Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marletta-Hart Susan
Vom Netzwerk:
gelernt hast. Wenn es dir gelingt, mit Mut und Willenskraft auch nach Rückschlägen Schwierigkeiten zu verarbeiten, wird dein Kind dich respektieren für das, was du bist. Auf beiden Seiten entsteht so Raum für die jeweiligen Eigenarten. Deine Feinfühligkeit kann ein Vorteil sein beim Wiederentdecken von Liebe und Sanftheit. Erziehung kann ein herrliches Abenteuer werden. Kinder halten dir den Spiegel vor. Zusammen könnt ihr den rechten Weg suchen, den Weg des Zusammenlebens in gegenseitigem Verständnis und Geborgenheit.
5.4.2 Ermutigung
    Manche hochsensiblen Kinder sind erkundungsfreudig und lieben Herausforderungen. Es sind ungefähr dreißig Prozent, die ein stark entwickeltes
Go-for-it
-System haben. Sie werden auch
Thrill
- oder
Sensation-Seekers
genannt (diese Kinder ähneln noch am meisten den mit ADHS diagnostizierten Kindern). Der größte Prozentsatz hochsensibler Kinder ist hingegen eher zaghaft und wartet erst einmal ab, wie der Hase läuft (
Pause-to-check
-System). Es ist für diese Kinder wichtig, dass sie sich nicht zu extrem ängstlichen Kindern entwickeln, die jeder neuen Situation von vornherein aus dem Weg gehen. Sie brauchen besondere Ermutigung und Unterstützung und vor allem das Gefühl, dass es für sie sicher ist, Dinge näher zu untersuchen.
    Betrachten wir noch einmal diesen letzten Aspekt. Sicherheit hat vor allem mit Bindung zu tun. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, durch die ein hochsensibles Kind ein Gefühl von Sicherheit entwickelt, ist das Vertrauen, dass jemand es auffängt, wenn es fällt. Hier sind die Erzieher, also meistens Vater und Mutter gefragt. Wenn ein hochsensibles Kind weiß, dass seine Mutter, sein Vater oder andere vertraute Beschützer hinter ihm stehen, ihm sozusagen den Rücken stärken, wird es sich trauen, mehr von den Dingen zu erkunden. Es ist logisch, dass die erste Bindung einem Säugling das Gefühl von Sicherheit gibt, von dem er den Rest seines Lebens zehrt. Diese erste Periode ist also außerordentlich wichtig, trotzdem nicht allein und ausschließlich bestimmend. Manche Kinder sind von sich aus waghalsig, andere Kinder sind einfach von sich aus ängstlicher. Manchmal muss man seinem hochsensiblen Kind einen kleinen Schubs geben, damit es etwas wagt. In mehreren Untersuchungen zeigte sich jedenfalls, dass hochsensible Kinder, die in neue stressreiche Situationen kommen, sich gut fühlen, solange sie in den Händen einer Person sind, die sich um das Kind kümmert. Ist das nicht der Fall, fühlen sie sich sehr schnell gestresst und in Gefahr. Solche aufmerksamen Personen sind nicht nur die Eltern, sondern auch die Lehrkräfte. Da Kinder viel Zeit in der Schule verbringen, ist die Haltung der Lehrkraft wichtig. Hochsensible Kinder haben einen besonderen Gewinn von einer liebevollen und aufmerksamen Lehrkraft. Eltern tun gut daran, dies bei der Wahl der Schule und der Versetzung zu berücksichtigen.
    Als Elfjährige fühlte ich mich sehr unwohl beim Gedanken an die traditionelle Klassenfahrt, die zum Ende des Schuljahres anstand. Allein der Gedanke bereitete mir schon Herzklopfen. Viele schlaflose Nächte folgten und meine Mutter musste mich ständig trösten. Bereits ein Jahr vor dem Ereignis vergoss ich literweise Tränen und die Idee allein überwältigte mich vor Angst. Ich stellte damit meine Mutter vor ein fast unlösbares Problem. Sollte sie mich zu Hause behalten, um mich zu beschützen, oder sollte sie mich eher ermutigen, doch mitzufahren?
    Eines der schwierigsten Probleme, mit dem Eltern von hochsensiblen Kindern sich konfrontiert sehen, ist die Frage: Sollen sie ihr Kind beschützen – oder sollen sie es motivieren, eine beängstigende Situation anzugehen? Die meisten hochsensiblen Kinder schrecken vor neuen Situationen zurück. Alle möglichen Geschehnisse in der Schule können sie als bedrohlich erleben. Mit besonderem Schrecken sehen sie Ereignissen entgegen, die außergewöhnlich festlich, gesellig und einfach nur nett gemeint sind. Das liegt nicht daran, dass die Kinder langweilig oder schüchtern wären, sondern einfach an der Menge der (unbekannten) Reize, die dann über sie hereinbricht. Eltern werden sich regelmäßig zwischen den Alternativen entscheiden müssen, das Kind zu motivieren oder es zu beschützen.
    Auch dabei sollte man sich als Erwachsener vor Projektion in Acht nehmen – vor allem, wenn man als Elternteil oder Erzieher selbst hochsensibel ist. Wenn du als Kind gezwungen wurdest, Dinge zu tun, die du nicht

Weitere Kostenlose Bücher