Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
verschiedenen Typen von Computer-Hardware kompatibel sein. Man braucht feine Pinsel, um detaillierte Gemälde herzustellen; wenn der Pinsel beschädigt ist, wird das Gemälde ruiniert. Gleichwohl ist nicht der Pinsel die Ursache für das Gemälde, sondern der Künstler, der ihn benutzt. Olympische Laufbahnen weisen eine starke Korrelation mit Sprints und Hürdenläufen auf; ohne solche Bahnen gibt es derartige Rennen nicht. Trotzdem sind die Bahnen nicht die Ursache dieser Ereignisse, sondern lediglich der Veranstaltungsort, wo sie sich abspielen.
Es gibt noch mehr Beispiele. Wir können nicht annehmen, dass Hirnzustände mentale Aktivitäten verursachen, weil eine zweite Möglichkeit existiert: Das Gehirn könnte eine Art Einfallstor oder Empfänger für den Geist sein. William James, der Begründer der modernen Psychologie, hat diese Vorstellung in einem wichtigen Essay unter dem Titel »Human Immortality« untersucht. James argumentiert, dass unser Gehirn den Geist nicht verursacht, sondern ihm als Übertragungsmittel dient. So wie ein Prisma oder eine Linse das Licht durchlassen, so wie die Klappen einer Orgel die Luft in verschiedene Richtungen lenken, so ist das Gehirn ein Instrument zur Kanalisierung von Gefühlen und Gedanken. Und natürlich, so räumte James ein, können diese Gefühle und Gedanken und das ihnen zugrunde liegende Bewusstsein nicht mehr auf diese Weise ausgedrückt werden, wenn das Gehirn stirbt. »Aber die Sphäre des Seins, die das Bewusstsein mit Informationen versorgt hat, wäre immer noch intakt.« James hat also die Hypothese aufgestellt, dass es ein immaterielles kosmisches Reich gibt, welches uns, sogar zu unseren Lebzeiten, durch unser Gehirn mit Bewusstsein versorgt. Wenn unser Gehirn stirbt, existiert dieses Bewusstsein weiter, aber es führt nicht etwa ein Leben nach dem Tod, sondern es ist nie gestorben. Wir sterben, doch unser Bewusstsein lebt weiter, vielleicht ganz allein, vielleicht auch in anderen Verkörperungen. Es gibt nichts in der Wissenschaft, so argumentierte James, was diese alternative Möglichkeit ausschließt. 5
Wie entscheiden wir uns nun zwischen diesen beiden Möglichkeiten? Wenn wir das materialistische Argument konsequent zu Ende denken, stoßen wir auf ein ernstes Problem, ähnlich wie wir es beim Dualismus erlebt haben.
Das Problem des Dualismus bestand darin, dass er nicht erklären kann, wie immaterielle Gedanken materielle Objekte bewegen. Das ist ein gravierendes Problem, doch nun stellt uns der Materialismus vor eine vergleichbare Herausforderung: Wie können materielle Objekte wie Neuronen mit ihren Axonen und Dendriten immaterielle Ergebnisse wie Empfindungen, Emotionen und Ideen hervorbringen? Descartes wird heute oft belächelt wegen seiner Vorstellung, eine einzige Drüse im Gehirn könnte die geheimnisvolle Verbindung zwischen so radikal verschiedenen Bereichen wie dem Materiellen und dem Mentalen herstellen. Doch nun will der Materialismus ofenbar behaupten, das Gehirn selbst würde eine Art Zirbeldrüse darstellen. Der Materialismus geht von der Annahme aus, dass unser Gehirn das gesamte Repertoire unseres mentalen Lebens hervorbringt. Wie können wir wissen, ob das stimmt? Wie können wir sicher sein, dass unser Gehirn eine Produktionsanlage für den Geist ist und nicht nur ein Einfallstor oder ein Transmissionsriemen?
Materialisten ergehen sich in hektischen Spekulationen und unternehmen immer neue Versuche, Geistes- auf Gehirnzustände zu reduzieren. Ein Vorschlag besagt, dass der Geist eine Begleiterscheinung des Gehirns ist. Das bedeutet, dass er sich wie eine Art Schatten neben dem Gehirn bewegt. Das Gehirn produziert den Geist auf dieselbe Weise, wie Feuer Rauch produziert. Aber diese Vorstellung bedeutet, dass der Geist wie Schatten und Rauch als reine Begleiterscheinung selbst nichts tut. Im 19. Jahrhundert war diese Annahme weit verbreitet – Thomas Huxley war einer ihrer Fürsprecher –, doch heute wird sie nur noch selten vertreten und ist in Misskredit geraten. Der hauptsächliche
Einwand ist ein evolutionärer: Wenn der Geist ein Schatten ist, der selbst nichts tut, warum haben wir ihn dann überhaupt? Die Evolution stattet uns mit Körperfunktionen aus, damit wir in der Welt überleben und gedeihen können; deshalb dürfte es mehr als unwahrscheinlich sein, dass sie uns mentale Funktionen zur Verfügung stellt, die irrelevant sind.
Eine zweite Position, der sogenannte eliminative Materialismus, behauptet, dass die gesamte
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