Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
sein, denn Sie müssen bedenken, was Sie von Ihrem Körper wollen. Sie müssen sich darüber klarwerden, mit welcher persönlichen Metrik Sie den Körper erhalten, den Sie möchten. Ein Bodybuilder hat ganz andere Vorstellungen als ein Konzertpianist. Ein Konzernmanager, dessen Blutdruck jeden Nachmittag unweigerlich in die Höhe schießt, wird versuchen, diesen speziellen Wert unter Kontrolle zu bringen, genauso wie es das Ziel des unter Schlaflosigkeit leidenden Patienten sein wird, neun von zehn Nächten erholsam durchzuschlafen. Nicht nur die persönliche Metrik der Menschen wird sich also voneinander unterscheiden, sondern auch die Wichtigkeit, die sie den einzelnen Werten beimessen. Bei all diesen Unterschieden bleibt aber eine große Gemeinsamkeit: ein gemeinsamer Wille, die erzielten Erkenntnisse miteinander zu teilen, der entscheidend für den Erfolg dieses neuen Ansatzes in der Gesundheitsvorsorge sein wird.
Gesundheitsregel Betrachten Sie immer das Gesamtsystem Ihres Körpers. Es hat Inputs und Outputs. Sammeln Sie Daten über sich selbst und speichern Sie sie an einem leicht zugänglichen Ort, weil Ihr Arzt sie braucht, um die Gesundheit Ihres Systems richtig interpretieren zu können. Ihre Informationen – oder Ihre persönliche Metrik – sind einmalig für Sie und mit ihrer Hilfe können Sie Ihren Gesundheitsplan auf Ihre persönlichen Bedürfnisse ausrichten. Jeder Mensch trägt also gewissermaßen eine Sondergröße, keine Einheitsgröße.
Kapitel 13
Geben und Nehmen
Wie wir länger und besser leben können, indem wir unsere medizinischen Informationen austauschen
Immer wieder lese ich erstaunliche Geschichten, die nur bestätigen, was ich mir schon lange gedacht habe. So geschah im Herbst 2008 etwas ziemlich Bemerkenswertes: Eine Internet-Suchmaschine sagte eine Grippeepidemie drei Wochen vor der US-Seuchenbehörde CDC voraus. Aber mich überraschte das nicht, denn ich wusste, dass die Technologie der Suchmaschinen irgendwann die altbekannten Methoden der Epidemieverfolgung überholen würde. Ein bisschen erstaunt war ich allerdings über das Transformationspotenzial dieses Vorgangs – und wie er die Medizin weit über Fragen der Volksgesundheit hinaus revolutionieren könnte.
Woche für Woche suchen Millionen Menschen rund um den Globus im Internet nach Gesundheitsinformationen. Wie man sich leicht denken kann, werden im Winter vermehrt Suchanfragen nach Grippe eingetippt, im Frühling solche nach Heuschnupfen und im Sommer jene nach Sonnenbrand. Solche Phänomene kann man über Google Insights for Search mitverfolgen, ein Tool, das den Vergleich des Suchanfragenaufkommens zu bestimmten Themen nach Region, Kategorie, Zeitraum und Eigenschaften ermöglicht. Man kann zum Beispiel nachsehen, wo nach Merlot oder Cabernet gesucht wird. Man kann seine Suche auch geografisch eingrenzen und beispielsweise nachschauen, was Fußball in Brasilien an Ergebnissen bringt. So können Geschäftsleute Kunden finden, Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen herausfinden und allgemeine Trends verfolgen. Aber können denn solche Suchanfragentendenzen die Grundlage für ein genaues, zuverlässiges Modell von Phänomenen der realen Welt bilden?
Genau diese Frage stellte sich vor einigen Jahren Larry Brilliant, ein führender Epidemiologe und einer der Leiter des erfolgreichen Programms der Weltgesundheitsorganisation zur Ausrottung der Pocken. Damals war er Direktor von Google.org, dem gemeinnützigen Zweig von Google, und tat sich mit einigen anderen neugierigen Kollegen für ein kleines Experiment zusammen. Eigentlich war es eher ein großes Experiment, denn es erstreckte sich über die ganze Welt und überprüfte, wo die Internetnutzer ungewöhnlich häufig Suchbegriffe wie Fieber, Schüttelfrost oder Grippe eingaben. Brilliant fand tatsächlich einen engen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit grippebezüglicher Suchbegriffe und der Zahl der Grippefälle. Natürlich ist nicht jeder, der nach Grippe sucht, auch tatsächlich daran erkrankt, aber wenn man alle grippebezüglichen Suchanfragen zusammenstellt – die Methode heißt Aggregated Search Data –, ergibt sich ein Muster. Brilliants Team verglich die Zählungen mit den Ergebnissen der traditionellen Grippe-Überwachungssysteme, wie sie etwa das CDC einsetzt, und kam zu dem Ergebnis, dass viele solche Suchanfragen gerade in der Grippesaison populär sind, und zwar jeweils dort, wo die Grippe im Augenblick grassiert – weltweit. Durch
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