Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
irgendwie befiehlt, sich selbst langsam abzuschalten, und verhindern, dass er ausgelöst wird? Geradeheraus gefragt – müssen wir wirklich sterben?
Was die Unsterblichkeit angeht, so sind wir ihr immer noch nicht näher als unsere prähistorischen Vorfahren, aber inzwischen verstehen wir den Alterungsprozess sehr viel besser und können unser Leben beträchtlich verlängern. Wir leben heute nicht nur viel länger, sondern es geht uns in dieser gewonnenen Zeit auch sehr viel besser als den Generationen vor uns. In den letzten 150 Jahren ist die durchschnittliche Lebenserwartung von ungefähr 45 auf 80 Jahre hochgeschossen. Trotzdem bleiben uns noch Myriaden Fragen und Rätsel zu beantworten – auch wenn wir damit nicht zur Unsterblichkeit gelangen, werden sie uns zweifelsfrei helfen, die Lebenserwartung weiter zu erhöhen, um so, wie es W. H. Auden so treffend ausgedrückt hat, die Natur im permanenten Bemühen um Heilung zu umwerben.
Die Vorstellung, dass alle lebenden Wesen eine Art Hauptschalter irgendwo tief in sich tragen, ist genauso faszinierend wie mystisch. Bedenken Sie Folgendes: Eine Maus wird etwa drei bis fünf Jahre alt, bevor sie Krebs bekommt und stirbt; ein Hund lebt sieben bis 14 Jahre, bevor ihn dasselbe Schicksal ereilt; und ein Mensch, der durchschnittlich sieben bis neun Jahrzehnte lebt, bekommt ebenfalls irgendwann Krebs, außer er stirbt vorher an etwas anderem wie zum Beispiel einer Herzerkrankung oder einem tödlichen Unfall. Die DNA aller drei Spezies ist bemerkenswert ähnlich, aber zwischen einer Lebenserwartung von wenigen Jahren oder einem einzigen Jahrzehnt und einem Ritt in den Sonnenuntergang, der fast ein Jahrhundert dauert, besteht ein großer Unterschied. Die Hauptschalter bei Maus und Hund sind offenbar deutlich anders eingestellt als unsere. Vielleicht werden wir sie eines Tages verstehen, vielleicht auch nicht. Womöglich gelingt es uns immerhin, den Hauptschalter zu kontrollieren, auch ohne ihn zu verstehen, was ich für realistischer halte. Das ist es auch, was ich jeden Tag in meiner Praxis und im Labor zu erreichen versuche.
Die Überwindung von Krankheit wird durch zwei grundlegende Annahmen ermöglicht. Erstens, dass der Ausbruch der meisten Krankheiten verschoben oder verhindert werden kann, und zweitens, dass es für die meisten Leiden in den nächsten zwei Jahrzehnten eine »Wunderpille« geben wird. Ich habe das Glück, den Fortschritt in den Laboren und Firmen weltweit verfolgen zu können, sowohl den technischen wie den pharmazeutischen, und daraus beziehe ich diesen Optimismus.
Dass Krankheiten zum größten Teil verhindert werden können, sollte man nicht trivialisieren. Das gilt sogar auf meinem Fachgebiet – die meisten Krebstodesfälle könnte man nämlich vermeiden. Die drei tödlichsten Krebsarten bei Männern sind Prostata-, Lungen- und Darmkrebs. Sie sind heute für fast 60 Prozent der Krebstoten verantwortlich. Wenn Sie ein Mann sind, dann kann ein Prostatakrebs bei Ihnen durch Test auf das prostataspezifische Antigen (PSA) mit einer einfachen Blutprobe früh erkannt werden. Wenn Sie von einer bösartigen Veränderung betroffen sind, könnten Sie von einer Behandlung, sei es durch eine Operation oder mit Strahlentherapie, profitieren, was Ihren Krankheitsverlauf bedeutend verändern wird. Daten, die zeigen, dass durch eine solche Intervention tatsächlich Leben gerettet werden, liegen gegenwärtig zwar noch nicht vor, aber meiner Meinung nach ist das der Fall, denn solche Studien nehmen viele Jahre in Anspruch, und sie werden momentan durchgeführt. Was den Lungenkrebs angeht, so können Sie Ihr Risiko für diese Krebsart drastisch reduzieren, indem Sie das Rauchen aufgeben und sich möglichst wenig dem Tabakrauch anderer aussetzen, und mit einem CT-Screening der Lunge können Sie Ihr Risiko senken, an Lungenkrebs zu sterben. Darmkrebs kann ebenfalls vermieden werden, indem man durch eine Darmspiegelung Polypen identifiziert, bevor sie zu Tumoren werden können.
Wenn Sie eine Frau sind, dann sind die für Sie tödlichsten Krebsarten Brust-, Lungen- und Darmkrebs. Gegen alle drei sind bereits heute Vorbeugungs- und Behandlungsmethoden verfügbar, die Ihre Chancen bedeutend verbessern, nicht an einem solchen Krebs zu sterben. Auch die Vorbeugung gegen Herzinfarkte und Schlaganfälle ist, ob Sie nun ein Mann oder eine Frau sind, relativ einfach und machbar. Wir wissen heute, wie man sich ernähren und wann man Statine nehmen sollte. Wenn Sie
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