozent der Kinder. Bestätigen, loben und bewundern; mache es so viel wie möglich
Weitere Kostenlose Bücher