Leben mit Hochsensibilitaet
reagiert als sie es erwarten oder als sie es benötigen, werden sie schneller gekränkt sein als Nichthochsensible. Sie ziehen sich dann zurück und lernen sich anzupassen auf eine Art und Weise, die ihrem Wesen nicht gerecht wird. Sie wissen nämlich instinktiv besonders gut, was ein anderer braucht. Ein hochsensibles Kind spürt beispielsweise, dass seine gestresste Mutter nicht gestört werden möchte, und es wird mit ganzem Herzen diesen Wunsch berücksichtigen. Doch was ist dann mit den Bedürfnissen des Kindes? Häufig drängt das Kind diese dann zurück.
Es ist wichtig, sich als Erwachsener der besonderen Verletzlichkeit eines hochsensiblen Kindes bewusst zu sein. Bevor ungünstige Verhaltensmuster entstehen, die schwierig zu ändern und später vielleicht nur noch durch Therapie behandelbar sind, sollte man als Elternteil oder Erzieher versuchen, sich in die Erlebenswelt hochsensibler Kinder einzufühlen und sich davon berühren zu lassen. Aus dieser Perspektive kann man Ratschläge und Verhaltensrichtlinien entwickeln, mit denen man dem Phänomen Hochsensibilität begegnen kann. Damit kannst du deinem hochsensiblen Kind helfen, sich optimal zu entwickeln.
5.3 Probleme hochsensibler Kinder
Es gibt viele positive Dinge, die über hochsensible Kinder gesagt werden können. Alles, was in Kapitel 4 steht, gilt im Großen und Ganzen auch für Kinder. Es gibt beispielsweise – genau wie gegenüber Erwachsenen – ein Verständnisproblem. Hochsensible Kinder werden bislang oft noch ungenügend verstanden. Eltern und Lehrkräfte sehen häufig nur einen Aspekt eines solchen Kindes und beschreiben es dann dementsprechend als zu intensiv, zu schüchtern oder zu fordernd. Hochsensibilität braucht wirklich kein Problem zu sein, man muss nur wissen, wie man mit diesen Kindern umzugehen hat. Die Hauptschwierigkeit ist, dass in der Schule und zu Hause andere Eigenschaften geschätzt und stimuliert werden als die Eigenschaften dieser Kinder. Darum haben sie es häufig schwer. Sie sind im tiefsten Inneren von der Härte und Gefühllosigkeit anderer schockiert. Sie begreifen nicht, warum andere so wenig nachdenken und so unbewusst agieren.
Man sollte jedoch nicht alle Kinder über einen Kamm scheren und die Unterschiede unter den hochsensiblen Kindern nicht aus dem Auge verlieren. Neben Hochsensibilität haben diese Kinder noch viele andere Temperamentseigenschaften, die größtenteils genetisch bedingt sind. Ein Beispiel einer solchen anderen Eigenschaft ist das Energieniveau eines Kindes. Springt das Kind ständig herum oder sitzt es eher ruhig in einer Ecke und spielt? Selbstregulation ist ebenfalls solch eine Eigenschaft. Kann das Kind gut selbstständige Entscheidungen fällen aufgrund von Erfahrungen, die es gemacht hat? Oder macht es immer wieder dieselben Fehler? Kann das Kind sich gut durchsetzen oder lässt es sich schnell entmutigen? Wird es schnell abgelenkt oder kann es sich gut konzentrieren? Neben Hochsensibilität gibt es noch so viele andere Eigenschaften, die ein Kind durch das Verschmelzen von Eizelle und Samenzelle mit auf den Weg bekommt. Diese Eigenschaften sind die Grundlage seines Temperaments. Tatsache ist aber, dass hochsensible Kinder auf die eine oder andere Art Dinge gründlicher bemerken und tiefer und intensivererfahren als Durchschnittskinder. Und deshalb sind sie auch in Gefahr, sich schneller zu verausgaben.
Wenn hochsensible Kinder sich verausgaben, wählen sie verschiedene Strategien, um nicht völlig erschöpft zu werden. Manche beginnen zu jammern: Es ist zu heiß, zu kalt, zu hektisch, zu wild, zu dunkel, es juckt, es ist dreckig. Sie verlieren ihre Haltung, weinen und haben Angst. Andere hochsensible Kinder lernen, diesen Gefühlen zuvorzukommen. Sie ziehen es deshalb vor, alleine zu spielen oder sich in Videospielen oder Büchern zu verlieren, so dass ihre Erlebniswelt klein und übersichtlich bleibt. Sie können tagträumen und haben eine reiche Phantasie. Wieder andere entscheiden sich bewusst dafür, im Haus zu bleiben statt draußen mit anderen Kindern zu spielen. Manche hochsensible Kinder entscheiden sich, übertrieben kooperativ zu sein. Konflikte anzugehen, bedeutet nämlich auch, das Risiko von Reizüberflutung und Stress einzugehen. Glaube also nicht, dein Kind sei wirklich immer so leicht zufriedenzustellen. Vielleicht leidet es mehr unter einer bestimmten Situation als du denkst, aber es hat sich entschieden, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Wieder andere hochsensible
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