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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mentale Welt gar nicht existiert. Es gibt keine mentalen Zustände, sondern nur körperliche. Das scheint ziemlich verrückt, wird jedoch von den Neurowissenschaftlern Paul und Patricia Churchland vehement verfochten. 6 Wir stellen uns zwar vor, dass wir Gedanken und Gefühle haben, aber, so argumentieren die Churchlands, unsere Vorfahren haben sich auch vorgestellt, auf einer unbeweglichen Erde zu leben. Die Churchlands nennen solche Überzeugungen »Volkspsychologie«. Sie sagen, die Wissenschaft habe nun gezeigt, dass die Erde sich bewegt, auch wenn wir das anders empfinden. Und genauso werde die Wissenschaft eines Tages zeigen, dass unsere gesamte mentale Welt eine Illusion ist. Sie rechnen damit, dass es eine sehr viel bessere wissenschaftliche Erklärung für die tatsächlichen Vorgänge geben wird.
    Ich habe solche Versprechungen der Materialisten wie »Eines Tages wird die Wissenschaft alles herausfinden« nie besonders überzeugend gefunden. Aber davon abgesehen ist der eliminative Materialismus eine Theorie, die sich selbst das Wasser abgräbt. Denn wenn alle Gedanken und Überzeugungen Illusionen sind, was sagt das im Hinblick auf die Gedanken und Überzeugungen der Churchlands? Sogar die Analogie zwischen der unbeweglichen Erde und
einer Überzeugung oder Empfindung ist falsch. Was die Sonne oder meine Umwelt angeht, mag ich mich täuschen, aber ich täusche mich gewiss nicht, wenn ich empfinde, dass es mich juckt. Oder haben Sie schon einmal gedacht: »Das juckt aber wirklich – nein, Moment mal, ich hab mich getäuscht, das hat überhaupt nicht gejuckt«? Jeder Mensch ist ein unanfechtbarer Experte für die Frage, ob es ihn juckt. Sogar eine wissenschaftliche Beschreibung des Juckens würde nicht erklären, warum ich mich kratze, und wäre auch kein Beleg dafür, dass das Jucken selbst eine Illusion ist. Und wenn es das wäre, nun, dann würden die meisten Leute den Churchlands wohl sagen: »Was juckt mich eure Wissenschaft!« Wie Samuel Johnson einst zu Boswell sprach: »Wenn mir jemand mit Argumenten kommt, die ich nicht einsehe, auch wenn ich sie nicht widerlegen kann, soll ich dann etwa glauben, was ich nicht einsehe?« 7 Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass die Churchlands, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sind, ihren Verstand verloren haben. Das sollte sie jedoch nicht besonders stören, denn sie glauben ja ohnehin nicht, dass sie einen solchen besitzen.
    Wir kommen nun zu den am weitesten verbreiteten zeitgenössischen Theorien des Materialismus. Die erste formuliert der Philosoph Daniel Dennett sehr direkt: »Der Geist … ist das Gehirn.« 8 Dies ist wohl der klassische Fall von reduktionistischem Materialismus und wird als »Identitätstheorie« bezeichnet. Zwei Dinge – Gehirn und Geist – erscheinen verschieden, sind in Wirklichkeit aber identisch. Typische Beispiele: Licht wird nicht durch elektromagnetische Wellen verursacht, sondern ist einfach eine elektromagnetische Welle. Der Morgen- und der Abendstern
erscheinen uns verschieden und galten jahrhundertelang als unterschiedliche Himmelskörper, aber nun wissen wir, dass es nur verschiedene Bezeichnungen für dasselbe Gestirn sind. Und genauso versteht man Geisteszustände einfach als Zustände des Gehirns. Die Identitätstheorie ist gegenüber den früher erwähnten Theorien insofern eine Optimierung, als sie nicht versucht, mentale Phänomene herabzusetzen oder zu leugnen. Sie erkennt sie an, unterstellt jedoch, dass sie lediglich körperliche Ereignisse sind. Ihre Gedanken über ein Gedicht von Edna Millay oder Ihre Empfindungen beim Verzehr einer delikaten Mahlzeit werden nicht durch bestimmte Zustände des Gehirns verursacht, sondern sind einfach diese Zustände. Ihre Schmerzen werden nicht dadurch verursacht, dass C-Fasern in Ihrem Gehirn feuern, sondern sie sind das Feuern der C-Fasern. Psychologie wäre demzufolge dasselbe wie Neurobiologie.
    Die Identitätstheorie kann man mit Hilfe eines berühmten Prinzips testen, das der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz vorgeschlagen hat. Das Prinzip der »Identität des Ununterscheidbaren« besagt einfach: Wenn zwei Dinge identisch sind, dann gilt alles, was für die eine Sache wahr ist, auch für die andere. Das scheint ofensichtlich. Wenn vor Ihrer Tür ein Mann steht, der behauptet, er sei Barack Obama, dann muss alles, was für Obama wahr ist, auch auf diesen Mann zutreffen. Und wenn Sie etwas finden, was für Obama stimmt, aber nicht für diesen Mann, dann ist er

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