Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Proteomanalyse im Abschnitt »Das Potenzial der Proteomik« in Kapitel 5 zu sehen sind, mit einem bestimmten menschlichen Protein, einige sind aber auch noch »unbestimmt«; wir wissen nicht, ob sie aus einer Kombination anderer Proteine hervorgehen oder zu einem anderen Organismus gehören, der es sich in unserem warmen Körper gutgehen lässt. Das ist ein weiterer Pluspunkt der Proteomik: Wir sehen wirklich alles, menschlich oder nicht, und können endlich gültige Schlüsse daraus ziehen.
Das Endziel jeder Therapie ist, den Körper in den gesunden Normalzustand zurückzubringen, also in diesem Fall in eine Art Homöostase, in der man keine falschen Neurotransmitter abfeuert, der Stoffwechsel nicht aus dem Ruder läuft, keine Bakterien herumschwirren, die zu bestimmten Krankheiten führen können, keine Ausfälle im Immunsystem – oder auch in anderen Systemen – und keine unkontrolliert wuchernden Tumore vorkommen. Das ist schon alles; das ist Gesundheit – ein Zustand, in dem das System ordnungsgemäß läuft und eine hohe Lebensqualität beschert. Dieser letzte Zusatz unterscheidet unsere Gesundheit deutlich vom Normzustand etwa eines Computernetzwerks. In diesem Normalzustand weiß der Körper, was als Nächstes geschehen wird, seine Redundanzmechanismen gleichen kleinere Fehler selbsttätig aus, und alles läuft im Wesentlichen rund. Denken Sie daran: Der Körper braucht Berechenbarkeit. Wenn Sie ihm die geben, indem Sie zum Beispiel möglichst wenig Stress haben, dann wächst Ihre Chance, den gesunden Zustand zu wahren.
Nach dem Film Gattaca haben sich einige Zuschauer vielleicht gefragt, wie nahe wir schon dran sind, unsere Gene so zu manipulieren, dass wir uns in Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und übermenschlicher Gesundheit verwandeln. Wir sind zwar noch weit davon entfernt, zu Übermenschen zu werden, die über Hochhäuser springen und durch Wände blicken können, aber ich glaube tatsächlich, dass noch zu unseren Lebzeiten die Medizin, wie wir sie kennen, durch die Fortschritte bei der Arbeit an Genen, Proteinen, Mikroben usw., wie sie schon heute in den Spitzenlabors weltweit erzielt werden, völlig verändert werden wird. Wir werden dann einen bestimmten Tag, an dem mich ein Zeitschriftentitel sehr betroffen gemacht hat, weit hinter uns gelassen haben.
Eine virtuelle Realität
Für jemanden wie mich, der sein Leben der Erforschung und Behandlung von Krebs gewidmet hat, war es, wie man sich vorstellen kann, ein ziemlicher Schlag, als ich im Vorbeigehen am Kiosk unserer Klinik zufällig die Schlagzeile des Magazins Fortune las, »Warum wir den Kampf gegen den Krebs verlieren«. Es klang wie ein Vorwurf gegen mich persönlich. Die Krebsmedizin hat in den letzten Jahrzehnten schon viel Kritik einstecken müssen, und dieser Artikel wollte offensichtlich mein Fachgebiet noch etwas mehr in den Dreck ziehen. Aber nach meiner anfänglichen Abwehr sah ich ein, dass solche Kritik unbedingt nötig ist, und fühlte und fühle mich herausgefordert, das zu reparieren, was kaputt ist. Wie ich in diesem Buch immer wieder betone, müssen wir die Sichtweise hinter uns lassen, dass Krankheiten, einschließlich Krebs, lediglich Moleküldefekte seien, um zu neuen Behandlungsansätzen zu gelangen.
Wenn man sich sämtliche Variablen einer Krankheit wie etwa Krebs vor Augen hält, und auch wenn man sie noch gar nicht alle kennt, muss man zunächst die Art der Datenaufnahme berücksichtigen. Um das an einem Beispiel zu erläutern: Wenn ich etwa über 30 Tage Ihre Körpertemperatur messe, um einen Durchschnittswert zu bekommen, und ein Ergebnis von 36,8° erhalte, dann ist das ganz wunderbar, und ich wäre zufrieden. Aber wenn Sie an einem dieser Tage ein leichtes Fieber von 38,8° bekommen, ein Aspirin dagegen genommen und es nach sechs Stunden überwunden hätten, dann wäre mir das wahrscheinlich entgangen. Hier sehen wir eins der fundamentalen Probleme in der Medizin: Zur Untersuchung beim Hausarzt geht man einmal jährlich, wenn überhaupt. Bei diesem einen Termin kann er zwar einige Werte messen, etwa die Körpertemperatur, den Blutdruck, das Gewicht und so weiter. Aber er hat keine Ahnung, welche Schwankungen dieser Werte zwischen den einzelnen Untersuchungen auftreten.
Wie ich bereits erzählt habe, hatte ich einmal einige Monate lang ein Gerät, das mir zeigte, wie viele Kalorien ich täglich verbrauchte. Dieses interessante Experiment vermittelte mir, was mir sicherlich entgangen wäre,
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