Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
auf körperliche zu reduzieren, zum Scheitern verurteilt sind, weil Mary alle relevanten Daten kannte, ihr früheres Wissen aber trotzdem unvollständig war.
    Trotz seiner Probleme bleibt der Funktionalismus der führende Ansatz in den Neurowissenschaften, und das hat vor allem mit den Computern zu tun. Computer werden, wie Mausefallen, durch ihre Funktion definiert, durch das, was sie tun. Funktionalisten haben das, was unser Geist tut, mit dem gleichgesetzt, was Computer tun, und sagen damit letzten Endes, dass der Geist eine Art Computer auf Kohlenstoffbasis ist. In seinem Buch How the Mind Works gibt der Kognitionspsychologe Steven Pinker diesem Argument einen evolutionären Tenor. Weil »Denken eine Art Rechnerleistung ist«, so schreibt er, können wir den Geist als »ein System von Computerbauteilen verstehen, die durch die natürliche Auslese gestaltet wurden, um Probleme zu lösen, mit denen unsere Vorfahren in ihrem Leben als Jäger und Sammler konfrontiert wurden«. 12 Wenn das aber so ist, dann sollte es zumindest im Prinzip möglich sein, Computer zu bauen, deren Leistungen unseren mentalen Fähigkeiten entsprechen. Ein Computer sollte also beispielsweise in der Lage sein zu denken. Der Funktionalist behauptet demnach, dass Computer nicht nur in bestimmter Hinsicht an den Geist erinnern, sondern tatsächlich mit ihm identisch sind. Falls das stimmt, wäre es eine nachdrückliche Bestätigung des Materialismus, weil ein materielles Objekt, nämlich ein Computer, sich als funktionales Äquivalent des immateriellen Geistes erweisen würde.
    Seltsamerweise schließt der Materialismus in dieser Form die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod nicht
vollständig aus. Denken Sie sich den Geist als ein Softwareprogramm und den Körper als Hardware, in dem sich die Software inkarniert. Es gibt keinen Grund, warum die Software nicht neue Möglichkeiten zur Verkörperung finden sollte, wenn die Hardware zusammenbricht. Futuristen argumentieren, dass Menschen eines Tages Unsterblichkeit auf Erden erlangen könnten, indem sie ihren Geist auf einen Computer »downloaden«, ihn mit neuer Software updaten und auf diese Weise unendlich weitermachen. Der Physiker Frank Tipler formuliert entsprechende Vorstellungen in seinem Buch The Physics of Immortality. Gleichwohl impliziert der Funktionalismus, dass der Geist nichts weiter als eine Ansammlung von Computerprogrammen ist. Gewiss ist es innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens schwierig, sich das Leben nach dem Tod in irgendeinem der konventionellen philosophischen und religiösen Szenarios vorzustellen, die ich in diesem Buch umrissen habe. Wir müssen also ohne Vorurteile die Behauptung untersuchen, dass Computer so intelligent und denkfähig sind wie Menschen.
    Die Annahme, dass Computer intelligent denken können, ist Richtschnur für eine ganze Schule der künstlichen Intelligenz unter der Bezeichnung »strong AI«. Diese Gruppe schien auf verblüffende Weise bestätigt zu werden, als dem IBM-Computer »Deep Blue« im Jahr 1997 in sechs Partien ein 3,5-zu-2,5-Sieg gegen Schachweltmeister Garri Kasparow gelang. Computer scheinen dabei zu sein, den legendären Turing-Test zu bestehen, den der Logiker, Mathematiker und Kryptoanalytiker Alan Mathison Turing zum Nachweis künstlicher Intelligenz vorgeschlagen hat. Turing fragte: Woran erkennen wir, ob menschliche Wesen intelligent
denken? Wir reden mit ihnen. Also schlug er vor, das auch mit dem Computer zu versuchen. Ein Mensch und ein Computer sollten sich in einem Zimmer befinden und für die Fragesteller nicht sichtbar sein. Die Prüfung sollte so aussehen, dass der Mensch und der Computer die gestellten Fragen indirekt beantworteten, beispielsweise über einen Fernschreiber. Turing schrieb, wenn die Fragesteller nicht zwischen den Antworten des Menschen und des Computers unterscheiden könnten, dann dürfe mit Fug und Recht behauptet werden, dass Computer auf die gleiche Weise denken können wie Menschen. Natürlich war ihm klar, dass der Computer damit kein menschliches Bewusstsein haben würde. Aber, was soll’s, argumentierte er. Wenn wir mit anderen Menschen umgehen, können wir auch nicht sicher sein, dass sie ein Bewusstsein haben. Wir sehen ihr inneres Bewusstsein nicht, sondern nehmen nur wahr, was sie sagen und tun. Turing kam zu dem Schluss, intelligentes Denken könne für Computer wie für Menschen durch einen funktionalen Test beurteilt werden. 13
    Bis heute kann kein Computer den Turing-Test bestehen.

Weitere Kostenlose Bücher