Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
Aber das ist nicht wirklich entscheidend, weil Computer immer schneller und besser werden. Und ich vermute, dass wir ihnen in nicht allzu ferner Zukunft »Turing-Medaillen« verleihen werden. Aber würde ein Computer, der den Turing-Test besteht, wirklich denken? Der Philosoph John Searle meint, wir könnten diese Frage beantworten, indem wir in seinem chinesischen Raum ein sehr interessantes Spiel spielen. In diesem chinesischen Raum befindet sich ein einziger Mensch – nehmen wir an, das sind Sie – und ein Bündel Karten mit chinesischen Ideogrammen darauf. Nehmen wir weiterhin an, Sie könnten kein
Chinesisch und würden die Zeichen nicht einmal erkennen, wenn Sie sie sehen. Jemand reicht Ihnen neue Karten, auf denen Sie weitere unverständliche Ideogramme vorfinden. Zum Glück haben Sie ein Wörterbuch zur Hand, das Ihnen in Ihrer eigenen Sprache genaue Anweisungen gibt, die etwa so lauten: Wenn Sie diese Art von Symbol in Korrelation mit dieser Art von Symbol sehen, dann suchen Sie nach dem folgenden Symbolsatz. Sie halten sich an diese Regeln und geben für die Karten, die Sie bekommen haben, die passenden Karten von Ihrem Stapel zurück. Sie wissen nicht, dass die Leute, die das Experiment durchführen, ihre Karten als »Fragen« bezeichnen und die Karten, die Sie zurückgeben, »Antworten« nennen. Letztlich beantworten Sie die Fragen, die Ihnen gestellt werden, nach den detaillierten Regeln in Ihrem Buch. Nehmen wir an, Sie machen Ihre Sache nach einer Weile so gut, dass sich Ihre Antworten nicht mehr von denen chinesischer Muttersprachler unterscheiden lassen. Kurzum, Sie bestehen den Turing-Test. Aber, so fragt Searl, verstehen Sie Chinesisch? Eindeutig nicht! Auch wenn Sie die richtigen Antworten geben! Doch was Sie gerade getan haben, so schreibt Searle, ist genau das, was Computer tun. Sie manipulieren einfach nur Symbole. Folglich können sie die passenden Antworten geben, aber sie verstehen nichts von dem, was sie tun. Computer können überhaupt nichts verstehen, nicht einmal ihre eigene Software. 14
In seiner Analyse unterscheidet Searle zwischen Syntax und Semantik. Die Syntax bezieht sich auf Grammatik oder funktionale Regeln, die Semantik auf Inhalt und Bedeutung. Searle geht es darum, dass ein Computer zwar die Syntax, aber nicht die Semantik beherrscht. Natürlich
benutzen wir Computer nicht anders als Rechenschieber und Taschenrechner, um mentale Aufgaben zu bearbeiten. Aber es sind nicht die Taschenrechner, die mathematisch denken, sondern wir tun es mit Hilfe der Taschenrechner. Genauso wenig denken oder verstehen Computer irgendetwas; wir tun es mit Hilfe der Symbolmanipulation, die Computer leisten können. Und sogar diese Symbolmanipulation wurde von menschlichen Wesen in den Computer programmiert. Wenn ein Computer intelligent wirkt, dann ist das kein Wunder, weil die menschliche Intelligenz ihn geschaffen hat. So gesehen war es kein Computer, der Kasparow besiegte; in Wirklichkeit hat er gegen eine ganze Gruppe von Programmierern und Schachgroßmeistern gespielt, deren kollektiver Scharfsinn durch eine Maschine unterstützt wurde, die Millionen von Symbolmanipulationen pro Sekunde leistet. Die Stärke von Searles Argument liegt in seinem weiten Geltungsbereich: Es geht hier nicht nur um die Grenzen dieses oder jenes Computers, sondern hier wird deutlich, dass kein noch so komplexer Computer jemals wird denken können. Und wenn Computer nicht denken können, dann verliert der Funktionalismus sein bestes Argument und viel von seinem Reiz.
Wo stehen wir mit dieser Erkenntnis? Wir haben das Kapitel mit der Frage begonnen, ob es einen Unterschied zwischen dem Mentalen und dem Materiellen gibt oder ob alles materiell ist. Wir haben das Problem des Dualismus angesprochen – wie können mentale Zustände materielle Zustände verursachen? – und es vorläufig verlassen, um uns mit dem Materialismus als Alternative zu beschäftigen. Wir haben jedoch gesehen, dass der Materialismus sich auch mit den ausgeklügeltsten Überlegungen nicht
aufrechterhalten lässt. Im Grunde wirkt das materialistische Argument wie ein Bumerang: Es begann mit dem Versuch, den Geist auf das Gehirn zu reduzieren, und konnte doch nur seine eigenen Begrenzungen aufzeigen. Die Wissenschaft selbst hat ihren »blinden Fleck« offenbart: Sie ist nur für einen eingeschränkten Bereich tauglich. Die moderne Wissenschaft funktioniert entsprechend dem vom Biologen Jacques Monod so benannten »Postulat der Objektivität«.
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